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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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und zu hört!“, rief Bergmann so laut, dass der Pfarrer fast vom Stuhl kippte. Er nahm einen großen Schluck Tee und stand auf. „Ich hoffe, dass Sie den Vertrauensvorschuss schätzen, den ich Ihnen einräume … wäre schön, wenn sich zumindest seine Familie nicht mehr solche Sorgen machen muss, oder?“
    „Ja, ganz bestimmt“, Danninger wirkte nunmehr völlig hilflos.
    „Und ich darf Sie, wenn nötig, in den nächsten Tagen noch einmal kontaktieren bezüglich der Gespräche, die Sie mit Major Schäfer geführt haben …“
    „Natürlich, jederzeit, Herr Chefinspektor“, der Pfarrer wackelte hinter Bergmann zur Tür und hielt ihm die Hand hin.
    „Ach, die Seife“, sagte Bergmann, „na ja, die können Sie mir ja auch auf anderem Weg zukommen lassen … auf Wiedersehen, Herr Danninger … passen Sie auf Ihre Schäflein auf …“
    „Danke, Herr Bergmann … Gott behüt’ Sie …“
    Keine hundert Meter vom Pfarrhaus entfernt kamen ihm zwei ältere Frauen entgegen; er bog schnell nach links ab und nahm die Stiegen zum Friedhof hinauf. Dort setzte er sich auf eine Bank und ließ seinen Tränen ihren Lauf. Das war kein Stein, der ihm eben vom Herz gerollt worden war; das war ein Fels; ein Bergmassiv!, sagte er laut, drehte sich rasch zum Pfarrhaus um und suchte die Fenster ab. Dabei hätte er nicht einmal die Mithilfe des schusseligen und lügensunfähigen Pfarrers gebraucht. Als er in den kühlen Flur getreten war, in diese Aura aus Marmor, Lavendelduft und Frieden, da hatte er gewusst, dass Schäfer hier war. Am Leben.
    Er stand auf und schwebte über den Friedhof an der Kirche vorbei stadtauswärts. Zum Glück hatte er im Pfarrhaus keinen Kaffee getrunken, sondern diese Träum-Süß-Mischung; sonst würde er jetzt wahrscheinlich fahrig wie ein junger Hund durch die Gegend laufen. So war er wie in warme Watte gepackt. Und in diesen sensationellen Regenmantel mitsamt diesen fantastischen Gummistiefeln! Hurra, hurra, hurra! Nachdem er bestimmt eine halbe Stunde ziellos seinen Füßen gefolgt war, stand er am Ufer des Schwarzsees. Jetzt aber, Bergmann. Jetzt heißt’s, einen klaren Gedanken fassen; die kriminalistische Dimension der neuen Sachlage ermessen und ihr eine adäquate Entscheidung folgen lassen; leckt’s mich doch, sagte er halblaut, hob den Kopf zum Himmel, ließ sich den Regen in den Mund fallen und schrie diese Schnulze hinauf, dieses Lied, mit dem Martin ihn vor einem Jahr fast täglich gequält hatte, Neil Diamond, Live at Madison Square Garden, nicht schon wieder Neil Diamond, hatte er gefleht, und jetzt war es da, Hell yeah it is …
    … and I say it loud
    I loved it all
    And I’m not too proud
    I freed my soul
    Just let it fly
    Hell yeah this crazy life around me
    It confuses and confounds me
    But it’s all the life I’ve got
    Until I die
    Hell yeah it is …
    Er stellte sich unter eine Tanne, zog sich vollständig aus, hängte seine Kleider sorgfältig an zwei Ästen auf und sprang in den See.

53.
    „Das war der Bergmann?“
    „Ja … es tut mir leid, aber …“, Danninger zuckte hilflos mit den Schultern.
    „Ziemlich guter Polizist, Hut ab …“
    „Hast du uns gehört?“
    „Das Kamintürl auf und das Ohr ganz nah dranhalten …“, sagte Schäfer und drückte den Pfarrer kurz an sich.
    „Wieso ich mich jemals bemüht habe, dir Manieren beizubringen, ist mir ein Rätsel … und ich will gar nicht wissen, ob du und der … wie hat der geheißen, der immer mit dir ministriert hat?“
    „Der Zacharias? Der Vötter?“
    „Genau, der Vötter … will ich gar nicht wissen, ob ihr nicht auch bei der Beichte gelauscht habt …“
    „Na ja … was die Pletzerbäuerin so erzählt hat über ihre Männergeschichten … au, spinnst du?!“, Schäfer hatte sich eine gewaltige Ohrfeige eingefangen und hielt sich verdutzt die Hand auf die Wange.
    „Das hat dir schon längst gehört … Saufratz! … Sei bloß froh, dass du Polizist bist!“
    „Bin ich eh hauptsächlich wegen dir geworden“, sagte Schäfer und drückte sich ein nasses Geschirrtuch ins Gesicht.
    „Ehrlich?“, der Pfarrer sah immer noch so aus, als könnte er Schäfer nur mit seinem Blick in die Hölle schicken.
    „Sicher … du hast mich ja lange genug bearbeitet …“
    „Gut … aber die Watsche hast du dir verdient!“
    „Eh … kannst du mir dein Auto leihen?“
    „Dir? In deinem Zustand? Nein.“
    „Bitte … ich muss nach Salzburg …“
    „Zu deinem Bruder?“
    „Ja … auch …“, sagte Schäfer und

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