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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Viktoria Missfeld seufzt. »Leider nein. Nur Paula war nicht da.«
    »Und dann?«
    »Habe ich mir immer noch keine Sorgen gemacht. Nicht wirklich jedenfalls. Ich war eher ungehalten über die Verzögerung. Wegen der Schwiegereltern, Sie wissen schon.«
    Bastian Kreuzer nickt verständnisvoll, wartet aber auch gespannt auf die Fortsetzung.
    »Ich dachte nämlich immer noch, ich weiß, wo Paula ist. Kennen Sie
Zum Jupiter
, den Spielwarenladen? Gibt’s häufiger hier auf Sylt. Bei uns in Hörnum ist die Filiale schräg gegenüber vom Supermarkt. Das bedeutet, dass fast jeder meiner Einkäufe mit einem kleinen Schaufensterbummel von Paula verbunden ist. Ich bin also über die Straße gelaufen und, als sie nicht draußen stand, gleich rein ins Geschäft. Ich kenne dort jeden, und mich kennen sie auch. Also war es nicht schwer, herauszufinden, dass Paula den Laden nicht betreten hatte.«
    Viktoria Missfeld unterbricht ihren Redestrom abrupt.
    »Das war der Moment, in dem Sie ahnten, dass etwas nicht stimmt?«, hilft ihr Kreuzer.
    »Genau. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich bin wie wahnsinnig durch die engen Gänge gefegt. Ich habe gedacht, dass alles nur ein Scherz, ein ganz schlechter Scherz von Paula sein kann, in den sie unglücklicherweise die Angestellte mit hineingezogen hat.«
    »Und dann?«
    »Plötzlich wurde mir alles klar. Wie soll ich sagen? Das Unmögliche war geschehen. Mir war passiert, was sonst nur den Menschen in der Zeitung passiert. Mein Kind war verschwunden. Wirklich verschwunden. Das waren meine Gedanken. Und dann weiß ich nicht mehr so genau …«
    Mutlos bricht Viktoria Missfeld ab.
    »Sie sind zurück zum Supermarkt, um Paula ausrufen zu lassen«, hilft ihr Silja.
    »Ja, so war es wohl. Ich glaube, die Verkäuferin aus dem
Jupiter
hat mich begleitet. Ich erinnere mich nicht mehr genau. Es war wie in einem Traum. Alles war verschwommen. Der Filialleiter des Supermarktes, die Polizei und mein Mann, der dann auch plötzlich da war. Irgendjemand muss ihn angerufen haben. Aber wer? Ich weiß nur noch, dass ich überrascht war, als er auftauchte.«
    Still rinnen zwei Tränen aus Viktoria Missfelds Augenwinkeln und tropfen zeitgleich auf ihre Hose. Paulas Mutter schluckt tapfer und blickt Bastian Kreuzer hoffnungsvoll an.
    »Konnte Ihnen das irgendwie helfen?«
    »Alles hilft uns, Frau Missfeld. Und in diesem konkreten Fall werde ich natürlich sofort dafür sorgen, dass auch die Verkäuferin von diesem
Jupiter
befragt wird.«
    »Aber was soll sie schon beobachtet haben? Sie war ja die ganze Zeit in ihrem Laden. Da muss es doch noch direktere Hinweise geben. Hat denn wirklich niemand von den anderen Menschen auf dem Parkplatz etwas bemerkt? Irgendjemand muss Paula doch gesehen haben. Irgendjemand wird neben ihr seinen Einkaufswagen in die Schlange geschoben haben, irgendjemand wird … ach, ich weiß auch nicht.«
    Bastian räuspert sich und wirft Silja einen warnenden Blick zu. Misch dich jetzt nicht ein, ich mach das schon. Silja nickt und schweigt. Sie weiß ebenso gut wie Bastian Kreuzer, dass Paulas Mutter den Finger genau in die Wunde gelegt hat.
    »Es ist so, Frau Missfeld: Wir haben jede Menge Zeugenaussagen zu den Vorgängen auf dem Parkplatz in den fraglichen zehn Minuten. Genau zwölf dieser Aussagen sind hinreichend glaubwürdig und detailliert genug, um sehr präzise verfolgt zu werden. Alle zwölf Zeugen haben Ihre Tochter gesehen und eindeutig beschrieben. Sieben von diesen zwölf Zeugen haben außerdem einen, beziehungsweise mehrere Männer beobachtet, die sich in Paulas Nähe aufgehalten oder sogar mit ihr geredet haben. Drei von diesen sieben meinen Paula auf dem Beifahrersitz eines offenen Wagens erkannt zu haben. Am Steuer saß ein Mann.«
    »Ja aber, dann wissen Sie doch ganz genau, wie der Entführer aussieht!«
    Viktoria Missfelds Stimme überschlägt sich.
    »Leider nicht. Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter männlichen Geschlechts handelt, der ein dunkles Cabriolet fährt und vermutlich zwischen dreißig und sechzig Jahre alt ist. Also kein Jugendlicher und kein ganz alter Mann. Alles andere ist Spekulation.«
    »Aber warum denn, wenn Sie doch die Personenbeschreibungen haben?«
    »Wir haben von jedem und jeder der sieben Zeugen und Zeuginnen ein Phantombild mit unserem Zeichner anfertigen lassen. Die eine Zeugin, die gleich drei Männer gesehen haben will, hat sogar drei Bilder hergestellt.«
    »Und?«
    Bevor Bastian

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