Engelherz - Band 1-3
getaucht.
„ Du hast doch gewusst, dass etwas nicht stimmt. – Deswegen bist du doch hergekommen!“ , flüsterte mein Verstand, während eine eisige Klaue nach mir griff und meinen Hals zuzuschnüren schien.
Ein leises Geräusch hinter mir schreckte mich auf. Ich drehte mich auf meiner Achse um und starrte ins Dunkel. Obwohl ich ihn nicht sah, wusste ich, dass ER da war. In der Dunkelheit verborgen.
Ich ballte die Fäuste unter meinem Umhang, am liebsten hätte ich auf ihn eingeschlagen. „Er muss seit Jahren gewusst haben, dass ich in der Stadt bin.“
Abrupt drehte ich mich um und verließ den Tempel, zitternd vor Wut und Enttäuschung. „Wie kann er es wagen?!“
Ich hörte Schritte hinter mir und beschleunigte. Kurz vor der ersten Stufe holte Samiel mich ein und versperrte mir den Weg.
„ Wie kannst du es wagen?!“ Ich schupste ihn unsanft. „Wie kannst du es wagen, dich für einen Gott auszugeben? Dich anbeten zu lassen?“ Ich fauchte beinahe vor Wut.
„ Ich bin da und ich kümmere mich!“, er fasste mich an die Schultern und schüttelte mich leicht, wie um mich zur Besinnung zu bringen.
„ Du bringst sie auf den falschen Weg!“, schrie ich ihn an und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich dieses unerwartete Treffen aufwühlte, wie verloren ich mich fühlte, wie sehr ich ihn immer noch liebte.
„ Es gibt überhaupt keinen Weg! Jahve hat sie erschaffen und allein gelassen!“, seine Stimme klang unendlich weich, als spräche er mit einem sturen kleinen Kind.
„ Du lügst!“, flüstere ich und erwidere seinen Blick. „Der gleiche Engel, immer noch verzweifelt und einsam“ , meinte meine innere Stimme mich glauben machen zu müssen und klang weinerlich.
„ Er hat dich doch auch allein gelassen!“ Samiels Stimme klang leise, tröstend und verlockend.
Ich zitterte vor Wut und der Verzweiflung von Jahrhunderten. „Du hast mich allein gelassen“, flüsterte ich.
Mein Engel wirkte verunsichert und betroffen, doch sein Griff um meine Schultern lockerte sich nicht.
„ Du hast kein Recht dazu den Menschen etwas vorzuspielen!“, mahnte ich und hasste es, dass meine eigene Stimme so unsicher und leise klang.
Seine Hände wanderten von meinen Schultern zu meinen Wangen, so dass er mein Gesicht hielt. – Ich ließ es geschehen.
„ Jahve hat sie allein gelassen!“, wiederholte er. Seine Daumen strichen über mein Gesicht, während er mich vorsichtig näher zog. „Aber ich bin da! Jetzt bin ich da!“
Seine Stimme war nur noch ein verlockender Hauch auf meinem Mund, als sich seine Lippen auf meine legten.
Sein Kuss war unglaublich sanft, zärtlicher als jemals zuvor und ich konnte nicht anders, als ihn zu erwidern. „Hierfür bist du geschaffen worden!“, jubelte mein Herz, während mein Verstand darum kämpfte, nicht zu vergessen, was ich sagen wollte.
„ Ich gebe ihnen Hoffnung! Ich gebe ihnen Liebe! Ich gebe ihnen das Gefühl, es gäbe einen Sinn in der Schöpfung!“, flüsterte mein Engel, während er an meinem Ohr knabberte und seine Hände sanfte Schauder auf meinem Rücken auslösten und meine Haut zum Prickeln brachte. Mein Herz sang seinen Namen.
„ Aber es gibt auch so einen Sinn!“, flüsterte ich und kämpfte mein Verlangen nieder.
Anstatt mir zu widersprechen, zog er mich in seine Arme und küsste mich erneut. Ich wehrte ihn sanft aber bestimmt ab.
„ Du bist der Grund, warum sie an viele Götter glauben, statt an einen!“ Ich versuchte seine Hände von mir abzuschütteln, was er mit einem diabolischen Grinsen kommentierte, mich aber nicht gehen ließ.
„ Nein, mein schöner Nachtdämon, mich trifft keine Schuld. – Zumindest nicht mehr und nicht weniger als die verführerische, verruchte Lügnerin, zu der du geworden bist.“
Empört trat ich einen Schritt zurück, getroffen von den Anschuldigungen und der Eifersucht, die in den Augen meines Engels flackerte.
Er folgte meinem Ausweichen so schnell, dass ich seine Bewegung kaum wahrnahm. Aber er musste sich bewegt haben, denn seine Hände hielten mein Gesicht und er flüsterte an meine Lippen: „Wir tun doch beide alles, was nötig ist, um zu vergessen, oder meine lüsterne Dämonin?“
Sanft aber bestimmt presste er seine Lippen auf meine und ließ seine Zunge in mich gleiten. Während er mit einer Hand meinen Hinterkopf massierte und mich mit der anderen an sich drückte, versuchte er mich rückwärts in seinen Tempel zu dirigieren.
Wütend versuchte ich sowohl seinen Kuss als auch
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