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Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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konnten, auch meine Anziehungskraft brachte sie aus dem Konzept.
    Ich amüsierte mich darüber, dass Samiel auf seine Weise Recht behalten hatte. Kein Mann konnte mir widerstehen. – Wenn sie mich sahen und ich es darauf anlegte, erfüllten sie mir jeden Wunsch, egal wie abwegig er war.
    Und entgegen allen Gerüchten setzte ich mein Talent dazu ein, sie wieder in die menschliche Gesellschaft einzugliedern. Und ich suggerierte ihnen, dass nachts die Dämonin Lilith durch Babylon streifte.
    Die Nächte gehörten mir.
    Gabriel tadelte mich während seiner seltenen Besuche für mein Verhalten, ihm gefiel es nicht, dass es mir nichts ausmachte, dass die Menschen glaubten, ich sei ein Nachtdämon, eine Verführerin, Blutsaugerin oder Kindsmörderin.
    Irgendwann gab er seine Ermahnungen auf und akzeptierte meinen Wunsch, zumindest nachts unter den Menschen weilen zu dürfen und mir so vorzustellen, ich wäre einer von ihnen.
    Und ich liebte sie und genoss das Gefühl etwas Gutes für ihre Gemeinschaft tun zu können. – Nur ihre Religionen blieb mir ein Rätsel.
    Sie hatten so viele Gottheiten, männliche und weibliche, menschliche und tierische, dass ich mich fragte, wie sie diese unterschieden, denn zum Teil waren die Übergänge fließend und hatten sich erst im Laufe der Zeit ergeben.
    Sie gaben ihnen menschliche Eigenschaften, Hass, Liebe. Sie trauten ihnen alles zu, was sie ihren Mitmenschen unterstellten. Ehe, Betrug, selbst Mord und Totschlag gehörte scheinbar zum göttlichen Alltag.
    Sie hatten sich eine eigene göttliche Evolutionskette zusammengeschustert, in denen die Götter – wie die Menschen – Kinder bekamen und sich weiterentwickelten. „Wie konnten sie vergessen, dass sie von einem einzigen Gott abstammen? Wie konnten sie Eden vergessen?“ , jammerte meine innere Stimme und fragte sich insgeheim, ob sie mich, Lilith, vielleicht auch vergessen hätten, hätte ich mich nicht selber zu einem Nachtdämon stilisiert. „Hättest du eine Chance gehabt, unter ihnen zu leben? Tagsüber und unerkannt?“
    Doch nein. Ich verachtete sie für ihren Glauben und hasste ihre Götter, denn ich kannte Jahve, ich wusste, was wirklich geschehen war und verstand nicht, warum die Menschen so hartnäckig an Opfergaben und Ritualen festhielten.
    Ihrem höchsten Gott, Marduk, galt das Heiligtum, das oberste Stockwerkes des Turmes zu Babel. Des Turmes, den ich jede Nacht erklomm.
    Die Menschen riefen seinen Namen, wenn sie starben, wenn sie litten und wenn sie Hilfe brauchten.
    „ Wie können sie an einen Gott glauben, der nie erscheint, wenn sie ihn brauchen, der ihre Gebete nie beantwort? Wie können sie Marduk anbeten, eine Statue in ihrem höchsten Heiligtum?
    Wie konnten sie sich ein Abbild von Gott machen, wenn sie ihn nicht kannten?“
    Ich gestehe, ich war eifersüchtig bei dem Gedanken, dass sich Gott, MEIN Gott mit den Menschen unterhielt und vielleicht ihre Gebete und Flehen beantwortete.
    Für mich, seine erste Tochter, schien Jahve keine Worte mehr zu haben. „Vielleicht hat Jahve mich vergessen?“
    Ich war unglaublich enttäuscht und aus reiner Eifersucht, um mir selber zu beweisen, dass es nichts Göttliches an Marduk gab, nichts, was mich bewegen konnte, gab ich eines Nachts meiner Neugierde nach und begab mich zu seinem Heiligtum.
    Ich wartete, bis sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, bevor ich eintrat. „Von Außen sah es Größer aus!“ Langsam durchquerte ich den Raum und wartete darauf, dass etwas geschah. – Vielleicht wartete ich auch darauf, dass Gott erschien. Ich weiß es nicht mehr.
    Argwöhnisch betrachtete ich das menschliche Bett in einer kleinen, dunklen Nische. Hierher kam der Gott angeblich zu auserwählten Frauen, um sich auf sterbliche Art und Weise zu vergnügen. „Oder die Priester mit goldener Maske!“ , erkannte meine zynische innere Stimme.
    Zurzeit war das Bett leer und kalt. „Tst, tst, tst. Was würde Marduk sagen, wenn er diese Schlampigkeit bemerken würde?“
    Befriedigt von dem Gefühl, dass ich es besser gewusst hatte und trotzdem seltsam enttäuscht, beschloss meine innere Stimme: „Nichts Besonderes!“
    Und so war ich schon wieder auf dem Weg nach Draußen, als ich die goldene Marduk Statue bemerkte.
    Mein Herz überschlug sich. „Das kann nicht sein!“ Ich trat einen Schritt näher. Erstaunt strich ich mit meiner Hand über das kalte Gold der Statue.
    Die Gesichtszüge waren so echt, so als hätte jemand Samiel genommen und in Gold

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