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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Landgasthof. Ein Riesengeschäft. Dass es nicht größere Ausmaße annimmt, liegt nur daran, dass es immer wieder mal zu kleineren Problemen rechtlicher Art kommt. Dass die Kinder keine Papiere kriegen zum Beispiel. Aber selbst das lässt sich mit dem nötigen Kleingeld irgendwie regeln.
    Ja, ich habe mich auch darauf spezialisiert, Paaren, die keine Kinder bekommen können, zu helfen. Es war schwierig, nachdem ich die Pro-filio- Klinik in Landau verlassen hatte. Die Abfindung habe ich in die nötigen medizinischen Geräte gesteckt. Aber der Fortschritt ist unaufhaltsam, und die Konkurrenz schläft nicht. Die richtig modernen Geräte kann sich heute kein allein praktizierender Arzt mehr leisten. Ich habe mich über Wasser gehalten – aber dann eher doch als Feld-, Wald-und-Wiesen-Gynäkologe. Ich habe also keine Ahnung, wer Susanne Warka das Kind eingepflanzt hat. Ich war es nicht.«
    »Was ist schiefgelaufen bei der ersten Leihmutterschaft für die Aaners?«
    Schaller zuckte mit den Schultern. »Paul hat’s mir nicht gesagt.«
    Er goss sich wieder nach. Trank. »Scheiße. Ja. Ich habe zwei Phantasie-Schwangerschaftsbescheinigungen ausgestellt. Stellen Sie mich dafür an die Wand. Aber mehr – mehr habe ich nicht gemacht.«
    Horndeich merkte, dass der Alkohol die Augenlider von Frederik Schaller in die Richtung bewegte, in die die Schwerkraft sie haben wollte.
    Den nächsten Schluck nahm Schaller direkt aus der Flasche. »Sie finden allein raus?«, fragte er mit schwerer Zunge.
    »Keine Sorge«, sagte Horndeich. Und verließ das Haus. Zufrieden, dass er Schaller endlich etwas nachweisen konnte. Und betrübt, weil dessen Argumente gegen ihn als Leihmuttermacher überzeugend waren. Aber auf irgendeine Art war der Gynäkologe noch in die Angelegenheit verstrickt, davon war Horndeich überzeugt. Denn schließlich hatte er Susanne Warka gekannt. Und er würde seine Mittäterschaft beweisen.
    Doch jetzt musste er erst mal seinen Koffer packen. Der Flieger ging um sieben. Das hieß, um halb fünf würde die Nacht für ihn zu Ende sein.

SONNTAG
    Margot hatte Nick bei der Bereitschaftspolizei in Wiesbaden abgeholt. Sie hatte wenig Lust gehabt, so früh aufzustehen, zumal es Sonntag war. Aber sie wollte Nick noch einmal sehen, bevor er abflog. Um sieben Uhr stand sie vor dem Komplex der Polizeiakademie. Sie wartete am Pförtnerhäuschen. Und Nick kam geschniegelt und gebügelt und den Rollkoffer im Schlepptau heraus.
    Er begrüßte sie gut gelaunt, berührte sie aber nicht. Der obligatorische Kuss auf die Wange blieb aus. Margot wusste in diesem Moment nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
    Sie fuhren zum Flughafen, wobei Nick den größten Teil der Unterhaltung bestritt, das aber so konsequent, dass es kaum ins Gewicht fiel, dass Margot meist schwieg. Er erzählte ihr von den Vorträgen, die er gehört hatte, und von den Besichtigungstouren in der Stadt, wobei ihm besonders die Nerobergbahn gefallen hatte.
    Nachdem Nick seinen Koffer aufgegeben und eingecheckt hatte, fragte er: »Frühstück?«
    »Ja, gern.«
    Margot kannte ein etwas versteckter liegendes Café. Wie fast alle Geschäfte und Restaurants im Flughafen war es völlig tageslichtbefreit. Sie saßen an einem kleinen Tisch im hinteren Bereich. Beide bestellten sich ein einfaches Frühstück mit Brötchen, Käse und Marmelade, Nick noch ein Rührei dazu.
    »Ich hätte mich gefreut, wenn wir uns öfter gesehen hätten«, sagte Nick unverblümt.
    »Ja«, meinte Margot nur. Aber seit dem Sommer war alles schwieriger geworden. Der Urlaub. Ohne Rainer. Und was niemand außer ihnen beiden wusste: mit Nick.
    Dann zeig mir doch all diese Dinge. Ihre Worte damals. Sein Blick, der erst lachte. Dann seine gerunzelte Stirn. Der Moment, in dem sie beide merkten, dass es kein Spaß war.
    Und so war sie mit Nick vierzehn Tage lang durch vier US-Bundesstaaten getourt, während Rainer mit seiner neuen Lieblingsmaschine geturtelt hatte. Sie und Nick hatten stets in getrennten Zimmern geschlafen. Und es gab auch nur ein Foto, auf dem Nick zu sehen war. Als Spiegelung in einer Scheibe. Und nur sie wusste, dass er es war. Es war ein wunderschöner Urlaub gewesen. Sie dachte gern zurück an diese Tage. Manchmal sehr gern.
    Sie hatte überlegt, wie sie Rainer davon erzählen sollte. Sie hatte ihn nicht betrogen. Nicht wirklich. Auf der anderen Seite – wenn ihm alles andere wichtiger war als ein Urlaub mit seiner Frau –, hatte er es anders verdient?
    Das Problem

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