Engelsasche
die Firma, die mein neues Alarmsystem installiert hat.“
Trace runzelte die Stirn. Es war keine Lüge. Immerhin arbeitete er im Sicherheitsbusiness. So ganz richtig war es aber auch nicht.
„Nett, Sie kennenzulernen“, begrüßte er Ashley. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass Maggie O’Connell mehr Geheimnisse hütete als die CIA.
Er musterte die junge Frau, eine außergewöhnlich schöne Blondine, groß und schlank, mit feinen Gesichtszügen. Das lockige Haar hatte sie kurz geschnitten. Sie hätte glatt ein Model für die Vogue sein können.
„Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich Ihre Schwester mal einen Moment in Anspruch nehme?“, fragte Trace. „Wir müssten noch kurz ein paar Einzelheiten besprechen.“
Ashley lächelte. „Überhaupt nicht. Nett, Sie kennengelernt zu haben, Trace.“
„Ebenfalls.“
„Warum richtest du dich nicht schon mal ein?“, sagte Maggie zu ihr. „Das hier dauert bestimmt nicht lange. Im Kühlschrankist was zu essen, falls du Hunger haben solltest.“
Trace legte Maggie die Hand auf den Rücken, schob sie raus zu seinem Jeep, und beide stiegen ein. Er warf den Hut auf den Rücksitz, startete aber den Motor nicht. „Warum erfahre ich denn erst jetzt, dass Sie eine Schwester haben?“
Maggies Kopf fuhr herum. „Ich bin sicher, dass ich sie erwähnt habe. Dass meine Mutter in Florida wieder geheiratet und ein zweites Kind bekommen hat.“
Er schnaufte. „So wie Sie das erzählt haben, bin ich nicht davon ausgegangen, dass es sich um eine erwachsene Frau handelt.“
„Ich habe Ashley seit Jahren nicht gesehen. Heute Morgen stand sie vor meiner Tür mit dem Baby im Arm. Ich konnte sie nicht einfach wieder wegschicken.“
„Stimmt wohl. Aber das macht die Sache natürlich etwas komplizierter.“
„Ich weiß.“
„Ich habe den Eindruck, als wenn Sie ihr noch nichts von dem Stalker erzählt haben.“
„Noch nicht, aber das werde ich. Ich wollte nicht, dass sie denkt, ich würde sie nur loswerden wollen.“
„Wollen Sie das?“
Maggie seufzte. „Sagen wir mal so, ich habe schon genug Probleme im Moment und brauche nicht noch mehr. Ich kenne Ashley kaum. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie fünfzehn.“
„Was noch?“, drängte er, weil er spürte, dass da noch mehr war.
„Na gut. Da Sie ja so auf die Wahrheit Wert legen, sag ich es: Ich habe Ashley immer abgelehnt, weil sie die Tochter war, die meine Mutter liebte. Ich sehnte mich nach einer Mutter, aber für mich existierte sie kaum. Ich weiß, es ist dumm, aber so habe ich mich gefühlt.“
Er lächelte. „Sie sind jetzt beide erwachsen.“
Maggie atmete seufzend aus. „Ich weiß. Und sie hat ein Baby. Sie und unsere Mutter sprechen nicht mehr miteinander, was bedeutet, dass ich ihr helfen muss. Ich kann sie nicht abweisen.“
Trace sagte nichts dazu. Sie hatte recht, wenn er es richtig bedachte. Die junge Frau gehörte zu Maggies Familie. Sie waren Schwestern. Er hatte sich heimlich immer einen Bruder gewünscht. Vielleicht war das der Grund, warum er so ein enges Verhältnis zu Dev und Johnnie, seinen Freunden aus Armeezeiten, hatte. Die beiden waren für ihn mehr wie Brüder als nur Freunde.
„Maggie, ich habe heute Morgen im Internet nach dem Song gesucht, den Sie auf dem Anrufbeantworter hatten. Das Lied ist aus einem alten Zeichentrickfilm, The Prince and the Maiden .“
Maggie sah ihn mit großen Augen an. Sie hatte beinahe so dichte Wimpern wie ihre Schwester. „Sie machen Scherze! Ich habe den Film als kleines Mädchen gesehen.“
„Erinnern Sie sich an irgendwas in dem Zusammenhang, das uns vielleicht weiterhelfen könnte?“
Sie dachte einen Moment nach. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich liebte diesen Film. Vielleicht weil er so romantisch war, obwohl ich das zu der Zeit noch gar nicht verstanden habe. Aber ansonsten fiele mir dazu nichts ein.“
Er reichte ihr den Ausdruck mit dem Songtext. „Das ist der vollständige Text. Irgendwas Besonderes? Irgendeine Erinnerung, die irgendwas bedeuten könnte?“
Maggie las den Text, der hauptsächlich aus der Wiederholung der ersten Zeilen bestand. Sie seufzte und ließ die Seite auf ihren Schoß fallen. „Ich habe keine Ahnung, was dem Typen durch den Kopf gehen könnte, Trace, das schwöre ich.“
Er nahm die Seite von ihrem Schoß, faltete das Blatt zusammen, öffnete seine Hemdtasche und schob den Zettel hinein. „Es ist ja nicht Ihre Schuld. Der Mann ist offensichtlich verrückt. Sie denken anders als er.
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