Engel mit Biss
brauchte, verschenkte ich. Einen Teil, wie die Möbel, übernahm meine Nachmieterin. Eine junge Studentin, die froh war sich nichts Neues kaufen zu müssen. Als ich meiner Hauswirtin die Schlüssel gab, war mir doch etwas wehmütig zumute. Von Lago bekam ich eine Chipkarte vom Haus und ein nagelneues Auto.
„Du musst ja beweglich sein, so außerhalb der Stadt“, meinte er. Das fand ich sehr großzügig. Ich traf mich des Öfteren am Mittag mit meinen Freunden in dem Café. Ein paarmal fuhr ich auch zu meinen Eltern. Mein Bruder war natürlich neidisch auf das neue Auto. Er hat sich übrigens schon gleich nach unseren Sonntagsessen von Jenny getrennt, da brauchte ich gar nichts mehr zu sagen. Ehe ich mich versah war ein Monat rum. Meinen Eltern hatte ich noch gar nichts von unseren Hochzeitstermin gesagt.
„Jetzt ist schon Anfang Juli“, sagte Lago „wir müssen die Einladungen für die Hochzeit machen und vor allen Dingen deine Eltern informieren.“ Ich rief an das wir am Wochenende kommen würden, meine Mutter freute sich. Lago legte mir ein paar Vorschläge von Einladungskarten vor, ich sollte mir eine aussuchen. Auch um alles andere würde er sich kümmern, man gut, ich wäre damit total überfordert.
„Du brauchst dich nur noch überraschen zu lassen“, sagte er. Am Samstagnachmittag fuhren wir dann zu meinen Eltern, mein Bruder war auch da. Meine Mutter hatte extra einen Kuchen nur mit Zutaten aus dem Reformhaus gebacken. Lago aß ihr zuliebe ein Stück, aber zu mehr konnte sie ihn nicht überreden. Dann sagten wir ihnen, dass wir am dreizigsten August heiraten würden. Sie sahen uns etwas irritiert an.
„Aber kommt das nicht ein bisschen plötzlich? Ihr kennt euch doch erst ein paar Wochen, oder bist du etwa schwanger Nora?“ Hoffnung klang in der Stimme meiner Mutter mit, sie wünschte sich ja schon so lange Enkelkinder. Es tat mir leid, dass ich sie in dieser Hinsicht enttäuschen musste.
„Nein Mum, da muss ich dich leider enttäuschen, ich bin nicht schwanger. Wir heiraten weil wir uns lieben und immer zusammen bleiben wollen.“
Lago rettete die Situation „wissen Sie Mrs. Wright wir heiraten auch weil ich beruflich viel unterwegs bin, auch im Ausland und als meine Frau ist es einfacher für Nora mitzureisen.“
Meine Mutter nickte „das finde ich natürlich auch gut, aber wenn ihr immer unterwegs seid, dann sehen wir uns ja kaum noch“ Sie nahm meine Hand und drückte sie.
„Das ist wohl wahr, aber wir werden uns regelmäßig schreiben.“ Mein Vater und mein Bruder sagten nicht viel dazu, sie wussten, dass ich mein Leben so leben musste wie ich es für richtig hielt. Als wir zurückfuhren war ich froh dass wir es hinter uns hatten.
„Du musste eine Liste machen, wem du alles zur Hochzeit einladen möchtest, dann können wir die Karten drucken lassen. Lade ruhig ein wem du willst.“
„Hast du auch jemanden den du einladen wirst?“ Wollte ich wissen.
„Es gibt nur einen den ich einlade, mein Geschäftspartner Alexander, er wird mein Trauzeuge sein. Sonst lade ich niemanden ein, das wäre etwas zu auffällig und würde nur zu unangenehmen Fragen führen“, sagte er ernst. Gleich als wir zu Hause waren, setzte ich mich hin und machte eine Liste von den Leuten die ich bei meiner Hochzeit gerne dabei haben wollte. So viele kamen da nicht zusammen. Verwandte hatte ich nicht viele und meine Freunde waren auch nicht so zahlreich. Alles in allem kamen circa vierzig Leute zusammen, aber ich fand das waren auch genug. Da fiel mir noch was Wichtiges ein.
„Sag mal, hast du keine Probleme damit in die Kirche zu gehen? Ich meine wegen dem Kreuz und dem Weihwasser und so?“ Lago fing schallend an zu lachen, er schmiss sich aufs Sofa und konnte sich kaum wieder einkriegen, so witzig fand ich das nun auch wieder nicht. Das war doch wohl eine berechtigte Frage. „Ich muss mich immer wieder wundern, was bei dir so im Kopf herum geht“, sagte er glucksend.
„Schon ein paar Mal habe ich dir gesagt, du sollst nicht den ganzen Kram glauben der in Büchern steht. Es macht mir nicht das Geringste aus in die Kirche zu gehen, warum auch, es ist ein Gebäude wie jedes andere auch. Dieser ganze Hokuspokus darum herum, ist doch nur dafür da um die Menschen zu täuschen und ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Bald wirst du die ganze Wahrheit erfahren und jemanden kennen lernen, der dir das ganze aus erster Hand erzählen kann. Aber das ist eine Überraschung, obwohl ich nicht übel Lust
Weitere Kostenlose Bücher