Engelsasche
ob sie ihn überhaupt mochte.
Das Metallschloss seiner Aktentasche schnappte auf, und Trace zog ein Aufnahmegerät der neuesten Generation heraus, einen Montblanc-Füller und einen gelben Notizblock.
„Fangen wir beim jetzigen Zeitpunkt an und gehen wir dann weiter in die Vergangenheit zurück“, schlug er vor und schaltete das Aufnahmegerät ein. „Sie sind also Fotografin. Ist das ein Hobby oder verdienen Sie damit Ihr Geld?“
Sie lächelte. „Ich habe Glück. Ich bin nicht reich, aber ich verdiene ganz gut mit einer Tätigkeit, die ich liebe.“
Trace ließ seinen Blick über die kahlen weißen Wände schweifen.
„Meine Fotos sind immer noch in den Kisten verpackt“, erklärte Maggie auf seine unausgesprochene Frage hin. „Ich arbeite gerade an einem Projekt, das mich ziemlich beschäftigt. Mit dem Auspacken komme ich nur langsam voran.“
„Was für ein Projekt ist das?“
„Ein Bildband mit dem Titel ‚Meer‘. Es geht um den Ozean und alles, was damit zu tun hat. Jobs auf See, Erholung, alles Mögliche.“
Er hörte interessiert zu. Als er sie mit seinem direkten Blick ansah, wurde ihr heiß. „Warum haben Sie dieses Thema ausgewählt?“
„Ich liebe das Meer. Ich bin auf Außenaufnahmen spezialisiert und fotografiere sehr viele Landschaften. Aber der See gehört mein Herz.“
Seine Augen leuchteten auf, und sie entdeckte winzige Linien in den Winkeln. Sie fragte sich, ob es Lachfältchen waren oder einfach die Zeichen seiner ausgiebigen Aufenthalte an der frischen Luft.
„Ich würde sehr gern mal ein paar Arbeiten von Ihnen sehen.“ Maggie lächelte. „Dann sollte ich mich vielleicht besser ranhalten und die Kisten hier ausräumen.“
Sie sprachen noch eine Weile über ihre Arbeit, die Leute, mit denen sie in den Galerien zu tun hatte, die ihre Fotos ausstellten, und andere, mit denen sie während ihrer Ausstellungen zusammengetroffen war.
„Haben Sie eine Liste von Ihren Käufern?“
„Von vielen. Soweit es möglich ist, lege ich eine Adressendatei in meinem Computer an.“
„Irgendjemand dabei, der besonders viele Arbeiten von Ihnen hat?“
„Nicht dass ich wüsste. Ich habe Kunden, die drei oder vier Bilder gekauft haben. Das ist nicht ungewöhnlich.“ Maggie seufzte. „Wie schon gesagt, bei den Nachrichten klingelt bei mir keine Glocke. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich diese Person kenne.“
„Vielleicht kennen Sie denjenigen auch gar nicht. Von morgen an werden wir Sie zwei Tage unter Beobachtung stellen. Das werde ich entweder selbst machen oder ein Mitarbeiter von mir, Rex Westcott. Ich zeige Ihnen ein Foto von ihm. Nicht dass Sie denken, dass er der Stalker ist, wenn Sie ihn sehen sollten. Wir wollen herausfinden, ob Sie von jemandem verfolgt werden.“
Sie fühlte sich erleichtert. „Okay.“
„Es ist natürlich nicht klar, dass er so vorgeht. Offensichtlich weiß er, wo Sie wohnen. Er könnte noch viel mehr von Ihnen wissen.“
Das hörte sich überhaupt nicht gut an. So etwas war genau der Grund, warum sie sich von sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter fernhielt.
Trace stellte ihr noch Fragen zu ihren ehemaligen Zimmergenossinnen von der Uni, alten Liebschaften, vielleicht jemand, mit dem sie Schluss gemacht hatte.
„Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich verabrede mich nicht oft mit jemandem. Ich hatte einen Freund, als ich auf dem College war. Wir waren eine Weile ziemlich fest zusammen, aber es hat nicht funktioniert.“
„Wie hieß der?“
„Michael Irving.“
„Noch jemand?“
Es gefiel ihr gar nicht, David zu erwähnen, da sie sich die Schuld für das Scheitern ihrer Beziehung gab. Sie wollte ihm nicht noch mehr Ärger bereiten.
„Maggie?“
Sie atmete tief durch, entschlossen, so wenig wie möglich darüber zu sagen. „Ich bin mit einem Anwalt befreundet gewesen. Wir haben ein paar Monate zusammengelebt.“
„Unschönes Ende?“
Er sah ihr in die Augen. Diesem Mann entging nichts. „Ziemlich unschön. Es war mein Fehler. Ich wollte ihm nicht wehtun, aber das habe ich getan.“
„Wann ging das zu Ende?“
„Am ersten April vor zwei Jahren.“
„Wo ist er jetzt?“
„Ich habe ihn seitdem nicht gesehen. Es heißt, dass er eine Freundin hat.“
Trace blickte von seinem Schreibblock auf. Diese braun-goldenen Augen schienen mehr zu sehen, als ihr lieb war.
„Und momentan?“, erkundigte er sich. „Sind Sie gerade mit jemandem zusammen?“
Maggie schüttelte den Kopf. „Dafür war ich viel zu beschäftigt.“
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