Engelsasche
Wein, den er mitgebracht hatte, ein kalifornischer Chardonnay aus Napa Valley. „Tatsächlich kommen fast alle neuen französischen Weine aus kalifornischen Weinstöcken. Im frühen 19. Jahrhundert wurden die originalen Anpflanzungen durch Pilzbefall zerstört. Danachmussten wieder gesunde Weinstöcke nach Europa importiert werden.“
Ashley lächelte, als er ihr von diesem interessanten Detail berichtete. Es war angenehm, sich mit jemandem zu unterhalten, der nicht mit ihr sprach, als hätte sie kein Hirn im Kopf. „Das ist cool. Davon hatte ich keine Ahnung. Ich könnte wetten, die Franzosen geben sich große Mühe, das geheim zu halten.“
„Da bin ich ganz sicher.“
Wieder lächelte sie. „Jetzt fangen sie an, in Texas Wein anzubauen. Ich weiß ja nicht, ob der gut ist.“
Er grinste. „Hey, wenn er aus Texas kommt, muss er gut sein, verstanden?“
Sie lachte. Also dachte Jason wie ein echter Texaner, nicht nur wie irgendein reicher Jetset-Typ. Er überraschte sie. Das gefiel ihr an ihm.
„Sind Sie schon hungrig?“, fragte sie. „Das Huhn scheint jetzt fertig zu sein.“
„Aber ja.“ Er trug für sie die Salatteller aus dem Kühlschrank ins Esszimmer und ging noch einmal zurück in die Küche, um den Wein zu holen, während Ashley das Dinner auftrug. Alles war ansprechend arrangiert, genau wie sie es bei den Köchen im Fernsehen gesehen hatte.
Jason rückte ihr den Stuhl zurecht, damit sie sich setzen konnte, dann nahm er ihr gegenüber an dem viereckigen Tisch Platz.
„Es sieht alles großartig aus“, sagte er und ließ den Blick über das Arrangement mit dem bunten Frühlingsstrauß und dem eleganten Tafelgeschirr gleiten, für das sie sich so viel Mühe gegeben hatte. „Das haben Sie wunderbar gemacht, Ashley. Ich fühle mich wie in einem Gourmetrestaurant.“
Stolz überkam sie. „Ich hoffe, das Essen erfüllt Ihre Erwartungen.“
Jason blickte mit großem Appetit auf den dampfenden Teller vor sich. Er beschloss, zunächst vom Salat zu probieren. „Der schmeckt hervorragend. Was für ein Gewürz ist das im Dressing? Ich kann es nicht erkennen.“
„Curry. Das gibt der Vinaigrette und den anderen Gewürzen das gewisse Extra.“
Jason hob sein Glas, dann setzte er es wieder ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben. Stattdessen sah er Ashley ernst an. „Ich hätte heute fast angerufen und abgesagt. Am Nachmittag habe ich nämlich eine schockierende Nachricht erhalten. Ich war mir nicht so sicher, ob ich Ihnen nicht die Laune vermiese.“
Sie hatte bemerkt, dass er manchmal etwas abgelenkt wirkte. „Was ist denn passiert?“
„Sie haben ja gehört, dass mein Dad tot ist. Als ich hier war, sprachen wir darüber, und es stand ja auch in den Zeitungen.“
Sie nickte. „Ich habe es in den Fernsehnachrichten gehört. Einen Tag nachdem Sie hier gewesen waren, hat Trace uns erzählt, dass Sie nicht an Selbstmord glauben, und er auch nicht.“
Jason schluckte. „Heute kam der Bericht des Gerichtsmediziners. Sie haben Spuren eines Medikaments im Blut meines Vaters gefunden. Ketamin, ein Beruhigungsmittel, das bei Tieren angewendet wird. Dieser Mistkerl, der mit meiner Schwester verheiratet ist, hat meinen Vater betäubt, ihn erschossen und es dann so aussehen lassen, als hätte Dad sich selbst umgebracht.“
Ashley war voller Mitgefühl für Jason. Zu wissen, dass ein Familienmitglied das getan hatte, musste den Verlust des Vaters noch schmerzlicher machen. „Sind Sie sicher, dass er es war?“
„Er hat Geld von der Firma unterschlagen. Garantiert war er es. Wenn er nicht im Gefängnis sitzen würde, hätte ich ihn umgebracht, ich schwöre es.“ Jason wandte sich ab, die Zähne zusammengebissen. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, wirkte er so erschüttert und abgespannt, dass Ashley den Arm ausstreckte und ihre Hand auf seine legte.
„Ich glaube kaum, dass Ihr Vater das gewollt hätte, Jason. Sicher würde er nur Gerechtigkeit erwarten. Und dafür können Sie auf jeden Fall sorgen.“
Sie bemerkte, wie sich Jasons Augen kurz mit Tränen füllten, dann hatte er sich wieder im Griff. Er nahm ihre Hand und verschränkte die Finger mit ihren.
„Das hat Trace auch gesagt. Egal wie lange es dauert, ich werde dafür sorgen, dass meinem Vater die Gerechtigkeit widerfährt, die er verdient hat. Parker Barrington wird den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.“
Er ließ ihre Hand nicht gleich los, sondern drückte sie leicht. „Ich bin froh, dass ich doch hergekommen bin.
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