Engel mit Biss
brachte uns auch gleich das Richtige zu trinken, da brauchten wir gar nicht lange zu bestellen.
Der Club war nicht sehr groß, die Hälfte des Publikums bestand aus Menschen, meist Frauen. Eine kam auch gleich zu unseren Tisch und forderte Yago zum Tanzen auf, das war wirklich selten, weil er immer so abweisend wirkte. Aber er ging mit, sie war eine von den Frauen, die wussten auf was sie sich da einlassen. Sie genossen es, wenn man ihr Blut trank. Hier konnte man sogar während des tanzen ein Schlückchen nehmen, es fiel gar nicht auf. Auch Dorian und Francesco fanden schnell eine Partnerin, die schmissen sich denen ja regelrecht an den Hals.
„Ja“, seufzte Liliana“ die Frauen sind da mutiger, einen Mann, der sich freiwillig das Blut aussaugen lässt, findest du nicht so leicht, alles Feiglinge.“
„Ich habe da jemanden, schon länger, ein sehr guter Freund, in New York“, mit Wehmut musste ich an Luc denken.
„Ich sehe, dass er sehr verlockend für dich ist, es ist manchmal ziemlich riskant, stimmst?“
„Leider ja“, musste ich zugeben „ ich muss mich wirklich sehr beherrschen um nicht zu viel von ihm zu nehmen. Es war schon öfter hart an der Grenze, ich würde es mir niemals verzeihen, wenn ich ihn töten würde. Deshalb versuche ich ihn so selten wie möglich zu sehen.“
„Das kann ich gut verstehen, ich hatte auch mal so jemanden, es ist aber schon lange her. Er ist auf natürliche Weise gestorben, an seinem hohen Alter. Aber immerhin ist er fast einhundert zwanzig Jahre alt geworden.“
„So alt wird doch kaum ein Mensch, wie kann das sein?“
„Es war vor dreitausend Jahren, er war ein Pharao, ich hätte ihn gerne umgewandelt, aber er war nicht mein Seelengefährte. Aber er hat immer mal wieder Blut von mir getrunken, das hat sein Leben verlängert und er wurde niemals Krank. Deshalb dachte sein Volk auch er wäre ein Gott, weil er nicht alt aussah und topfit war. Ich dachte damals, dass ich niemals einen Seelengefährten finden würde, bis ich dann Francesco traf. Erst hatte ich ja Bedenken, weil er so jung war, aber zu der Zeit starben die Leute ja schon mit Vierzig und sahen aus wie Greise. Ja, seitdem sind wir zusammen.“
Ich musste über das Nachdenken was Liliana mir erzählt hatte, vielleicht könnte ich Luc sein Leben auch verlängern, indem er von meinem Blut trank.
Liliana sah mich an „weißt du, es ist nicht jedermanns Sache Blut zu trinken. Es kann sein, das er sich davor ekelt, damit musst du rechnen.“
„Auf jeden Fall kann ich es versuchen“, nahm ich mir vor.
Ein blonder junger Mann kam zu unseren Tisch, er wirkte etwas verlegen. „Entschuldigen Sie“ stammelte er „mein Freund und ich dachten, ob Sie vielleicht Lust hätten zu tanzen?“
Dabei blickte er sich um, zwei Tische weiter, saß noch ein junger Mann, der jetzt verlegen rüber winkte. In ihren Gedanken sahen wir, dass sie gar nicht wussten, in was für einen Club sie hier gelandet waren. Sie waren beide aus Norwegen, sprachen aber sehr gut Englisch.
Kein Wunder dass sie so unwissend waren, in Norwegen gab es so gut wie keine Vampire, kein gutes Land für uns, viel zu wenig Bevölkerungsdichte.
Ich stand auf „aber gerne doch, komm Liliana, du hast doch sicher auch Lust zum Tanzen.“ Sie nickte und wir gingen rüber zu seinem Freund, der schon erwartungsvoll wartete.
„Hallo“, sagte er schüchtern „ich bin Torben.“
„Ach ja, ich bin Sören“, warf der erste ein.
Ich nahm Sören und Liliana Torben an die Hand und wir gingen auf die Tanzfläche, wo sich die Männer immer noch mit den Mädchen vergnügten. Als sie sahen, dass wir auch jemanden abbekommen hatten, grinsten sie uns an.
„Ich bin übrigens Nora“, sagte ich zu Sören „bist du das erste Mal hier?“
„Ja, wir machen eine Italienrundreise und sind jetzt drei Tage in Mailand. An diesen Club sind wir durch den Taxifahrer geraten. Wir wollten in einen Club der nicht alltäglich ist, aber anscheinend versteht der darunter wohl etwas anderes als wir. Dieser Club ist ja nicht besonders aufregend, das einzige ist, das es hier ein paar besonders gut Aussehende Leute gibt, aber das hat man auch woanders.“
Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. Ich musste innerlich lächeln, er hatte noch nicht den Blick fürs wesentliche.
„Dieser Club ist durchaus etwas Besonderes, du hast es nur noch nicht bemerkt“, foppte ich ihn.
Irritiert blickte er um sich, in dem Glauben, vielleicht das Geheimnis dieses Clubs noch
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