Engelsasche

musste grinsen. Sie benötigte dringend etwas Aufregendes zum Anziehen, wenn sie es ihm beichtete.
    Ashley saß über den Esstisch gebeugt. Das aus Rosenholz gefertigte Möbel war elegant und wunderschön. So wie alles in diesem Apartment sehr geschmackvoll und exquisit war. Französische Antiquitäten waren mit modernen Möbeln kombiniert. Überall gab es Marmor und Glas und kostbare Malereien an den Wänden.
    Ihr gefiel es hier. Was der Grund war, warum sie unbedingt ausziehen musste.
    Sie lebte auf Abruf, in einem geborgten Apartment, genoss ein Leben auf Zeit. Sie musste ihr eigenes Leben führen, und das würde nie geschehen, wenn sie von jemand anders abhängig war.
    Als Betty Sparks an ihrem letzten Abend zum Ende der Schicht zu ihr gekommen war, hatte sie deshalb die Möglichkeit beim Schopf ergriffen und das Angebot der älteren Frau angenommen.
    „Wir haben von dem Brand gehört“, sagte Betty. „Ich weiß, im Moment geht es Ihnen gut, aber Sie werden früher oder später eine eigene Wohnung brauchen. Bill und ich … wir haben mal darüber gesprochen.“ Ihr Mann Bill kochte manchmal im Café. Aber er hatte ein Herzleiden, und Betty machte sich Sorgen, dass er zu schwer arbeitete.
    „Es gibt ein Apartment im ersten Stock“, fuhr die grauhaarige Frau fort. „Unsere Tochter hat da gewohnt, als sie zum College ging. Seit sie ihren Abschluss gemacht hat und nach Dallas gezogen ist, steht es leer. Sie haben hier wirklich gute Arbeit geleistet, meine Liebe. Bill und ich … wir haben unser ganzes Leben lang hart gearbeitet. Irgendwie dachten wir uns, dass Sie vielleicht bleiben wollen, wenn Eddie wieder zurückkommt. Sie könnten weiterhin abends kochen, das erlaubt uns, ein bisschen kürzerzutreten. Und tagsüber hätten Sie dann Zeit, zu dieser Kochschule zu gehen, die Sie im Auge haben. Sie würden mit dem Kleinen dann gleich eine Etage darüber wohnen, sozusagen als Teil der Abmachung.“
    Für einen Augenblick war Ashley sprachlos. Dann traten ihr die Tränen in die Augen. „Oh Betty, das wäre perfekt.“
    Betty tätschelte ihr die Schulter. „Jetzt weinen Sie mal nicht. Sie haben ja die Wohnung noch gar nicht gesehen.“
    Aber es war wirklich nicht schlecht da oben, und Betty meinte, sie würde es renovieren lassen und den Teppich ersetzen, bevor Ashley mit dem Baby einzog.
    Also würde sie das sagenhafte Apartment verlassen, das Jason für sie vorübergehend zum Wohnen organisiert hatte, und auf eigenen Füßen stehen.
    Und der erste Schritt war, die Formulare zu bearbeiten, die hier auf dem Tisch lagen – eine Bewerbung zu einem Studium am Kulinarischen Seminar des Houston Art Institute . Außerdem der Antrag auf ein Stipendium, ein Förderprogramm, das Maggie im Internet gefunden hatte.
    Ashley füllte die letzten Blätter aus und lächelte. Als es klingelte, drehte sie sich zur Tür um. Ihr Herz machte einen Satz. Jason hatte vorhin angerufen. Sie hatte heute frei, und er brachte chinesisches Essen mit. In letzter Zeit hatte sie so viel gekocht, dass sie sich freute, diesmal etwas vorgesetzt zu bekommen. Wieder klingelte es, und sie ging zur Tür. Er kam ziemlich früh, so wie er es oft tat. Die Stunden waren verflogen, während sie an den Anträgen gearbeitet hatte. Ihr war nicht mal die Zeit geblieben, sich umzuziehen. Sie trug immer noch ihre Jeans, flache Ledersandalen und ein T-Shirt mit einem vorn aufgedruckten Hasen, das sie vorhin übergezogen hatte. Das Witzige war, Jason schien so etwas nicht zu stören.
    Sie öffnete aufgeregt die Tür und brannte darauf, ihm von all den Neuigkeiten zu berichten. Da stand er und sah so gut aus mit seinem glänzenden blonden Haar, dem gebräunten Teint und einem warmen Lächeln. Der sanfte Blick seiner wunderbaren blauen Augen schien nur für sie da zu sein.
    „Darf ich reinkommen?“
    Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie ihn anstarrte. Ihr schoss die Hitze in die Wangen. „Entschuldige.“ Ashley trat einen Schritt beiseite, und er ging mit dem Arm voller brauner Papiertüten beladen an ihr vorbei. Ashley rannte schnell vor in die Küche, die für jeden Koch ein Traum war. Sie wartete, bis er alles auf der Granitplatte des langen Küchentresens abgestellt hatte.
    Jason lehnte sich zu ihr vor und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. Sofort spürte sie ein Flattern im Bauch. „Hast du Hunger?“, erkundigte er sich.
    „Und wie! Das ist mir gar nicht klar gewesen, bis ich diesen unwiderstehlichen Duft in der Nase hatte.“
    Er öffnete