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Engel mit Biss

Engel mit Biss

Titel: Engel mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Piechot
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versuchte er sich rauszureden.
    „Lüg nicht“ streng sah Yago ihn an „wir wissen genau was du vorhattest, uns kann man nicht anlügen.“
    Ich merkte wie die Leute auf uns aufmerksam wurden, das wollten wir auf keinen Fall. Also gingen wir mit dem Jungen erst mal aus der Menschenmenge raus. Er versuchte sich zu wehren und wollte sich losreißen, er überlegte ob er einfach um Hilfe rufen sollte.
    „An deiner Stelle würde ich lieber den Mund halten“, sagte ich „oder sollen wir die Polizei rufen? Sicher bist du bei ihnen kein unbeschriebenes Blatt.“
    An seinem Gesicht sah ich, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte und musste grinsen.
    „Tja, was machen wir denn nun mit dem kleinen Dieb, am besten bringen wir dich zu deinen Eltern. Vielleicht wissen die ja gar nicht, was du so alles treibst.“ Yago sah ihn drohend an.
    „Oh bitte nicht, ich habe nur eine Tante und einen Onkel, die für mich und meine Schwester sorgen. Die werden uns beide ins Heim stecken, das würden die sowieso am liebsten tun. Seit unsere Eltern tot sind, wohnen wir bei ihnen, aber die Tante ist nicht sehr nett.
    In seinen Gedanken sah ich, dass er die Wahrheit sagte, die Tante muss ja ein ganz schöner Drachen sein. „Trotz allem solltest du nicht stehlen gehen, irgendwann wird es immer schlimmer, dann bist du richtig kriminell und kommst aus diesem Milieu nicht mehr raus“, sagte ich etwas besänftigt. Er tat mir auch irgendwie leid. Können wir nicht irgendetwas für ihn und seine Schwester tun, fragte ich Yago im Gedanken.
    Du immer mit deinem großen Herzen, hörte ich ihn seufzen.
    „Hör zu“, sagte Yago und kniete sich vor dem Jungen hin, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. „Ich glaube du brauchst erst mal etwas zum Essen. Und dabei erzählst du uns mal von dir und deiner Schwester und warum eure Tante euch nicht mag, einverstanden?“
    Ein Strahlen ging über das Gesicht des Jungen „ja gerne, ich habe wirklich großen Hunger! Bei unserer Tante gibt es nur etwas am Morgen und etwas am Abend, sie sagt das würde zum Überleben reichen.“
    Was gibt es nur für Menschen, kein Wunder dass er stiehlt, damit möchte ich das natürlich nicht entschuldigen. Wir mussten da unbedingt eine Lösung finden, man könnte den Leuten vielleicht einer Gehirnwäsche unterziehen. Ich sah an Yagos Grinsen, dass wir einer Meinung waren. Aber dafür mussten wir natürlich mehr über sie herausfinden. Erst einmal setzten wir uns in eines der Restaurants am Rande des Markusplatzes und bestellten dem Jungen einen großen Teller Spaghetti. Wir nahmen nur zwei Espresso.
    In Nullkommanichts nichts hatte er die Nudeln regelrecht in sich hinein geschaufelt. Anders kann man es nicht beschreiben, wir waren wirklich erstaunt.
    „Wie wäre es mit einem schönen Eisbecher? Schaffst du den noch“ wagte ich zu fragen. „Natürlich“, freute er sich über so viel Glück „aber esst ihr denn gar nichts?“
    „Wir haben schon gegessen, heute Abend sind wir auch noch eingeladen, da wollen wir uns vorher nicht so vollstopfen“, lenkte ich ihn ab. Als er seinen Eisbecher aß, der übrigens riesig war, schaute er Yago immer so sonderbar von der Seite an. Ich merkte auch, dass es Yago etwas beunruhigte. Bei Kindern war das immer so eine Sache, die sahen meist mehr als die Erwachsenen. Kinder beobachten immer alles ganz genau, sie haben noch den Blick fürs Wesentliche, was die meisten Erwachsenen schon verloren haben. Um ihn ab zu lenken, fragte ich ihn erst mal aus.
    „Wie heißt du eigentlich?“
    „Ich heiße Marco und ihr?“
    „Ich bin Nora und das ist mein Mann Yago. Und wie heißt deine Schwester, Marco?“
    „Meine Schwester heißt Anna, sie ist schon fünfzehn, ich bin neun.“
    „Aha und warum müsst ihr jetzt genau bei eurer Tante leben?“
    Ich sah, dass es ihm etwas unangenehm war darüber zu reden.
    „Du kannst uns ruhig alles erzählen, wir wollen nur versuchen dir zu helfen.“
    Er schaute mich etwas skeptisch an, schließlich waren wir Fremde.
    Dann sagte er aber voller Überzeugung: „Ja, ich glaube ihr könntet mir helfen. Anderen Leuten hätte ich nicht geglaubt, aber euch vertraue ich. Warum hast du so sonderbare Augen“ fragte er plötzlich Yago.
    „Wieso sonderbar?“
    „Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der solche Augen hat. Ich glaube auch, dass du anders bist als die Menschen, ihr seid beide anders .“
    „Vielleicht hast du Recht, aber das sollte unser Geheimnis bleiben, was meinst du?“

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