Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
bloß alle im Auto meines Vaters Platz finden sollten. Der Wagen war nicht groß und wir hatten eine Menge Gepäck. Die Kinder standen schon im Garten und warteten sehnsüchtig auf ihre Großeltern. Als sie dann am Gartentor vorfuhren, stießen die Jungen Freudenschreie aus.
Christopher und Owen kletterten sofort ins Auto, mitsamt ihren Spielsachen, während Paps und Joe es irgendwie fertig brachten, alles andere im Kofferraum zu verstauen. Und los ging’s nach Mullingar im County Westmeath, gute 70 Kilometer von Maynooth entfernt. Joe versuchte, ein Gespräch in Gang zu halten, aber ich zog mich lieber in mich zurück und spielte mit den Kindern.
Wir trafen erst gegen Abend beim Häuschen in Mullingar ein, es dunkelte schon, doch am Himmel stand ein prächtiger Vollmond und später funkelten tausend Sterne dazu. Das kleine Steinhäuschen war reizend, nett und gemütlich – und ich war sehr glücklich, dort zu sein. Meine Eltern schliefen im Untergeschoss und wir vier oben. Schon in dieser ersten Nacht schlief ich richtig gut.
Während unserer Ferien gingen mein Vater und Joe oft zum Fischen an die umliegenden verschiedenen Seen, und Paps fuhr auch mit den Kindern und mir aufs Wasser hinaus. Die Jungen waren ganz außer Rand und Band vor Vergnügen, auf dem Wasser zu sein, das Boot tanzte auf den Wellen, obwohl wir nur eine kurze Strecke vom Ufer hinaus- und wieder zurückgerudert waren.
Mein Vater hatte ein paar Jahre zuvor in der Tankstelle einen Unfall gehabt und konnte seitdem keine schwere körperliche Arbeit mehr verrichten. Und obwohl Joe selbst auch körperlich nicht sonderlich gut beieinander war, nahm er meinem Vater in diesen Ferien eine Menge Arbeiten ab, die Paps selbst nicht bewältigen konnte. Ich half auch mit. Wir verkleideten die Mauern mit Dämmplatten aus Gips, um sie vor der Feuchtigkeit zu schützen, was sich als nicht einfach herausstellte, denn eine der Mauern war sehr hoch und die Dämmplatte sehr schwer. Einige Tage lang arbeiteten wir von früh bis spät, doch am Ende der Ferien hatten wir es geschafft: Das Häuschen war isoliert.
Ein paar Mal fuhren Vater und Joe abends zum Fliegenfischen. An einem anderen Abend bat ich Joe, bei den Kindern zu bleiben, weil mir der Sinn nach einem Spaziergang allein stand. Ich wollte ganz für mich sein und ungestört ein Zwiegespräch mit den Engeln führen können – und zwar nicht im Flüsterton, sondern laut, so dass sie Menschengestalt annehmen und Seite an Seite mit mir gehen konnten. Ich verließ das Haus gegen 20 Uhr und wusste, dass um diese Zeit unten am See kaum mehr Menschen sein würden. Ich überquerte die
Hauptstraße, bog dann links in eine kleinere Straße ein, die mich auf den Feldweg zum See brachte. Doch anstatt links hinunter zum See zu gehen, hielt ich mich geradeaus und sagte zu den Engeln: »Ab hier könnt ihr neben mir gehen. Ich weiß, dass ihr geistig bereits um mich seid, aber ich brauche euch in Menschengestalt, um mit euch reden zu können.«
Engel Michael erschien neben mir und schloss sich meinem Schritttempo an. Er legte mir die Hand auf die Schulter, was sich gut anfühlte. Als wir die Straße entlanggingen, sagte er zu mir: »Etwas weiter vorne an dieser Straße ist rechts ein Waldstück, lass uns dort ein bisschen herumlaufen.«
Wir erreichten den Wald, er wirkte völlig zugewachsen und sehr dunkel. »Ich kann nicht in diesen Wald gehen«, protestierte ich. Michael nahm meine Hand und als wir uns auf das Gebüsch zubewegten, wichen die Dornenranken zur Seite und gaben uns einen Pfad frei. Wir kamen auf eine kleine Lichtung mit Blick über die Felder und auf den See. Mitunter laufe ich sehr gerne einfach so los, weiß die Engel in unmittelbarer Nähe und auch, dass ich keine Angst zu haben brauche. An diesem Abend mit Michael im Wald hatte ich allerdings das vage Gefühl, dass mich irgendetwas beobachtete. Doch beschäftigte ich mich nicht weiter mit diesem Gedanken und bat auch Michael nicht um eine Erklärung.
Am nächsten Morgen gleich nach dem Frühstück lud Paps Joe wieder zum Fischen ein, und im Nu waren die beiden mit ihren Angelsachen aus der Tür. Ich rief ihnen noch nach, sie sollten etwas Ordentliches fangen und zum Abendessen mitbringen. Paps rief zurück, er werde sich Mühe geben, könne aber nichts versprechen. Dann machten sie sich auf den Weg zum See. Mam war draußen im Garten mit ihren Blumentöpfen beschäftigt. Nachdem ich die Küche aufgeräumt hatte, wanderte ich mit den Kindern das
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