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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Übst du für einen Auftritt als Nikolaus?«
    Margot sah an sich herab. Ein feiner roter Schleier hatte sich auf ihrer Kleidung verteilt.
    »Vergiss es einfach. Was willst du eigentlich hier?«
    »Äh – Dienst? Ich habe mich gerade von Zoschke aufschlauen lassen. Freut mich, dass das in der Zeitung noch was gebracht hat und dieser Gallberg aufgetaucht ist.«
    »Ist die Spusi durch mit Schallers Haus?«
    »Fast. Den Wagen untersuchen sie noch, der ist jetzt bei uns. Und Baader scheint auf was gestoßen zu sein. Er ist persönlich ins LKA gefahren. Offenbar hat er was gefunden, das er stante pede überprüfen lassen will. Aber wenn die da fertig sind, sollten wir uns noch mal mit Zumbill unterhalten. Ich meine – die Fotos: Für einen eifersüchtigen Typen wie ihn ist das natürlich ein sattes Motiv. Ich denke jetzt doch darüber nach, ob er nicht vielleicht jemanden engagiert hat, seine Freundin um die Ecke zu bringen.«
    »Gib mir fünf Minuten.«
    »Klar. Kann ich reinkommen?«
    »Nein«, sagte Margot und wandte sich ab. Sie hatte keine Lust, dass Horndeich das Haus in diesem Zustand sah.
    »Und, haben Sie den Mörder meiner Frau?«, fragte Reinhard Zumbill zur Begrüßung, als er die Tür öffnete.
    »Haben wir Sie geweckt?«
    »Ja. Ich hatte Frühschicht und bin vor einer halben Stunde heimgekommen.«
    »Dürfen wir bitte reinkommen?«
    »Sagen Sie doch einfach, was Sie zu sagen haben, und verschwinden Sie dann wieder.«
    »Wir rein oder Sie mit«, mischte sich Horndeich ein, der wirklich keinen Bock auf irgendwelche Spielchen hatte.
    »Was soll das?«
    Horndeich legte die Hand auf Zumbills Brust und schob ihn in die Wohnung. Ging zwei Schritte an ihm vorbei. »Wohnzimmer oder Küche?«
    Zumbill maß Horndeich mit einem abschätzigen Blick. »Wohnzimmer. Schaffen Sie sich Platz.«
    Horndeich und Margot gingen ins Wohnzimmer, Zumbill schloss die Wohnungstür, dann folgte er ihnen.
    Das Wohnzimmer sah aus wie ein Flaschenlager für Pfungstädter Bier. Alle Flaschen waren leer, auf dem Sofa türmte sich ein Berg aus Pizzakartons und Klamotten.
    »Vielleicht doch eher Küche?«
    Zumbill grinste feist. »Das wollen Sie nicht wirklich.«
    »Sieht nett aus. Bestimmt gut für Ihre Tocher.«
    »Sie ist nicht meine Tochter, und sie ist bei meiner Mutter.«
    Horndeich zuckte mit den Schultern und wischte mit einer Armbewegung den gesamten Berg vom Sofa auf den Boden. Dann deutete er mit der offenen Hand auf das Sofa und sagte: »Werte Kollegin, bitte.«
    Margot setzte sich, Horndeich ließ sich neben ihr nieder. Womit das Sofa besetzt war. Zumbill nahm den Sessel, kippte ihn nach vorn, sodass auch der Berg darauf dem Erdmittelpunkt einen halben Meter näher kam. Dann setzte er sich.
    »Herr Zumbill. Sie haben uns belogen.«
    »Wie das?«
    Horndeich schob den Krempel auf dem Sofatisch zur Seite, sodass wenigstens die eine Tischhälfte frei war. Auf der anderen Seite fiel nur eine Bierflasche auf den Boden. Es war immerhin die von den dreien, in der kein Bierrest mehr dümpelte.
    »Geht’s noch?«
    »Geht’s noch?«, raunzte Horndeich zurück und fächerte die Ausdrucke der Bilder auf der nun frei gewordenen Tischfläche auf.
    »Ja. Und? Ich hab doch gesagt, dass wir gestritten haben. Genau darum ging’s.«
    »Wir erzählen Ihnen, dass Ihre Freundin ermordet worden ist. Und Sie? Sie rennen nicht sofort hin und zeigen uns die Bilder? Sie erzählen uns nicht sofort von Gallberg und sagen uns, dass wir ihn vielleicht auch befragen sollen? Hier …«, Horndeich schrie nun fast, »… hier ist vielleicht der Mörder Ihrer Freundin zu sehen. Und Sie behalten das einfach für sich?«
    Zumbill schwieg. Sein Gesicht verriet eine Mischung aus Wut und Scham.
    »Es ist genau so gewesen, wie ich es Ihnen gesagt habe. Am Mittag habe ich mich mit Gallberg getroffen. Er gab mir die Bilder. Ich war sauwütend. Dann bin ich erst noch eine Weile ziemlich ziellos rumgefahren. Dann nach Hause. Dann war ich mit Susanne in der Küche. Hab ihr die Bilder gezeigt und rumgeschrien, dass sie mich betrügt, dass ich mich nicht verarschen lasse, dass sie es endlich zugeben soll. Ich dachte, sie knickt ein und gesteht, was sie getan hat. Doch sie schrie zurück. Ich sei ein misstrauisches Arschloch, das sei nur ein alter Freund. Wenn ich so bescheuert wäre, dann würde sie sich das mit der Hochzeit noch mal überlegen. Wir haben uns noch ein paarmal angebrüllt, und dann ist sie gegangen. Ich habe mir im Nachhinein große Vorwürfe gemacht, dass wir

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