Engelsasche
weigerte sich, dabei an Maggie zu denken. Er hatte nicht vor, sich wieder in eine Rothaarige zu verlieben. Er hatte seine Lektion gelernt.
Das hoffte er zumindest.
„Woran arbeitest du gerade?“, erkundigte sich Ben.
„An dem O’Connell-Fall.“
„Ich dachte, du hast diese Stalker-Geschichte aus persönlichen Gründen fallen lassen.“
„Sie hat gestern Nacht einen Anruf von ihm bekommen. Er hat einen Song auf ihren Anrufbeantworter gespielt. Wir dachten beide, dass wir das Lied kennen, konnten uns aber nicht an den Titel erinnern.“ Er deutete auf den Computerbildschirm. „Der Song ist aus The Prince and the Maiden .“
Ben beugte sich vor und las die Textzeile. „Dieser alte Zeichentrickfilm vom Prinzen und der Jungfrau? Das ist merkwürdig.“
„Der Typ hat seine Stimme elektronisch verzerrt. Und ihr damit einen Höllenschreck eingejagt.“ Trace klickte die Play-Taste auf dem YouTube-Link, und die Musik begann zu spielen. Beide hörten einen Moment zu, dann schaltete Trace es wieder aus. „Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl dabei.“
Ben richtete sich wieder auf. „Das sind alles Verrückte. Lass mich wissen, wenn du meine Hilfe brauchst.“
„Danke, Ben.“
Ben ging in sein Büro, und Trace wandte sich wieder zum Computerbildschirm um. Er las den relativ kurzen Songtext wieder und wieder. „I saw you, I knew you would be my one true love. I saw you, a vision so pure and sweet, my only true love …“ Dann spielte er das Lied noch einmal ab. Ein wunderschönes Lied über die große und einzige Liebe, was so gut wie alles bedeuten konnte.
Es war möglich, dass der Typ sie kannte oder irgendwo getroffen hatte. Oder sie war, wie man den Songtext auch interpretieren konnte, nur eine Vision in seinem Kopf.
Trace klickte noch ein paar Links an und erfuhr, dass der Film zuerst 1959 in die Kinos gekommen war. Was auch nicht viel bedeutete, denn er war über die Jahre wieder und wieder gezeigt worden. Fast jeder hatte den Streifen irgendwann mal in seinem Leben gesehen.
Er zog sein Handy aus der Tasche, suchte nach Maggies Nummer und rief sie an. Es dauerte eine Weile, bis sie sich meldete, und Trace fragte sich, ob sie vielleicht noch schlief. Plötzlich sah er sie nackt vor sich mit diesem wundervollen Haar auf dem Kopfkissen ausgebreitet.
Maggie klang ein bisschen atemlos, als sie sich meldete.
„Hallo, Maggie, hier ist Trace.“
„Ach, hallo. Ich wollte Sie anrufen, aber dann bin ich … abgelenkt worden.“
Er dachte an ihren Exfreund, mit dem sie am Abend vorher getanzt hatte. „Ich würde gern mal vorbeikommen, ist Ihnen das recht? Ich habe den Song gefunden und noch ein paar Fragen.“
„Also, hmm … Klar, kommen Sie vorbei.“
Trace versuchte ihr Zögern nicht so zu deuten, dass sie vielleicht mit ihrem Exfreund beschäftigt sein könnte. Er druckte den Songtext aus und fuhr den PC herunter. Nachdem er sich mit Maggie unterhalten hatte, würde er zum Immobilienmakler fahren, von dem sie ihr Haus gekauft hatte. Er musste mit denen reden, die direkt mit ihr verhandelt hatten. Aber zuerst wollte er wissen, ob ihr bei dem Film oder dem Lied irgendetwas einfiel.
Er winkte Ben zu, schnappte sich seinen Hut vom Haken neben der Tür und verließ das Büro. Wenige Minuten später fuhr er vor Maggies Stadthaus vor. Als er sich der Haustür näherte, konnte er von drinnen Stimmen hören. Die andere Person war eindeutig weiblich, stellte er fest, verstand aber nicht, was sie sagten.
Er klopfte, und Maggie öffnete die Tür.
„Guten Morgen, kommen Sie rein.“ Sie lächelte ihn an, und ihm wurde sofort heiß. Den ganzen Morgen hatte er an sie gedacht und ständig versucht, die Erinnerungen an das Gefühl ihres weichen Körpers in seinen Armen zu verdrängen. Offensichtlich hatte es nicht funktioniert. Er fluchte leise vor sich hin.
Trace nahm seinen Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Haben Sie gut geschlafen?“, fragte er, und sofort hatte er wieder das Bild von Maggie nackt im Bett vor Augen.
„Nicht besonders.“ Sie trat beiseite, und er ging an ihr vorbei in die Diele. „Bevor wir anfangen, möchte ich Ihnen jemanden vorstellen“, sagte sie, während sie die Tür schloss.
Trace riss sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. Er folgte ihr ins Wohnzimmer. Auf dem Sofa saß eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm.
„Das ist meine Schwester Ashley Hastings. Und ihr Sohn Robbie. Ashley, das ist Trace Rawlins. Er … also ihm gehört
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