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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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für sie ein Freund.«
    »Der Anhänger?«
    »Ja, der ist von mir. Ich hab da einen kleinen Vorrat und schenke ab und zu einen einer schwangeren Frau, wenn ich meine, sie könnte einen Schutzengel gebrauchen. Eine Marotte. Eine nette Geste. Verhaften Sie mich dafür.«
    »Das Geld?«
    »Das Bild muss aufgenommen worden sein, als ich am Tag vor ihrem Tod mit ihr spazieren gegangen bin. Wir sind zum Bismarckturm gegangen. Susanne hatte mir schon vor Wochen gesagt, dass sie das Kind von ihrem Freund nicht würde abtreiben lassen. Ich wusste nicht, dass es ein Kind von anderen biologischen Eltern war. Ich war der Meinung, es wäre von ihrem Freund. Und sie hatte mir schon vor ein paar Wochen gesagt, dass sie einen Neuanfang plante. Dass sie die Beziehung zu ihrem Freund beenden wolle.«
    »Wussten Sie, was sie konkret vorhatte?«
    »Nein. Keine Ahnung. Sie sagte nur, dass sie in finanziellen Schwierigkeiten sei. Deshalb gab ich ihr 2000 Euro.«
    Na, da hatte Philip Marlowe jr. ja gut geschätzt. »Einfach so? Sie sagt Bittebitte, und Sie geben ihr einfach so 2000 Euro? Klingt für mich seltsam.«
    »Ich fühlte für Susanne wie für eine Tochter, die ich nie hatte. Und sie wollte es als Kredit. Sie wollte es mir zurückgeben.«
    »Wann? Zu welchen Konditionen?«
    »Wissen Sie was, Frau Kommissarin, das war mir scheißegal. Ob sie es mir in einem Jahr, in drei Jahren oder gar nicht mehr zurückzahlen würde – es kümmerte mich nicht.«
    »Sehr großzügig für jemanden, der finanziell selbst nicht gerade problemlos durchs Leben geht. Ihr Haus ist belastet. Hoch belastet.«
    »Pfänden Sie meinen Fernseher und mein Auto, wenn Sie meinen, dass Sie das müssen.«
    »Sie bleiben also dabei – Sie haben nichts von Susanne Warkas Leihmutterschaft gewusst. Und sie hat Sie nicht erpresst. Und Sie haben Susanne Warka kein Haar gekrümmt.«
    »Ja, ja und ja.«
    Mehr sagte Schaller nicht.
    Margot ging durch die Räume, in denen die Beamten gerade alles durchsuchten. Behutsam. Aber sie nahmen jeden Gegenstand in die Hand. Margot ging zu Baader.
    »Habt ihr schon was?«
    »Bislang nicht. Aber mein siebter Sinn sagt, dass wir was finden.«
    Margot verließ das Haus und ging zur Garage. Zwei Kollegen der Spusi robbten durch das Auto.
    »Nehmt ihr den nicht mit?«
    »Nun, was wir hier sichern können, das machen wir gleich vor Ort. Den Kofferraum saugen wir dann bei uns in der Halle aus.«
    Mittagspause.
    Margot stand in ihrem Häuschen – Ihr Häuschen, nicht ihr Häuschen. Sie dachte darüber nach, wie unzulänglich die deutsche Sprache manchmal war. Denn das Haus gehörte allein ihr. Und nicht ihr und Rainer.
    Sie hatte noch fünfzig Umzugskartons im Zimmer im Souterrain stehen gehabt. Praktisch.
    Wenn man nicht allzu viel Wert auf die Vermeidung von Knitterfalten legte, dann war der Inhalt eines Kleiderschranks innerhalb von knapp zwanzig Minuten in zehn Kisten verstaut. Es war erstaunlich. Rainers Einzug hatte bedeutend länger gedauert.
    Was Rainer mit in die Wohnung gebracht hatte, hatte seinerzeit in einen kleinen VW-Transporter gepasst. Erst seit sie zusammenwohnten, hatte er noch ein paar Möbel gekauft. Auch den größten Teil der Unterhaltungselektronik hatte er erstanden. Gemeinsame Möbel hatten sie nicht. Doch, korrigierte sich Margot. Die Sitzgarnitur. Die Sofaecke war das Einzige, das sie gemeinsam angeschafft hatten. War eine schwere Geburt gewesen. Sie musste schmunzeln. Die längsten Diskussionen in ihrer Beziehung hatten sie über eine bescheuerte Couchgarnitur geführt.
    Sie ging in die Küche.
    Sah auf den Kaffeeautomaten.
    Dann zückte sie die Dose mit der roten Sprühkreide.
    Dich will hier keiner, Rainer.
    Während sie über ihr eigenes blödes Wortspiel lachen musste, liefen ihr wieder die Tränen über die Wangen.
    Als sie das nächste Mal auf die Uhr sah, war es bereits 15 Uhr. Sie hatte die Mittagspause gnadenlos überzogen. Der Blick auf die Uhr war die Reaktion auf das Klingeln der Haustür gewesen.
    Sie sah aus dem Fenster.
    Horndeich.
    Wurde zur Gewohnheit, dass er sie zu Hause aufsuchte. Sie ging zur Tür.
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte Horndeich.
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen.«
    »Ich habe gestern zu viel getrunken und zu wenig geschlafen. Auch der Flug war nicht wirklich erholsam. Von Odessa nach Warschau hat die ganze Zeit das Baby zwei Reihen vor mir geschrien. Und der Trip von Warschau nach Frankfurt – da wäre jeder Achterbahnbesitzer neidisch geworden. Aber was ist mir dir?

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