Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
Vom Netzwerk:
nichts mit dem der drei Mädchen zu tun? Diese Maklerin hat sich in einem völlig anderen Umfeld bewegt. Das Büro ihrer Firma befindet sich an Kampens Schickimicki-Meile, und die Klientel entspricht so gar nicht den Kreisen, in denen sie bisher ermittelt haben.
    Die beiden Haupt-Tatverdächtigen waren schließlich ein Berufszauberer und ein arbeitsloser Journalist, nicht gerade das Publikum, das für die sicher eindrucksvollen Tantiemen von
Zöllner-Immobilien
sorgt.
    Andererseits gibt es im Leben weniger Zufälle als gemeinhin angenommen, davon ist Sven Winterberg schon lange überzeugt. Seufzend greift er zum Telefon, um seinen Besuch in dem Maklerbüro anzukündigen. Es wird ihm wohl wenig anderes übrigbleiben, als sich durch die Akten der Maklerin zu wühlen. Denn die mageren Auskünfte über ihr Privatleben haben absolut keine Anhaltspunkte für einen Anfangsverdacht ergeben. Während Winterberg die Nummer von
Zöllner-Immobilien
wählt, rekapituliert er die Informationen, die sie über die Maklerin besitzen.
    Mona Hofacker lebt ganzjährig auf der Insel, ist ungebunden, hat nach Auskunft ihrer Mitarbeiter kaum Freunde und keine Familie, bis auf eine alte Tante, die in einem Hamburger Seniorenstift wohnt. Typischer Fall von Karrierefrau, denkt Winterberg. Dazu passt es auch, dass niemand weiß, wann diese Maklerin wirklich verschwunden ist. Seit dem Samstagnachmittag, als sie sich von ihren Kollegen ins Wochenende verabschiedet und das Büro verlassen hat, um angeblich nach Hause zu fahren, hat sie einfach niemand gesehen.
    Während Winterberg noch darauf wartet, dass am anderen Ende der Leitung abgehoben wird, klingelt sein Handy. Sofort werden seine Hände feucht. Anja, denkt er, wie so oft in den letzten Tagen, wenn ihn der Handyton überraschte. Die Angst um Mette ist ein wildes Tier, jederzeit sprungbereit.
    Sven Winterberg unterbricht das Festnetzgespräch gerade in dem Moment, als sich am anderen Ende eine Frauenstimme meldet. Dann beruhigt ihn ein Blick auf sein Handydisplay.
    »Hallo, Bastian. Was gibt’s?«
    »Ihr scheint hier irgendwo auf der Insel ein kosmisches Loch zu haben.«
    »Wie bitte?«
    »Irgendetwas, das Menschen ansaugt und zum Verschwinden bringt.«
    »Was du nicht sagst. Habt ihr beiden auch was Neues rausgekriegt?«
    »In der Tat. Erstens: Wir haben diesen alten Zettel wiedergefunden. In einem der stinkenden Kartons. Sei also froh, dass es noch keine Geruchsübertragung per Telefon gibt.«
    »Und?«
    »Tja, was soll ich sagen? Siljas Einsatz als Graphologin hat beeindruckende Resultate gezeigt.«
    »Lass mich raten. Auf dem Zettel steht weder ›Eselsstreben‹ noch irgendein anderer Quatsch, sondern ›Engelssterben‹.«
    »Bingo. Du taugst als Hellseher.«
    »Danke für die Blumen. Und zweitens?«
    »Zweitens, genau. Jetzt halt dich fest, Sven.«
    »Ich sitze bereits, also leg los.«
    »Hübner ist weg.«
    »Was heißt weg? Vielleicht ist er spazieren oder auf einer Sauftour.«
    »Er ist in der letzten Nacht gar nicht erst nach Hause gekommen. Gleich nachdem wir ihn entlassen haben, muss er untergetaucht sein. Hat seine Vermieterin ausgesagt.«
    »Diese neugierige Tante, die ihre Nase in alles stecken muss?«
    »Genau die. Sie hat die ganze Nacht wach gelegen und ist bereit zu beschwören, dass Hübner seinem trauten Heim nicht einmal nahe gekommen ist.«
    »Und wir haben ihn nicht überwacht«, stöhnt Sven.
    »Du sagst es. Wir haben ja gedacht, der Säufer ist harmlos. Außerdem haben wir keine Fahrradpolizisten, die wir ihm hätten hinterherschicken können.«
    »Scheiße.«
    »Das habe ich auch schon festgestellt. Es hilft uns aber nicht wirklich weiter.«
    »Was jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Der Staatsanwalt reißt uns den Kopf ab.«
    »Aber der hätte uns doch nie im Leben einen Haftbefehl für Hübner ausgestellt.«
    »Tja, das wissen
wir
. Aber gefragt haben wir ihn eben auch nicht.«
    »Mensch, Bastian, langsam stehen wir da wie die Deppen vom Dienst.«
    »Wir müssen die ganze Sache noch mal von vorn aufrollen. Irgendeine verdammte Kleinigkeit haben wir übersehen.«
    Sven Winterberg seufzt. Dann schlägt er vor: »Die Maklerin. Entweder sie ist eine völlig abwegige Spur, oder sie führt uns auf das Missing Link. Was hältst du von einem Lokaltermin?«
    »Zweites Frühstück mit den arroganten Schnöseln aus der Millionärsecke? Das ist genau das, was diesem beschissenen Tag noch seine Restwürze geben kann. Okay, Sven. Meldest du uns an? Und wir sehen uns dann

Weitere Kostenlose Bücher