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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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beunruhigt, aber nicht sehr, denn es wurde Schritt für Schritt wieder heller und es gab nur noch einen Weg, keine Abzweigungen mehr.
    Erleichtert löste ich die Hand von der kalten Wand und beschleunigte meine Schritte. – Langsam nahm meine Neugierde überhand, denn ich konnte erkennen, dass nach der nächsten Kurve Fackeln leuchteten. – Fackeln, wie die, die mich schon an diesen Ort geführt hatten. „Hier wirst du etwas finden, in der Mitte des Labyrinthes!“
    Ich bog um die Ecke und blieb vor Enttäuschung stehen. Kein Lebewesen, kein großes Geheimnis, nur ein leerer Raum.
    Mein Blick fiel auf einen Gegenstand der an der Wand hing. Ein Kreuz. Ein plötzlicher stechender Schmerz machte sich in mir breit, etwas, was geschehen würde, später, bald, irgendwann. Ein Mann am Kreuz. Kopfschmerzen, rasende Kopfschmerzen. Schreie. Liebe, Wut. Erlösung. Verdammnis. Glaube. Krieg. Weg.
    Benommen fasste ich mir an den Kopf und taumelte durch den einzigen Eingang in den Raum. Vor dem Kreuz blieb ich stehen und starrte es an. Nichts geschah.
    Ich seufzte und drehte mich um, denn ich verstand nicht.
    Bevor sich meine wahnsinnige Enttäuschung in all meinen Gedanken breit machen konnte, sah ich etwas und begriff: „Das ist es! Das ist es, was Jahve nicht mehr sehen will!“
    Dunkelheit schob sich den Weg entlang, versperrte mir den Rückweg und glitt die drei Stufen zur Mitte des Labyrinthes hinab. Sie näherte sich mir langsam und zielgerichtet. Sie war schwärzer als die Dunkelheit, durch die ich gelaufen war, schwärzer als alles, was ich bisher gesehen hatte. Sie glitt an den Fackeln vorbei, die man hinter ihr nicht mehr sehen konnte und aß an den Rändern des bisher freundlichen Raumes.
    Diese Dunkelheit war absolut, so schwarz, dass andere Farben in ihr aufblitzten. Als sei diese Finsternis aus jeder Farbe entstanden, die seit Anbeginn der Zeit existierte.
    Ich starrte sie an, starrte in diesen Ozean der Finsternis, der vor mir aufragte, als hätten die Erde und der Himmel niemals existiert. Dies war die primäre Dunkelheit, die vor der Schöpfung existiert hatte, vor dem Wort Gottes.
    Mit kaltem Kalkül fragte ich mich, was geschehen würde, wenn sie mich erreichte, wenn sie auf die Schöpfung traf. So massiv!
    Bei diesem Gedanken musste ich leise lachen. Mir fiel ein, was Gabriel wahrscheinlich dazu sagen würde: „Die ist so fest und stabil, an DER kannst sogar DU dir deinen störrischen Kopf einrennen!“
    Jetzt bemerkte ich, dass die äonentiefe Dunkelheit vor mir stehen geblieben war, als ich angefangen hatte zu lachen. Sie schien auf etwas zu warten.
    Meine Augen begannen zu tränen, als ich versuchte, sie zu betrachten. „Zu schwarz.“ Und obwohl sie massiv wirkte, schien sie es nicht zu sein, denn obwohl sie an einem Ort blieb, bewegte sich etwas in ihr.
    Ich begriff, dass diese Dunkelheit ein Wesen war, ein Individuum. Dass es verblüfft war, mich zu sehen. Und noch verblüffter, dass ich keine Angst hatte, sondern lachte.
    Denn darauf wartete die Dunkelheit vor mir, auf meine Furcht.
    Ich spürte, wie ich von oben bis unten gemustert wurde. Unter dieser Begutachtung begann ich mich zunehmend unwohl zu fühlen, so dass ich froh war, ein Stoffkleid an zu haben.
    Trotzdem fühlte ich mich hilflos und spürte, dass ich innerlich bebte, während ich zurückstarrte, in die Dunkelheit. In die Dunkelheit, die begann, sich wie ein flüssiger Schatten zu bewegen und eine Gestalt formte.
    Doch ich achtete nicht mehr auf die Schwärze, denn in ihr sah ich etwas was mir fast das Herz zerriss. Inmitten der Dunkelheit stand ein Engel. Einer der großen Engel, der Erzengel.
    Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen. Als ich meine Augen wieder öffnete, starrte er mich triumphierend an. Wahrscheinlich glaubte er, ich hätte meine Augen aus Angst geschlossen. Denn die Finsternis formte ein Monster um ihn: Mit dunklen Schwingen, einem Pferdehuf und goldenen Augen. Umhüllte ihn, verbarg ihn und schloss ihn ein. Doch sie konnte nicht verbergen, was er wirklich war.
    Das schönste und vollkommenste Wesen nach Jahve. Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. Was, wenn auch er nicht mit mir reden wollte, wenn er mich ablehnte?
    Langsam kam er näher, wie um sich an einer Furcht zu weiden, die ich gar nicht empfand.
    „ Ein Erzengel, umgeben von Finsternis , Samiel!“, flüsterte meine innere Stimme fasziniert und wiederholte so nur dass, was ich schon wusste.
    Die Warnungen fielen mir

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