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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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sich in Weinkrämpfen – aber so eine heftige Reaktion, die nach zwei Minuten wieder in scheinbare Gelassenheit mündete, das hatte Horndeich noch nicht erlebt. Vielleicht sollte er sich die Marke dieses Tequilas merken.
    Zumbill sah seine Mutter an. »Nimm die Kleine. Mach das Essen fertig.«
    Sophie schaute ängstlich zu ihrer Oma: »Ist jetzt wieder alles gut?«
    Frau Zumbill nickte. »Ja, Sophie, komm mit in die Küche, wir machen das Abendessen.«
    »Isst du mit?«, fragte Sophie Margot.
    »Sophie!«, rief die Oma ihre Enkelin zur Räson. Die kroch vom Sofa und ging auf die Großmutter zu. Die hielt ihr die Hand hin. Sophie ergriff sie, und beide verließen den Raum.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Zumbill. Nur noch ein paar Tränen erinnerten an seinen Ausbruch. Wieder ein Tequila.
    »Herr Zumbill, dürfen wir Ihnen noch ein paar Fragen stellen?«, fragte Margot.
    »Ja. Machen Sie ruhig.«
    »Hat Ihre Freundin etwas darüber gesagt, dass sie ihr Leben beenden wollte?«
    »Nein.« Er machte eine Pause. »Nicht direkt.«
    »Was meinen Sie mit ›nicht direkt‹?«
    »Nun, sie war schon irgendwie anders in den letzten Wochen. Manchmal traurig. Aber – aber ich hab mir keine Gedanken gemacht, dachte, das sei einfach nur so ’ne Phase. Man denkt doch nicht, dass jemand sich gleich …«
    »Sophie – ist sie die Tochter Ihrer Freundin?«
    »Ja. Aber nicht meine, wie Sie wohl gesehen haben. Ist von ihrem letztem Freund. Amerikanischer Soldat. Ist wieder nach Amerika. Ist aber okay. Wir haben es gut hier. Und sie versteht sich prima mit meiner Mutter.«
    »Haben Sie sich nicht gewundert, dass Ihre Freundin nicht da war, als Sie heute Nacht nach Hause kamen?«
    »Nein. Nicht wirklich. Sie hat wieder rumgezickt. Also, ich dachte, es sei einer ihrer normalen Anfälle. Wir hatten uns gestritten. Kam oft vor. In letzter Zeit verdammt oft. Sie ist raus, war wütend. Ich dachte, sie geht zu ’ner Freundin. Und von dort aus zur Arbeit. Als es geklingelt hat, da hab ich erst gedacht, sie wäre es. Sie hat ja alles hiergelassen, Handtasche und Handy. Vielleicht hätten da bei mir schon die Alarmglocken klingeln müssen. Haben sie aber nicht. Ich war nur sauer, dass ich meine Mutter anrufen musste, damit sie auf die Kleine aufpasst, wenn ich im Führerstand sitze. War auf den letzten Drücker, ich musste ja zum Dienst. So war Susanne. Ihr Kind war ihr …«
    »Wir würden gern noch mit Ihrer Mutter sprechen?«, schaltete sich Horndeich in das Gespräch ein, zu dem er bislang nicht wirklich viel beigetragen hatte.
    »Klar.« Eine Träne rann über Zumbills Wange. »Ich fass es nicht. Ich fass es einfach nicht. Ich meine, wir hatten es doch gut miteinander. Was wollte sie denn? Ich kapier’s nicht.«
    Margot und Horndeich gingen in die Küche. Sophie sah sie mit großen Augen an. »Wo ist meine Mama?«, fragte die Kleine.
    Horndeich war froh, dass er ihr darauf keine Antwort geben musste.
    Auch Margot antwortete nicht. Sie ging vor dem Mädchen in die Hocke und sagte: »Gehst du noch mal zu deinem Papa?«
    »Das ist nicht mein Papa«, stellte Sophie mit Nachdruck klar.
    »Gehst du dann noch mal zu Reinhard?«,
    »Nein. Der stinkt. Wenn der so stinkt, dann mag ich nicht zu ihm gehen.«
    »Sophie!« Der strenge Ton der Großmutter wirkte. Sophie warf ihrer Stiefoma zwar einen bösen Blick zu, verließ dann aber die Küche.
    »Ich habe es kommen sehen«, sagte Frau Zumbill. »Susanne hat in den vergangenen Wochen immer mehr den Bezug zur Realität verloren.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Margot.
    »Sie fing einfach so an zu weinen, ohne jeden Grund. Und sie vernachlässigte ihre Tochter. Und meinen Sohn. Ich bin nicht zu ihr vorgedrungen. Aber ich war auch immer nur die böse Schwiegermutter. Sozusagen. Ich bin froh, dass die beiden nie geheiratet haben. Sie war nichts für Reinhard. Er verdient jemanden, der sich um ihn kümmert. Und nicht jemanden, der so sprunghaft und launisch ist, dem man’s nie recht machen kann.«
    Sie rührte im Gulasch, das es offensichtlich bald geben würde.
    »Sie hat sich immer aufgeführt wie die Prinzessin auf der Erbse.« Frau Zumbill sah Margot direkt an: »Und sie war wirklich nicht in der Position dafür. Ich meine, sie hat das Kind am Bein, keinen Mann, der Unterhalt zahlt. Nichts. Ohne meinen Sohn hätte sie ganz schön blöd dagestanden. Sie musste erst mal einen Dummen finden, der sie mit dem Kind genommen hat. Auch noch mit einem schwarzen Kind, von dem jeder auf den ersten Blick

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