Engelsblut
in einem Zug unterwegs gewesen. Blieb Schaller. Aber hatte der ein Motiv, den Mord an den Aaners in Auftrag zu geben? Sie waren seine Cashcow. Für den Tod an Susanne Wanka konnte Schaller durchaus verantwortlich sein. Horndeich hatte es richtig zusammengefasst: Susanne Warka ging mit der Leihmutterschaft kein Risiko ein, ihr drohte keine Strafe. Und wenn die Auftraggeber tot waren – dann sollte Schaller zahlen. Was er ja offensichtlich auch getan hatte.
Jetzt hatten sie genug, um sich nicht nur den Kofferraum von Schallers Wagen genauer anzusehen. Margot wählte die Nummer des Staatsanwalts.
Gesichter erschienen an den Fenstern der umliegenden Häuser, als die Polizei anrückte. Fünf Wagen mit eingeschaltetem Blaulicht verteilten sich auf der Straße. Baader und seine Spurensicherungskollegen standen neben Margot, als sie auf die Türklingel drückte.
»Was soll das denn jetzt?«, kam es nur gereizt aus der Gegensprechanlage.
»Hesgart, Kripo Darmstadt. Bitte öffnen Sie die Tür. Wir haben hier einen Durchsuchungsbescheid.«
»Sie haben was?« Nun war trotz der schlechten Tonqualität des Lautsprechers das Entsetzen in der Stimme zu hören.
»Herr Dr. Schaller, würden Sie jetzt bitte die Tür öffnen und uns reinlassen.«
Der Türsummer kam seiner Bestimmung nach.
Schaller stand in der Tür, bleich im Gesicht. »Und ich muss Sie jetzt reinlassen?«
»Ja, das müssen Sie.« Margot hielt ihm den Beschluss unter die Nase, ein paar aneinandergetackerte Seiten.
Schaller machte die Tür auf, die Polizisten gingen an ihm vorbei ins Haus.
»Können wir miteinander reden?«
»Ja, klar.«
In dem Moment kam der Abschleppwagen die Straße runtergefahren. Die Polizisten waren extra angewiesen worden, den Zugang zur Garage frei zu halten, damit der Abschleppwagen Schallers AMC aufladen konnte.
»Würden Sie uns bitte den Autoschlüssel und den Schlüssel zur Garage geben?«
»Was, zur Hölle …«, begann Schaller eine Tirade, deren Lunte verglomm, bevor die Explosion hätte erfolgen können. Er nahm einen Schlüsselbund vom Schlüsselbrett und gab ihn Margot.
Die warf einen Blick darauf und traute ihren Augen kaum. Am Schlüsselbund hing exakt der gleiche Engelanhänger, den sie aus Susanne Warkas Tasche gezogen hatte, als sie am Fundort beim Bahnübergang die Kleider untersucht hatte.
Sie reichte ihn kommentarlos weiter an einen der Kollegen.
Schaller führte Margot in die Küche im Erdgeschoss.
»Können Sie mir erklären, was das alles hier soll?«
»Können Sie mir erklären, was das hier soll?« Margot legte die vier Fotos vor Schaller hin. Es waren nicht die Ausdrucke, die Gallberg mitgebracht hatte. Sie hatte die Fotos etwas kleiner von einer Kopie von dessen Speicherchip ausgedruckt. Dabei hatte sie auch das Aufnahmedatum herausgeschnitten.
Schaller sah auf die Bilder, wurde noch bleicher.
»Sie haben gesagt, Sie kennen Susanne Warka nur aus Ihrer Praxis. Sie haben behauptet, sie wäre nur Ihre Patientin gewesen. Das hier spricht eine andere Sprache.«
»Woher haben Sie das? Wer hat das aufgenommen? Wann?«
»Das spielt keine Rolle. Sagen Sie uns doch einfach, was wir darauf sehen. Wieso geben Sie Susanne Warka Geld? Wieso küssen Sie sie? Wieso haben Sie beide den gleichen Schlüsselanhänger?«
Schaller lenkte ab: »Was suchen Sie in meinem Haus? Was suchen Sie in meinem Wagen? Kondome?«
»Beantworten Sie doch einfach meine Fragen.«
»Ich kenne Susanne, seit sie das erste Mal in meiner Praxis war. Das war, kurz nachdem ich die Praxis hier eröffnet habe. Also ist das sicher zehn Jahre her, vielleicht etwas länger.«
Schaller schwieg.
»Und?«
Ich mochte sie. Sie mich auch. Bevor Sie jetzt etwas Falsches denken, nein, wir hatten keine Beziehung. Ich hatte keine Affäre mit ihr. Wir hatten keinerlei sexuellen Kontakt.«
Dass der sexuelle Kontakt allein wenig darüber aussagte, wie man zueinander stand, das wusste Margot ja nun aus eigener jüngster Erfahrung. Doch sie nahm die Bemerkung erst einmal so zur Kenntnis.
»Dann erklären Sie den Kuss. Den Anhänger. Und vor allem das Geld.«
»Der Kuss? Ich bin in den letzten Jahren eine Art Freund für Susanne geworden. Ich habe ihre Schwangerschaft mit Sophie begleitet. Und ich habe mir ihre Probleme angehört, als es mit Sophies Vater auseinanderging. Es war nichts Großes. Manchmal muss einem einfach nur mal ein Außenstehender sagen, dass Schläge und Tritte kein respektvoller Umgang sind. Das hab ich getan. Und deshalb war ich
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