Engelherz - Band 1-3
erzählt wie sehr du ihn angelogen hast. Ihm zu sagen, dass du ihn liebst, um dann mit einem Engel, einem Ausgestoßenen, durchzubrennen.“
Ihre Wut verschlug mir die Sprache. Sie war so wütend, als hätte ich sie verlassen und allein in der Ewigkeit zurückgelassen.
Ihr Blick fiel auf den Apfel in meiner Hand und bevor ich begriff, was sie tat, hatte sie in mir entwunden.
„ Nein!“ Wie gelähmt blickte ich sie an und versuchte ihr alles gleichzeitig zu sagen, was ich dachte, empfand und wollte. Aus meinem Mund kam nur ein unverständliches Zischen.
„ Es gibt keine verbotenen Früchte!“, fauchte sie mich an. „Jahve hätte es uns gesagt, oder?“
Meine Fingernägel gruben sich in meine Handflächen. „Gabriel hat es gesagt.“ Ich hasste meine Stimme, weil sie so piepsig klang.
„ Wer ist Gabriel?“
„ Ein Engel!“, mühsam presste ich die Antwort hervor, die sie noch mehr erzürnen würde.
„ Die Engel sprechen nicht mit uns ...“, begann Eva, beendete ihren Satz aber nicht, als Erkenntnis auf ihrem Gesicht aufflammte. Fassungslos starrte sie mich an und wirkte wie eine Furie. „Mit dir schon, nicht wahr? Mit der schönen, klugen, sinnlichen und absolut vollkommenen Lilith reden sie, stimmt es?“
„ Wieso ist sie dermaßen wütend?“
Meine Gedanken schweiften zu dem Apfel. „Nimm ihn ihr weg !“, forderte mich meine innere Stimme auf. Stattdessen verlegte ich mich auf Bitten: „Iß ihn nicht, Eva!“
Sie schluckte und ich sah, dass sie schwer mit sich kämpfte.
„ Bitte!“
„ Ich glaube dir nicht!“, flüsterte sie leise und biss entschlossen in den Apfel, um ihrem Gewissen keine Möglichkeit mehr zu geben, sich anders zu besinnen.
Entsetzt hielt ich die Luft an. Als nach Sekunden nichts geschah, sah ich mich um. Nichts war geschehen. Erleichtert atmete ich auf.
„ Was hast du gedacht?“ Triumph und Hochmut schwangen in ihrer Stimme mit, als sie mich höhnisch anblickte. „Er ist übrigens sehr lecker!“ Mit hoch erhobenem Haupt stolzierte sie mit dem Apfel von dannen.
Erleichtert lehnte ich mich an einen Baum und ließ mich langsam auf den Boden gleiten, während mich tiefe Erleichterung durchströmte. Es war nichts passiert.
14.
Ich erschrak, als sich eine Hand auf meine Schulter legte und fuhr auf dem Absatz herum.
„ Wie kann das sein?“ Ich war mehr entsetzt, als erstaunt, mein Gegenüber zu sehen.
Als hätte Samiel meine wahren Gedanken gelesen, erklärte er: „Es gibt kein Eden mehr!“
Ich öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder, da mir nichts einfiel, was ich zum Fall Edens sagen konnte.
Schließlich murmelte ich leise: „Ich habe ihr den Apfel gegen!“ Der Engel hockte sich vor mir auf den Boden und schloss die Augen, während ich erzählte.
Als ich geendet hatte, schaute er mich lange und ernst an, bevor er sagte: „Lilith, du bist nicht Schuld am Sündenfall! Eva wusste, dass es einer der verbotenen Äpfel war. Du hast ihn ihr nicht gegeben und dich trifft keine Schuld!“
Ich schüttelte den Kopf. „Wenn ich ihn nicht gepflückt hätte, wäre sie nie auf die Idee gekommen, ihn sich zu holen!“
Samiel fuhr mir tröstend mit der Hand durch die Haare und meinte begütigend: „Das können wir nicht wissen!“ Dann lachte er leise und melodiös. „Adam hat wahrlich nicht viel Glück mit Frauen!“
Dann küsste er mich. Sanft, verständnisvoll, nicht um mich zu verführen. Ich war froh! So froh, dass er da war. „Alles wird gut!“
Ein Entsetzensschrei ließ mich zusammenfahren. Ich sprang auf. Ohne dass es einer Verständigung bedurfte, lief Samiel mit mir in die Richtung des Schreies.
Auf der Lichtung mit dem See hatten sich hunderte von Engeln eingefunden und bildeten einen Kreis um Adam und Eva. Ich drängte mich durch die Engel in die vorderste Reihe.
Adam starrte Eva entsetzt an. Ich begriff, dass sie ihm von dem Apfel zu essen gegeben hatte, ohne ihm zu sagen, was er aß. Und ich begriff, dass sie es nicht aus Bosheit getan hatte, sondern, weil sie nicht alleine sein wollte. Nicht alleine, wenn Jahve sie aus Eden vertrieb. „Sie liebt ihn!“
Ich war ebenso entsetzt wie Adam, aber als ich Evas Blick auffing konnte ich ihr nicht böse sein, weil ich in diesem Moment den Grund für ihre Wut erkannte: „Adam hatte sich vor unserer Begegnung von ihr getrennt, weil er gehofft hat, mich doch noch für sich zu gewinnen.“
Wie durch einen Nebelschleier hörte ich, wie sie Adam bat, sie so zu lieben, wie er mich liebte.
Ich
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