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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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gefüllten Wandregalen, die erstaunlich aufgeräumt wirken. Wahrscheinlich ist der Inhalt all der Dosen und Gläser, die hier stehen, längst verdorben. Nur der Wein, der in hohen Gestellen lagert, hat möglicherweise an Qualität gewonnen.
    Hinter der zweiten Tür verbirgt sich der Heizungskeller. Drei wuchtige Ölkessel liegen grau und schwerfällig nebeneinander. Tote Dinosaurier, längst mumifiziert und so schwer, dass nichts und niemand sie von ihrem Platz bewegen kann.
    Mona gibt die Suche nach einem Lichtschalter auf. Stattdessen wird sie die drei restlichen Türen öffnen, damit das spärliche Licht aller Kellerfenster dann auch für eine oberflächliche Inspektion des Flures ausreichend ist.
    Hinter der nächsten Tür ist ein Gerätekeller. Hier finden sich eine kleine Werkbank, mehrere Leisten mit Sägen, Feilen und Hämmern sowie zwei hinfällig wirkende Kinderfahrräder mit platten Reifen und verbogenen Speichen. Danach geht es in eine Waschküche. Seltsam altmodisch muten die Waschmaschine und der Trockner an, doch die Luft in diesem Raum ist erstaunlich frisch, fast als sei kürzlich gelüftet worden. Unkonzentriert fährt Mona mit dem Zeigefinger über die Platte der Waschmaschine. Kein Staubkörnchen bleibt an ihrer Haut haften.
    Die Erleichterung flutet Monas Bewusstsein so heftig, dass sie stehen bleiben und kurz durchatmen muss. Kein Staub auf der Waschmaschine. Natürlich war Lidia hier unten, und sollte es etwas gegeben haben, das unheimlich oder beunruhigend gewesen ist, dann hat die Putzfrau es längst beseitigt. Bei dem abendlichen Date wird Mona sich also charmant für ihre Unachtsamkeit entschuldigen. »Welche Unachtsamkeit?«, wird Steingart fragen, und sie wird ihn lächelnd daran erinnern, dass sie beide am Vormittag die Kellerbesichtigung vergessen haben. Und dann wird sie ihm den tadellosen Zustand der unteren Räume schildern und ihm selbstverständlich anbieten, sich am folgenden Tag von deren Makellosigkeit zu überzeugen.
    Die letzte ungeöffnete Kellertür befindet sich ganz hinten am dunklen Ende des Flurs. Mona drückt die Klinke hinunter und will die Tür aufstoßen, aber die Tür klemmt. Oder sie ist schwerer als die anderen. Als Mona dagegen klopft, klingt es metallisch. Mona tastet über das glatte Material unterhalb der Klinke, bis sie das Schlüsselloch findet. Der Schlüssel steckt, Mona dreht ihn im Schloss, dann lässt sich auch diese Tür öffnen.
    Das Erste, was Mona bemerkt, ist, dass ihr hier kein Tageslicht entgegenkommt. Dieser Raum hat keine Fenster. Und der Lichtschalter ist schwer zu finden. Immerhin merkt Mona, als sie die Wände links und rechts des Türrahmens abtastet, dass diese trocken sind. Kein Schimmel, kein Schwamm. Björn Steingart und jeder andere Interessent kann auch mit dem Zustand dieses Raumes zufrieden sein. Aber wo ist nur der Lichtschalter? Während Mona noch einmal systematisch die Wände abtastet, schlägt oben eine Tür ins Schloss.
    Mona hat die Eingangstür offen stehen lassen, um für Frischluft im Haus zu sorgen. Das macht sie häufig bei Immobilien, die unbewohnt sind. Jetzt wird ein Windstoß die Tür zugedrückt haben. Oder? Draußen ist es nicht windig. Es ist im Gegenteil ein heißer und stickiger Sommernachmittag. Außerdem geht die Haustür nach innen auf, wird Mona plötzlich bewusst. Niemals hätte ein Windstoß sie zudrücken können. Und sind das nicht Schritte, die oben über den Holzboden hallen? Muss sie sich fürchten?
    Nein, denn es gibt eine einfache Erklärung. Wahrscheinlich ist Björn Steingart noch einmal zurückgekehrt, um allein und unbeeinflusst die Lage des Hauses zu prüfen und sich die Umgebung anzusehen. Das wäre nichts Ungewöhnliches. Als er die offene Tür entdeckt hat, ist er eben eingetreten. Schließlich hat sie es vor zwei Tagen ebenso gemacht. Gleich wird er die ebenfalls geöffnete Kellertür entdecken und hinunterrufen, beruhigt sich Mona. Und im selben Augenblick hat sie auch den Lichtschalter ertastet und den Kippmechanismus betätigt.
    Eine Sekunde lang geschieht gar nichts, dann flackern zwei Leuchtstoffröhren an der Decke auf, erlöschen wieder, flackern noch einmal, diesmal länger, um nach einem weiteren sehr kurzen Erlöschen schließlich zuverlässig brennen zu bleiben. Sie tauchen den Raum in ein nahezu schattenloses Licht, das eine Szenerie von erschreckender Eindeutigkeit erkennen lässt.
    Die Schritte oben haben sich jetzt der Kellertür genähert, sie kommen die Treppe

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