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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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einen?«
    »Nein«, sagte Margot und sprach für alle.
    »Ich habe sie erstochen. Ich war so wütend. Die Schlampe. Hat mit einem anderen Typen was angefangen. Meinen Sohn betrogen.«
    Horndeich nickte. »Sie haben also auf sie eingestochen. Wie oft?«
    »Nur einmal. In die Brust. Hab wohl gleich das Herz getroffen.«
    »Hm. Können Sie mir das mal zeigen?«
    Margot verstand nicht, warum Horndeichs Tonfall so spöttisch klang.
    Veronika ging auf den Messerblock zu und riss ein Messer heraus.
    »Okay. Stecken Sie es wieder zurück. Und dann erzählen Sie uns, was wirklich passiert ist.«
    »Ich habe sie erstochen. Verstehen Sie nicht: Ich … habe … sie … erstochen.«
    »Nein, Sie haben sie nicht erstochen. Susanne Warka ist von einem Rechtshänder erstochen worden. Und Sie sind Linkshänderin.«
    Veronika Zumbill gab das Messer in die rechte Hand. Merkte offenbar, wie unnütz die Geste war. Sie steckte das Messer zurück in den Messerblock. Dann setzte sie sich.
    »Ich dachte wirklich, ich könnte ihn retten.«
    Sie schenkte sich noch ein Glas ein. Schmunzelte, als sie sah, dass sie die Flasche mit der linken Hand hielt. Sie stellte die Flasche ab, nahm das Glas – mit links –, kippte den
Cognac.
    Dann sprach sie leise weiter, ohne die Polizisten anzusehen. »Er rief mich an. Er sprach leise. Ganz leise. Er sagte, Susanne habe ihn betrogen. Und sich von einem anderen schwängern lassen. Und er habe sie umgebracht. Er habe das nicht gewollt. Und er müsse in einer halben Stunde zur Arbeit. Er wisse nicht, was er tun sollte. Die Kleine sitze im Wohnzimmer vor der Glotze.
    Ich hab mich dann in meinen Wagen gesetzt und bin sofort zu ihm gefahren. Sophie saß im Wohnzimmer und schaute mal wieder ihren Lieblingsfilm Ice Age . Reinhard zeigte mir die Bilder von Susanne und dem Typen, der ihr Vater hätte sein können. Der ihr Geld gab. Es war widerlich. Reinhard war ihr nie genug gewesen. Anstatt sich zu freuen, dass sie einen soliden, guten Mann hatte, vögelte sie mit einem Sugar-Daddy. Der hatte offenbar genug Geld.
    Reinhard war verzweifelt. Wusste nicht weiter. Musste zum Zug, musste als Springer verschiedene Züge fahren. Und genau das war die Lösung: Wenn wir es wie einen Selbstmord aussehen lassen würden, würde niemand auf die Idee kommen, Reinhard zu verdächtigen.«
    »Wer hatte die Idee?«
    »Ich hatte die Idee. Ich fragte Reinhard nach dem letzten Zug, den er fahren würde. Er sagte es mir. Ich kenne den Wald gut. Seit fast fünfzehn Jahren laufe ich beim Lauftreff mit. Meine Art, fit zu bleiben. Und ich laufe mit meinen sechsundfünfzig Jahren immer noch achteinhalb Kilometer in der Stunde. Wie auch immer, ich wusste, wo ich die Leiche ablegen musste. Und Reinhard sagte mir, wie ich sie positionieren musste, damit – nun, damit die anderen Verletzungen die Stichwunde kaschieren würden.«
    »So was wissen Lokführer?«
    »So was weiß ein Lokführer, der sich mit dem Thema schon beschäftigt hat. Weil ein Kollege daran fast zerbrochen ist.«
    »Und Ihr Sohn ist dann einfach zum Dienst geradelt?«
    »Ja. Und ich bin zu Sophie ins Wohnzimmer.«
    »Und dann?«
    »Ja. Dann habe ich ihr einen Kakao gemacht. Und ihr eine Voxalmin darin aufgelöst. Ist ein Schlafmittel, das ich auch benutze.«
    »Und sie ist eingeschlafen.«
    »Quasi sofort. Dann habe ich mich an die Arbeit gemacht. Habe Susanne andere Klamotten angezogen, damit der Riss von dem Messerstich nicht auffällt. Dabei ist mir eines der Riemchen ihres Schuhs abgerissen. Ich hab dann einfach andere Schuhe genommen, die rumstanden. Dann habe ich sie eingewickelt, in die Motorradplane, die Reinhard vor Ewigkeiten gekauft hat. Obwohl es dann doch nie zu einer Maschine gelangt hat.«
    »Dann haben Sie den Landrover Ihres Mannes geholt.«
    Veronika Zumbill nickte. »Ja. Er hat es gar nicht mitbekommen. Ich bin nach Hause gefahren, dann mit dem Landrover wieder hierher. So um halb zehn habe ich Susanne dann in den Landrover gelegt. Zum Glück kann man hier den Wagen ja direkt vor dem Haus abstellen. Es hat mich keiner gesehen. Alle saßen noch beim Tatort, noch vor der Glotze. Sophie hat tief und fest geschlafen. Ich habe sogar versucht, sie zu wecken, um ihr noch etwas von dem Mittel zu geben. Aber ich habe sie gar nicht wach bekommen.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich hatte Angst. Zuerst wollte ich durch die Stadt fahren. Aber was, wenn mich eine Streife angehalten hätte. Also bin ich zum Parkhaus an der Lichtwiese gefahren, wo wir uns zum

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