Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
großes und ein Kinderrad. Owen würde bei Joe auf dem Gepäckträger mitfahren und wir hätten endlich die Möglichkeit, alle gemeinsam Ausflüge zu unternehmen.
Also fuhr Joe zwei Wochen lang jeden Abend nach der Arbeit zum Fahrradladen und kam meist erst nach Mitternacht heim. Aber die Plackerei war die Sache wert: Am Ende der ersten Woche brachte er schon das Kinderrad mit nach Hause. Es bot in einiger Hinsicht einen ziemlich jämmerlichen Anblick und hatte einige Reparaturen dringend nötig. In der Hälfte der zweiten Woche übergab der Ladenbesitzer Joe dann das Erwachsenenfahrrad, das einen bedeutend besseren Eindruck machte.
Christopher war hell begeistert von der Idee, ein Fahrrad zu besitzen und half beim Überholen aller Räder kräftig mit. Er war damals ein sehr magerer kleiner Junge und ganz versessen darauf, seinem Vater zur Hand zu gehen und zu lernen, wie man die Fahrradketten ölte, Speichen einzog und all die anderen Dinge. Außerdem wurde ein richtig guter Radfahrer aus ihm.
Nie werde ich den Tag unseres ersten Familien-Fahrradausflugs vergessen: Als Ziel hatten wir uns den rund acht Kilometer entfernten Donadea-Waldpark ausgesucht, um dort ein Picknick zu machen. Joe meinte, acht
Kilometer seien eine ziemliche Strecke für einen Fünfjährigen, weshalb wir schauen müssten, wie lange unser Sohn durchhielt, bevor er zu müde wurde. Joe hatte einen Kindersitz für Owen auf seinem Gepäckträger, auf meinem waren die Picknicktaschen festgebunden.
Ich war ein wenig in Sorge wegen Christopher, denn ich kannte die Länge der Strecke, doch hätte ich mir das getrost sparen können, denn er hielt sich glänzend. Trotzdem legten wir hin und wieder kleine Pausen ein oder schoben die Räder ein Stückchen.
Nach diesem ersten Mal radelten wir zum Picknick nach Donadea so oft wir konnten und genossen die Stunden dort sehr. Es war eine stille und friedvolle Anlage, insbesondere abends, wenn sich die anderen Besucher bereits auf den Heimweg begeben hatten. Und dann gab es dort noch den sogenannten See – in meinen Augen eher ein Teich – mit Enten darauf und einer kleinen Insel darin, zu der eine Brücke hinüberführte. Auf der Insel standen vier Bäume und ein paar Picknicktische, aber Gras wuchs dort keines.
Jedes Mal errichteten wir gleich nach unserer Ankunft ein kleines Lagerfeuer dort und kochten Tee. Die Kinder hatten großen Spaß daran, auf der kleinen Insel am Lagerfeuer zu sitzen, mit all dem Wasser um sie herum und den Enten, die auf der Suche nach Brotstückchen herumwatschelten. Wir tranken unseren Tee, aßen die Brote dazu und betrachteten den Sternenhimmel. Ich weiß wohl, dass wir dort eigentlich kein Feuer hätten anzünden dürfen, wegen des nahen Waldes, aber wir passten immer äußerst sorgfältig darauf auf. Von meinem Vater hatte ich schon als Kind eine Menge über Lagerfeuer gelernt und andere wichtige Verhaltensweisen in der Natur: So hatte er mir beigebracht, wie man Feuer macht, wie man sicher auf einer Uferböschung entlangläuft, hatte mich Schwimmen und auf Strömungen achten gelehrt – und er hatte dazugesagt, es gebe Regeln für alles.
Eines Abends waren wir wieder in Donadea: Der Vollmond schien hell und die Sterne funkelten mit ihm um die Wette. Außer uns und den Enten war niemand mehr dort. Wir hatten ein kleines Feuer gemacht, die Kinder futterten ihre Brote und vergnügten sich auf ihre Weise, sie spielten, was kleinen Jungen eben Spaß macht. Ich sagte Joe, ich hätte gerne ein paar Minuten für mich allein und bat ihn, währenddessen auf die Kinder Acht zu geben. Ich wollte eine kleine Runde drehen und mit den Engeln Kontakt aufnehmen, denn ich hatte schon seit einiger Zeit gespürt, dass mich irgendetwas aus großer Entfernung beobachtete.
Joe wandte ein, dass es dunkel sei. »Ich steck die Taschenlampe ein«, gab ich zurück.
Ich überquerte die kleine Holzbrücke und nahm den Pfad in Richtung auf das alte Schloss, wandte mich dann wieder nach rechts und gelangte auf eine große baumumstandene Lichtung. Ich stellte mich hinter eine dicke Eiche, um mich Joes Blicken zu entziehen. Denn ich wollte wirklich alleine sein und wusste zugleich, dass er mich im Auge behalten würde.
Engel Elija erschien, ein funkelndes Leuchten unter den Bäumen, er betrat die Lichtung und rief meinen Namen. Als er seine Arme nach mir ausstreckte, erhob ich die Hände zu ihm und er nahm sie in die seinen.
Wir kommunizierten miteinander, jedoch ohne Worte. Denn Elija übermittelte
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