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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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wandte den Blick ab.
    „Dann fahre ich dich“, erwiderte Danninger bestimmt, „ich zieh mich nur noch um …“
    „Lass das an … einen Geistlichen kontrolliert bestimmt keiner …“
    „Jetzt fängst du dir gleich noch eine ein“, sagte der Pfarrer und hob drohend die Hand.

54.
    Nie. Nie, nie, noch nie hatte er sich so gefühlt. Ich schwöre! Großes Indianerehrenwort! So gelöst, so frei, so offenherzig; er hatte sogar mit dem offensichtlich schwulen Kellner im Seecafé geflirtet, wo er sich zum Aufwärmen eingefunden hatte. Einen Kräutertee bitte, mit zwei Säckchen Zucker; und wenn geht, auf einem deine Telefonnummer. Aber hallo? Bergmann, du Strizzi! Na und? Was hätte denn schlimmstenfalls passieren können? Dass der knackige Tiroler noch zu feig gewesen wäre, um sich zu outen, ihn beschimpft und den rein heterosexuellen Koch-Koloss geholt hätte? Meine Herren, ich bitte Sie! Wissen Sie denn nicht, wen Sie vor sich haben? Kwai Chang Bergmann, Beschützer der Schwachen und Gerechten. Also ruck, zuck zurück zur Fritteuse, Schweinchen Dick, bevor ich Rache vor Gnade walten lasse und deine Ohren frikassiere. Ja, genau so hätte er es gesagt, wenn ihm der Kellner nicht tatsächlich seine Nummer aufgeschrieben hätte.
    Jetzt stand er seit einer halben Stunde unter der Dusche und pfiff darauf, wie viel Wasser und Energie er verschwendete. So viel, wie da vom Himmel herunterrauschte, konnte er in seinem ganzen Leben nicht verbrausen. Kovacs hatte er auf dem Heimweg angerufen und ins Telefon geflötet, dass sie ein fantastisches Polizeitalent wäre und den Laden auch noch einen weiteren Tag ganz sicher ohne ihn schmeißen könnte. Können Sie gerade nicht sprechen?, hatte sie gefragt, wenn Sie bedroht werden, sagen Sie einfach: Danke, mir geht’s bestens, wie immer. Und er hatte geantwortet: Reden Sie keinen Scheiß, Sie steirisches Provinzei, und schauen Sie, dass Schreyer keinen Blödsinn macht.
    Irgendwo in seinem Hinterkopf – oder nannte man es Unterbewusstsein oder Über-Ich oder wie auch immer – stand dieser kleine Uniformierte und bemühte sich, ihn daran zu erinnern, dass es da draußen ein paar Menschen respektive Männer gab, die möglicherweise ihren Plan zur Herbeiführung der Weltenwende mittels einer Mischung aus Ammoniumnitrat und Nitromethan nur deshalb noch nicht ausgeführt hatten, weil die Elektronik ihres Kastenwagens feucht geworden war und sie zögerten, den ÖAMTC anzurufen. Ha, indem er sich selbst auf den Oberschenkel klopfte, warf er das strenge kleine Männchen zurück in sein Schutzhäuschen. Er ließ sich aufs Bett fallen, riss seine Augen auf und bewunderte den kaum wahrnehmbaren Grünton im Spachtelputz an der Zimmerdecke – das sind eben diese kleinen Feinheiten, das ist das S, das vier Sterne von Superior trennt; er griff zum Telefon und bestellte für zwanzig Uhr ein Dinner für zwei inklusive einer Flasche Champagner. (Keine Sorge, Oberst Kamp, das nehme ich nicht in die Spesen.)

55.
    „Herr Doktor Hofer?“
    „Ja … aber dass Sie mich das fragen, ist doch recht seltsam … oder, Major Schäfer?“
    „Wie man’s nimmt … darf ich reinkommen?“
    „Bitte …“, Hofer trat zur Seite, wartete einen Moment, als ob er noch weitere Gäste einlassen wollte, und schloss dann die Tür. „Unter allen unwahrscheinlichen Besuchern sind Sie wohl der, auf den ich gar nie gekommen wäre“, sagte er und führte Schäfer durchs Arbeitszimmer auf den Balkon, wo sich auf einem kleinen Metalltisch und einem Klappstuhl Bücher, Arbeitsmappen und lose Zettel stapelten. Hofer räumte den Stuhl frei und deutete Schäfer, Platz zu nehmen.
    „Ich störe Sie bei der Arbeit …“
    „Ehrlich gesagt wirken Sie auf mich wie Arbeit“, erwiderte Hofer, griff sich Schäfers Kinn wie eine Hundeschnauze und schaute ihm in die Augen, „Drogen sind es nicht, also: Was verleitet den Polizisten, der meine Karriere vorzeitig beendet hat, dazu, hierherzukommen und zu fragen, ob er mich bei der Arbeit stört? … Versteckte Kamera oder reiner Sarkasmus?“
    „Ich kann Ihnen nicht ganz folgen …“
    „Sie mir nicht?“, Hofer schüttelte den Kopf, „Herr Schäfer, sind Sie auf den Kopf gefallen? Hat man Ihnen etwas in ein Glas gegeben? Was reden Sie hier fortwährend Unsinn?“
    „Ich habe mein Gedächtnis verloren … einen Teil zumindest, und ein Teil davon ist schon wieder zurück … aber eben noch nicht alles …“
    „Welches Datum haben wir und wo befinden Sie sich

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