Engelherz - Band 1-3
behielt meine Meinung für mich, ich wollte nicht alles noch schlimmer machen, als es ohnehin schon war.
13.
So vergingen einige Tage. Tage, in denen ich alleine in Eden umherirrte, ohne Aufgabe oder Ziel, ja selbst ohne einen klaren Gedanken. Mit nur einer Sehnsucht: Samiel!
Ab und zu begegnete ich auf diesen Irrgängen Adam und Eva. Er begehrte sie. Sie war wunderschön und sie erfüllte alle seine Wünsche. Das Geschöpf an seiner Seite. – Aber er wollte mich, auch wenn er versuchte, es ihr nicht zu zeigen.
Aber sie merkte es und hasste mich dafür. Ich wusste, dass sie gerne mit mir über die Situation sprechen würde. Aber sie traute sich nicht, weil ich vor ihr da gewesen war, weil Adam mich schon vor ihr an seiner Seite haben wollte.
„ Jemandem wie dir traut man eben alles zu“! M eine innere Stimme klang hämisch. – Sie mochte Eva und verstand ihre Sorge allein auf dieser Welt zurückzubleiben, falls Adam mich ihr vorziehen würde.
Deswegen mied ich die beiden so gut ich konnte. „Es ist so ungerecht! Nun soll ich auf Ewig die beiden zusammen sehen, ihr Glück. Adam und Eva im Paradies und nichts geschieht! Meine persönliche, ganz private Hölle. – Nie werde ich von hier weg kommen. Nie Außerhalb leben können, bei IHM.“
Ich zitterte vor Enttäuschung, als eine kleine gehässige Stimme in meinem Ohr flüsterte: „Es ging nie um den Apfel!“ Und ich begriff! Es ging um den freien Willen. Die Fähigkeit Recht von Unrecht zu unterscheiden und sich trotzdem für das Falsche zu entscheiden.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, ertappte ich mich dabei, dass ich den Weg zu dem verbotenen Baum eingeschlagen hatte.
Als ich die Lichtung erreichte, hatten die vier Engel bereits ihre Flammenschwerter in der Hand. „Was ist? Wollt ihr mich umbringen?“, fragte ich leicht boshaft.
Fassungslos blickten die Engel mich an. Sie hatten anscheinend nie wirklich darüber nachgedacht, was sie tun würden, falls sich ein Mensch nicht abschrecken ließ. Nachsichtig sah ich die vier an. „Ich denke, ich habe meinen freien Willen zur Genüge unter Beweis gestellt!“
Mit diesen Worten pflückte ich einen der Äpfel. – Keiner der vier hinderte mich daran und keiner von ihnen hielt mich auf, als ich die Lichtung mit dem Apfel wieder verließ.
Unschlüssig drehte ich den Apfel in der Hand. Er sah verlockend aus und einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken einfach hineinzubeißen, um zu sehen, was geschah.
„ Du wolltest ihn Eva geben!“, erinnerte mich eine meiner inneren Stimmen. – „Es ist Unrecht!“, mahnte eine andere.
„ Was hast du da?“, unterbrach Eva forsch meinen Gedankengang. Sie war hinter einem Baum hervorgetreten, als hätte sie auf mich gewartet. – Ich begriff, dass sie das tatsächlich hatte. Sie hatte endlich den Mut aufgebracht, eine Konfrontation mit mir zu provozieren.
„ Einen der verbotenen Äpfel die wir nicht essen sollen!“, sagte ich, weil ich sie nicht anlügen wollte. „Sie ist so jung, so unschuldig. Und sie hat dich und deine Absicht nicht verdient.“
Sie betrachtete den Apfel fasziniert. „Wie schmeckt er?“
„ Ich weiß es nicht!“ Ich schloss die Augen und traf die Entscheidung, ihn nicht zu essen und sie auch nicht dazu zu verführen. „Ich werde ihn auch nicht probieren!“
„ Wer hätte gedacht, dass es etwas gibt, vor dem die schöne, verlockende Lilith Angst hat!“, lächelte sie herausfordernd.
Ich spürte, dass sie mich provozieren wollte, um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen. Trotzdem taten ihre Worte weh. Verletzten mich mehr, als sie sich vorstellen konnte.
Wie von Außen sah ich, dass sich Tränen in meinen Augen sammelten. Ihr triumphierender Blick ruhte auf mir und alles in mir schrie mir zu, ihr den Apfel zu geben.
„ Wieso tust du das, Eva?“ Meine Stimme klang erbärmlich und leise. Ich fühlte mich alleine und hilflos. „Ich habe dir nie etwas getan.“
Einen Augenblick lang wirkte Eva bewegt von meiner Reaktion, doch als sie mir in die Augen blickte, wich sie einen Schritt zurück.
„ Schlangenaugen“, murmelte sie und machte eine unwillkürlich abwehrende Geste. Ich zuckte zusammen, als hätte sie mich geschlagen.
Meine Hilflosigkeit schien ihr Auftrieb zu geben. „Schillernd und schön. Wendig und nicht zu fassen. Lilith die mit zwei Zungen spricht.“ Sie lachte hämisch. „Deine Gefühle sind doch genauso gespielt, wie alles andere, oder nicht?“ Ihre Stimme klang schrill. „Adam hat mir
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