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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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bekommen.«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Er war es, der die Tote gefunden hat, als er heute Vormittag nach dem Rechten sehen wollte.«
    »Dann hat Bastian mit seiner Hypothese, dass das alles zusammenhängen muss, ja ganz richtiggelegen«, erklärt Silja, wird aber sofort von Sven unterbrochen.
    »Das war noch nicht alles. Es gibt auch einen deutlichen Hinweis auf den Engelfall. Ein weißes Flügelpaar lag nämlich über dem Gesicht der Toten. Es sah aus wie drapiert.«
    »Eine Warnung vielleicht?«, schlägt Silja vor.
    »Oder ein spöttischer Kommentar zu unseren Ermittlungen. So wie dieser verdammte Brief.«
    Sven rauft sich die Haare, dann sieht er Bastian auffordernd an. Dieser hat dem ganzen Dialog stumm, aber aufmerksam gelauscht. Jetzt scheint es, als verfertige er seine Gedanken beim Reden.
    »So wichtig sind wir nicht. Der Schlüssel muss woanders verborgen sein. Wartet mal. Die Tote ist nicht als vermisst gemeldet, hast du gesagt. Das kann möglicherweise heißen, dass sie gar nicht entführt worden ist, sondern gewissermaßen außer der Reihe getötet worden ist. Vielleicht hat sie etwas gesehen, was sie nicht sehen sollte.«
    »Aber was hatte sie in diesem Haus überhaupt zu suchen?«
    Silja wendet sich mit ihrer Frage direkt an Sven.
    »Wenn ich das wüsste. Um weiterzukommen, müssen wir die Identität der Toten so schnell wie möglich klären. Allerdings gibt es ein Problem. Wir können schlecht ein Foto von ihrem jetzigen Zustand veröffentlichen. Das Loch in ihrem Schädel ist fast faustgroß und das Gesicht voller Blut. Am besten wird es sein, wenn ihr noch einmal mitkommt und sie euch selbst anseht.«
    »Wo liegt sie denn?«, erkundigt sich Silja.
    »In der hintersten Kellerecke, direkt vor einer Stahltür.« Bei seinen letzten Worten beginnt Sven Winterberg bereits, schneller zu laufen. »Verdammt, die Stahltür! Ich Hornochse! Wir haben noch nicht mal in den Raum dahinter geschaut.«
    »Dann aber los.«
    Mit polternden Schritten stürmen die drei Ermittler die Kellertreppe hinunter.

Dienstag, 28. Juli, 13.48 Uhr,
Kampener Heide
    Mona Hofacker hat sich ganz nah an den Stamm des Apfelbaums gedrängt. Ihr Rücken ist gekrümmt, der Kopf hängt zwischen den Knien, die Hände sind seitlich an die Ohren gedrückt. Nichts sehen, nichts hören, nicht reden müssen.
    Aber dann sind da knirschende Laute außerhalb ihres Panzers. Die Schale wird brüchig, Schritte nähern sich, harte, feste, energische Schritte. Die Polizei war im Watthaus und hat die Tote gefunden, denkt Mona, und jetzt haben sie mich auch entdeckt. Nun ist alles vorbei. Als eine Hand ihre Schulter berührt, schreit sie auf, obwohl sie die Berührung erwartet hat.
    »Ich war an der Villa und habe das Blut gesehen, ich bin Ihren Spuren gefolgt«, sagt eine Stimme, die leise, fast einschmeichelnd und doch drängend ist. »Sind Sie vor der Polizei geflohen? Was ist überhaupt passiert?«
    Mona wagt einen winzigen vorsichtigen Blick, und schon hallt ihr Schrei über die Heide. Sie fegt die Hand von ihrer Schulter und rappelt sich auf. Ein Fuß knickt um, der Knöchel schmerzt. Wie soll sie jetzt fliehen und wohin überhaupt?
    Die Hand packt fester zu, die Stimme raunt: »Jetzt werden Sie schön vernünftig und bleiben hier. Ich kümmere mich um Sie.«
    »Nein!« Der zweite Schrei.
    Die Hand legt sich über ihren Mund.
    »Sind Sie wahnsinnig! Sie reißen mich da auch noch mit hinein. So haben wir nicht gewettet.«
    Er hebt sie hoch und schleppt sie den Sandweg entlang, zurück zu dem Haus, vor dem sie geflohen ist, so scheint es zunächst. Doch dann biegt er ab, stapft quer durch die Heide, so dass sich das Watthaus, die Polizeiwagen, die Stimmen und die Hektik entfernen. Am Rand eines schmalen Fahrweges steht sein Wagen. Er setzt sie auf dem Boden ab und lehnt ihren Rücken gegen einen der Reifen. Sie will aufstehen und fliehen, aber wohin sollte sie laufen? Apathisch sieht sie zu, wie er eine Decke aus dem Kofferraum nimmt und über den Beifahrersitz breitet. Als er sie anschließend hochzieht und zu dem Sitz schiebt, geht sie willenlos mit. Der Knöchel schmerzt bei jedem Schritt.
    »Ganz ruhig jetzt. Ich sorge dafür, dass alles in Ordnung kommt.«
    Er schnallt sie an. Sie wehrt sich nicht. Dann schlägt er ihre Tür zu, spurtet um das Auto und wirft sich neben sie auf den Fahrersitz. Als er den Wagen anlässt und das Verdeck sich über dem Cabrio schließt, wird alles dunkel. Sie kauert sich in den Sitz, richtet ihren Blick nach

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