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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Musikern eine Runde aus. Aber Horndeich spürte, dass die Stimmung wegen Natalias Aussage angespannt war. Er konnte es sich nur so erklären, dass man ihr gesagt hatte, kein schlechtes Wort über die Klinik zu verlieren, woran sie sich nicht gehalten hatte. Horndeich hatte keine Ahnung, wer Natalia unter Druck gesetzt hatte. Vielleicht war Isabella ja von der PR-Abteilung der Stadt. Vielleicht auch vom SBU, dem ukrainischen Sicherheitsdienst. Horndeich merkte, dass ihm der Wodka zu Kopf stieg.
    Ein Taxi fuhr vor. Der Fahrer kam direkt auf ihren Tisch zu. Fragte nach Natalia Prasnika. Natalia stand auf. Auch alle anderen erhoben sich. Natalia verabschiedete sich. Horndeich registrierte, dass sie vor Wlad eine Verbeugung andeutete, ebenfalls vor Isabella. Die war also doch nicht nur eine unbedeutende studentische Übersetzerin.
    Schließlich reichte Natalia Horndeich die Hand. Er bedankte sich bei ihr für ihr Kommen. Er spürte den Zettel in ihrer Hand sofort. War nicht einmal überrascht. Ließ ihn in der Hosentasche verschwinden.
    Das Taxi fuhr davon.
    Isabella fragte: »Und, wie gefällt Ihnen Odessa?«
    Der offizielle Teil war beendet. Wlad hatte noch eine Flasche Wodka bestellt. Und für Horndeich noch eine Flasche Baltika .
    »Gut. Es ist so schön, am Meer zu sein! In Darmstadt – da gibt es kein Meer. Da haben wir nur den Woog.«
    »Den was?«
    »Den Woog. Einen Badesee mitten in der Stadt.«
    Er erzählte vom Woog. Und merkte erneut, dass er nicht mehr nüchtern war. Der Woog erschien ihm auf einmal als Kleinod, auf das jede andere Stadt neidisch sein musste. Ein Naturbadesee mit sauberem Wasser und Nichtschwimmerbereich, mit Wasserrutsche und Zehnmetersprungturm.
    Wlad pflichtete ihm irgendwann darin bei, dass eigentlich jede Stadt, die auch nur ein bisschen was auf sich hielt, einen Woog haben sollte.
    Als Horndeich in sein Hotelzimmer kam, sah er auf die Uhr. Noch genau drei Stunden Schlaf, bevor er wieder aufstehen musste. Und er spürte schon jetzt, dass er am nächsten Tag sehr müde sein würde. Im besten Falle nur sehr müde. Damit der eintrat, schluckte er zwei Aspirin.
    Dann fiel ihm der Zettel von Natalia wieder ein.
    Er verstand immer noch nicht, was genau an diesem Abend passiert war, welche Rollen die Beteiligten bei diesem Gespräch gespielt hatten. Das würde er wohl auch nie herausfinden. Er hatte sich von Wlad, Oksana und Isabella verabschiedet wie von alten Freunden. Aber auch das hatte Horndeich mit Anna in Russland schon erlebt. Am Ende einer Feier waren alle eine große Familie.
    Er nestelte den Zettel aus der Hosentasche. Es fiel ihm nicht leicht. Wenn er den morgigen Tag überleben wollte, dann sollte er sich wahrscheinlich jetzt noch unter die Dusche stellen.
    Er faltete den Zettel auseinander. Und las. Надежда не плохая женщина .
    Nadeschda ist keine schlechte Frau.
    Darüber wollte er jetzt nicht mehr nachdenken. Er würde es morgen im Flieger tun. Der leider schon um sieben Uhr starten würde …

MONTAG
    »Frau Kommissarin Hesgart?«
    Margot sah auf.
    In der Tür stand ein junger Mann in billigem Anzug und mit Krawatte. Frau Zupatke von der Pforte hatte ihn angekündigt. In der Hand hielt er eine schwarze DIN-A4-Mappe aus billigem Kunstleder.
    »Ja, die bin ich. Treten Sie doch bitte ein.« Margot fühlte sich nicht ganz frisch. Sie hatte viel zu wenig geschlafen, obwohl die Flasche Rotwein für die entsprechende Müdigkeit gesorgt hatte. Doch sie hatte zumindest die Hälfte des Projekts »Rote Farbe« noch hinter sich bringen wollen. Sie war froh gewesen, dass Sandra – auch wenn sie etwas irritiert geschaut hatte – tatsächlich eine Dose roter Farbe gehabt hatte. Sogar wasserlöslich.
    Heute früh um fünf Uhr Ortszeit hatte ihr Horndeich noch eine kurze Mail geschrieben und die Ergebnisse zusammengefasst.
    Der junge Mann trat näher. Sein Haar war ordentlich nach hinten gekämmt, hätte aber ein wenig Shampoo sicher zu würdigen gewusst.
    »Ihr Name?«
    »Volker Gallberg.«
    »Nehmen Sie doch bitte Platz. Was führt Sie zu uns?«
    »Ich habe das Bild gesehen. Das mit der Frage, ob jemand diese Frau gesehen hat, die ermordet worden ist. Am Samstag im Echo. Also – ich habe die Frau gesehen. Aber nicht am Sonntag vor einer Woche. Sondern an dem Samstag davor.«
    Margot hatte Horndeichs Aktion mit den Fotos mitbekommen. »Und Sie haben diese Frau gekannt?«
    »Na ja, ich weiß, wie sie hieß. Susanne Warka. Die Freundin von Reinhard Zumbill.«
    »Und

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