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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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sprechen, aber wir finden sie nirgends. Nun, und ich habe auch ein paar Fragen zu dem, was Nadeschda mit dieser Klinik verbindet.«
    »Dann fragen Sie, Herr Kommissar.«
    »Ist es richtig, dass Nadeschda Pirownika als Eizellenspenderin von Ihrer Klinik vermittelt wurde?«
    »Ja. Sie war auf unserer Liste. Das bedeutet, dass sie bei bestem Gesundheitszustand war. Wir überprüfen das mit regelmäßigen Untersuchungen.«
    »War sie auch als mögliche Leihmutter gelistet?«
    Direktor Sukolowa schien sich genau auf das Gespräch vorbereitet zu haben. »Ja. Das war sie. Dafür musste sie noch ein paar weitere Bedingungen erfüllen. Wir verpflichten nur Frauen bis zu einem Alter von fünfunddreißig Jahren. Bis vierzig Jahre erlaubt das Gesetz – aber es ist uns wichtig, möglichst wenige Risiken einzugehen. Außerdem muss die Frau in stabilen Verhältnissen leben, sodass sichergestellt ist, dass sie das Kind auch auf gesunde Weise austragen kann. Frauen, für die das Geld für eine Leihmutterschaft Existenzgrundlage ist, haben hier keine Chance. Außerdem muss eine Leihmutter von Perfect Surrogate mindestens ein Kind bereits gesund geboren haben.«
    Horndeich fühlte sich wie in einem Verkaufsgespräch. Frau Direktor Dr. Sukolowa war nicht unfreundlich, aber sie wirkte auf Horndeich wie eine Vertreterin für Versicherungen. Stets das passende, risikofreie Portfolio. »Und Nadeschda Pirownika erfüllte alle Voraussetzungen?«
    »Einen Moment bitte«, sagte die Direktorin, griff neben sich auf den Beistelltisch und nahm einen Laptop auf den Schoß. Wenige Klicks später sagte sie: »Ja, es gab keine Beanstandungen.«
    »War sie für Ihre Klinik als Leihmutter tätig?«
    »Nein, sie war niemals für die Klinik als Leihmutter tätig. Wir haben keine Leihmütter. Wir erfüllen hier nur die Rolle des Vermittlers, es ist eine Serviceleistung unseres Hauses.«
    Sicher ähnlich wie bei der rechtlichen Beratung, die die Klinik auch anbot, dachte Horndeich.
    »Der Vertrag wird immer zwischen dem Paar und der Leihmutter geschlossen. Und ja, so einen Vertrag gab es mit Nadeschda Pirownika.«
    »Waren die biologischen Eltern Regine und Paul Aaner aus Darmstadt in Deutschland?«
    »Ich komme Ihnen sehr entgegen, Herr Kommissar Horndeich. Ich kann natürlich nichts Offizielles über unsere Kunden sagen.«
    »Regine und Paul Aaner sind tot, Frau Dr. Sukolowa. Sie können Ihnen nicht mehr schaden. Eine Antwort auf diese Frage würde uns bei den Ermittlungen sehr weiterhelfen«, sagte Horndeich. Auch wenn ich deine Antwort vor Gericht nicht verwenden darf, dachte er. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit, dass Nadeschda Pirownika jemals vor einem deutschen Gericht landen würde, äußerst gering. Aber Horndeich wollte den Mord an Susanne Warka aufklären. Und er war sich sicher, dass die beiden Mordfälle zusammengehörten.
    »Okay. Ja. Das Ehepaar Aaner waren die biologischen Eltern. Sie kamen im September zu uns, um ein Kind zu bekommen. Sie hatten Untersuchungsergebnisse dabei, die zeigten, dass die Frau kein Kind austragen konnte. Ansonsten war sie jedoch gesund. Auch der Mann hatte keine gesundheitlichen Probleme. Sie entschieden sich für Nadeschda Pirownika. Obwohl die Leihmutter ja kein Gen von sich weitergibt, spielt das Aussehen doch immer eine Rolle.«
    »Und was lief schief?«
    Das war der erste Moment, in dem das professionelle Lächeln einen kleinen Lackschaden erlitt und entglitt. Nur für einen Augenblick. »Es ist das erste Mal, dass so etwas passiert ist. Und wir haben es zum Anlass genommen, auch die psychologischen Tests noch zu verfeinern. Nadeschda Pirownika war nicht mehr bereit, sich von dem Kind zu trennen. Im vierten Monat teilte sie uns mit, dass die Bindung zu ihrem Kind so tief sei, dass sie es nicht mehr hergeben könne. Es folgten lange Gespräche, auch mit den biologischen Eltern. Wir konnten uns einigen. Die biologischen Eltern waren sehr großzügig und beschlossen, das Kind der Leihmutter zu überlassen.«
    »Welche finanziellen Konsequenzen hatte das?«
    Das Lächeln der Direktorin wurde noch eine Spur kälter. »Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich über finanzielle Angelegenheiten nicht sprechen werde. Nur so viel: Wir wurden uns einig. Und Nadeschda Pirownika wird das Kind als ihr eigenes aufziehen. Und sie ist dafür auch allein verantwortlich.«
    Nein. Horndeich konnte sich nicht vorstellen, für ein eigenes Kind eine Leihmutter zu beauftragen, eine Dienstleisterin wie seine

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