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Engel sterben

Engel sterben

Titel: Engel sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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Einkaufen kaum auf meine Liste konzentrieren, und da wir am Freitagabend die Schwiegereltern zu Besuch erwartet haben, war es mir besonders wichtig, nichts zu vergessen. Als ich dann mit Paula an der Kasse stand und schon alles aufs Band geräumt hatte, fiel mir ein, dass wir noch Kaffee brauchten. Also wollte ich schnell noch einmal meinen Einkaufszettel durchsehen. Und um endlich Ruhe vor Paulas Dauerreden zu haben, habe ich sie mit dem leeren Wagen schon vorgeschickt. Den Rest kennen Sie ja.«
    Schluchzen, Streicheln, vorwurfsvoller Blick von Silja in Kreuzers Richtung. Er probiert es mit einem abbittenden Lächeln, das einen verdutzten Gesichtsausdruck bei seiner Kollegin hervorruft. Na bitte, geht doch, denkt Kreuzer und fragt dann weiter.
    »Dieser Zauberer. Was wissen Sie über ihn?«
    »Nur was Paula erzählt hat. Und dass sein Engagement nicht ganz billig war. Wir haben vor einigen Wochen auf der Elternversammlung darüber abgestimmt, ob wir ihn für die Kinder bestellen sollen. Er arbeitet sonst auf dem Festland und wollte in dieser Woche über die Insel touren. Also hat er alle Kindergärten angeschrieben und sein Auftreten für die letzte Woche vor den Ferien angeboten. Ich weiß noch, dass es ganz schön schwierig war, überhaupt einen Termin zu bekommen. Besonders der Freitag war natürlich sehr begehrt.«
    »Das heißt, der Mann ist auch noch in anderen Kindergärten aufgetreten.«
    »Das nehme ich an. Genauer wissen das natürlich die beiden Erzieherinnen.«
    Bastian seufzt. »Sie glauben gar nicht, wie gern wir die befragt hätten, aber sie sind noch am Freitagabend nach Hamburg gefahren und von dort aus gemeinsam in den Urlaub geflogen. Die liegen jetzt irgendwo in der Dominikanischen Republik am Strand und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein.«
    »Und Sie haben keine Adresse?«
    »Leider nein. Die Information stammt von einer anderen Mutter, mit der wir geredet haben. Sie hat uns nur erzählt, dass die beiden Erzieherinnen sehr gut befreundet sind …«
    Viktoria Missfeld schaut auf und setzt sich gerade hin. Ihr Blick ist kampfbereit.
    »Sie sind ein lesbisches Paar, na und? Das wissen alle Eltern. In einem normalen Kindergarten hätten sie es vermutlich schwer. Aber für diese freie, nichtstaatliche Institution sind die beiden ein Geschenk des Himmels. Sie glauben gar nicht, wie die sich engagieren.«
    »Doch, warum sollte ich das nicht glauben. Nur wäre es mir natürlich lieber, wir könnten sie erreichen, weil sie mit Mann und Kind in Rantum wohnen, beispielsweise. Oder in Morsum. Oder meinetwegen auch in Niebüll.«
    »Bastian, jetzt reg dich ab«, mahnt Silja mit erstaunlich mütterlichem Tonfall. »Es ist so, wie es ist. Wir müssen eben herausfinden, in welchen anderen Kindergärten dieser Zauberer noch aufgetreten ist. Das kann ja nicht so schwer sein.«
    »Aber das erste entführte Mädchen kam doch gar nicht von der Insel. Das kann dem Zauberer auch nicht begegnet sein«, wirft Viktoria Missfeld zweifelnd ein.
    »Da haben Sie vollkommen recht. Trotzdem ist das eine Spur, die wir verfolgen müssen. Neben vielen anderen selbstverständlich. Und um genauer zu erkennen, was es da noch für Spuren geben könnte, möchte ich jetzt gern, dass Sie mir in allen Einzelheiten erzählen, was Sie getan, aber auch, was Sie gedacht haben, nachdem Sie Ihre Tochter nicht am Wagen vorgefunden haben.«
    Viktoria Missfeld atmet tief durch und streicht sich mit beiden Händen langsam über das Gesicht. Sie kneift die Augen zusammen und öffnet sie anschließend weit. Sie bemüht sich sehr um Konzentration.
    »Es ist nicht so einfach, die Gedanken an diesen schrecklichen Moment wieder zuzulassen«, beginnt sie leise. »Es tut so weh.«
    »Ich weiß, Frau Missfeld. Aber es ist wichtig. Sie tun es für Paula.«
    »Hoffentlich hilft es.« Fast hätte sie wieder zu weinen begonnen, aber bevor Siljas tröstende Hand zum Einsatz kommen kann, reißt sich Paulas Mutter zusammen. Ihr ganzer Körper richtet sich auf.
    »Also, das war so. Zuerst habe ich nach meinem Wagen gesucht. Ich hatte mir nicht so genau gemerkt, wo ich ihn abgestellt hatte, denn ich kaufe ja ständig bei unserem Supermarkt ein. Und als ich das Auto dann gefunden hatte, dachte ich natürlich, es ist meiner Tochter ebenso gegangen. Also, was ich sagen will: Sie stand zwar nicht am Auto, aber ich war trotzdem nicht verwirrt oder ängstlich, sondern habe ganz normal auf dem Parkplatz nach ihr geschaut.«
    »Und dabei ist Ihnen nichts

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