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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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nach Landau an die Pro-filio-Klinik, eine Klinik, die sich auf künstliche Befruchtung spezialisiert hatte, eine sogenannte Kinderwunschklinik. Dort war Schaller erfolgreich, wie die Liste der Veröffentlichungen belegte. Im Jahr 2000 wurde die Klinik dann privatisiert. Er war einer von vier Ärzten, die gehen mussten. Zwischen den Zeilen konnte man lesen, dass er wohl eine gute Abfindung bekommen hatte. Er zog nach Darmstadt und machte seine eigene Praxis auf, hatte auch ein paar Belegbetten im Darmstädter Bezirkskrankenhaus.
    Von da an nichts mehr über ihn, bis eine Frau ihn vor zwei Jahren verklagte. Horndeich überflog den Sachverhalt, aber seine Kenntnisse in Gynäkologie waren eher rudimentärer Natur. Was er jedoch verstand, war, dass da wohl eine Menge Gutachter auf beiden Seiten um das fochten, was sie für die Wahrheit hielten. Horndeich musste die medizinischen Details nicht verstehen, um zu kapieren, dass es um richtig viel Geld ging. Und dass ein Gutachter seine Zeilen auch nicht für einen Appel und ein Ei schrieb, war ebenfalls klar.
    Eine illegale Leihmutterschaft einzuleiten und zu betreuen – das durfte durchaus lukrativ sein. Wenn Schallers Bude immer so voll war, wie sie es selbst erlebt hatten, dann konnte er von dem, was die Praxis abwarf, wohl kaum leben. Horndeich überflog die Akte mehrmals. Aber der Name Aaner tauchte nirgends auf.
    Er ging zur Tafel, nahm den blauen Edding, malte eine gestrichelte Linie zwischen Paul Aaner und Frederik Schaller. Er malte ein Fragezeichen daneben. Eigentlich passte alles ganz gut zusammen. In Gedanken spann Horndeich ein mögliches Szenario: Die Aaners wollten eine Leihmutterschaft. Sie beauftragten und bezahlten Frederik Schaller, der eine junge Leihmutter auftreiben konnte: Susanne Warka. Die offenbar ein Doppelleben führte und deren Verhältnis zu ihrem Freund, wie es schien, alles andere als ungetrübt war. Dann bestellten die Aaners Schaller zu sich nach Hause und erklärten, sie wollten das Kind nicht mehr. Vielleicht hatte es das falsche Geschlecht. Es kam zum Wortgefecht. Die Aaners hatten ihn in der Hand, denn sein Tun war das Einzige, das rechtlich belangt werden konnte. Im Affekt brachte er beide um. Ließ es nach Raubmord aussehen und nahm den Inhalt des Tresors mit. Dann erzählte Schaller Susanne Warka, dass die Aaners ihr Kind nicht haben wollten. Susanne war aber ebenfalls nicht bereit, das Kind zu behalten – und auch sie konnte Schaller in den Knast bringen. Also brachte er auch sie um.
    Horndeich musste sich eingestehen, dass die Theorie noch zahlreiche Lücken aufwies. Etwa die Fingerabdrücke der unbekannten Frau im Haus und im Bentley der Aaners – der dann in Leer herumsteht. Und dass Schaller nach der Tat den Wagen gestohlen haben könnte, machte wenig Sinn – und erklärte ebenfalls nicht das Vorhandensein der Frau, die der junge Weltrevolutionär gesehen hatte. Aber vielleicht war Schaller der zweite Mann? Der Drahtzieher im Hintergrund?
    Horndeich sah auf die Tafel.
    Eine weitere Frage war, wie Schaller und die Aaners zusammengekommen waren? Waren sie sich in Darmstadt zufällig über den Weg gelaufen?
    Er hielt inne. Dann zeichnete er eine ebenfalls gestrichelte Linie zwischen Regine Aaner und Frederik Schaller. Der Kerl war Frauenarzt. Wahrscheinlich war es also sie gewesen, die Schaller kannte.
    Und vielleicht sollten sie sich nun um einen Durchsuchungsbeschluss bemühen, um seine Praxisräume auf den Kopf stellen zu können.
    Außerdem sollte er jetzt wohl noch mal Zumbill aufsuchen. Hatte der von der Leihmutterschaft gewusst? Sie vielleicht sogar unterstützt?
    Die Fahrt nach Leer war anstrengend gewesen. Auf der Autobahn schien die nächste Völkerwanderung begonnen zu haben, und obwohl kein längerer Stau an ihren Nerven gezerrt hatte, fühlte sich Margot wie gerädert. Sozusagen.
    Der Grund dafür konnte allerdings auch sein, dass das Gedankenkarussell in ihrem Kopf nicht hatte anhalten wollen. Sie schämte sich dafür, dass sie ihren Kollegen mit Arsch tituliert hatte. Obwohl es Margot wirklich nicht darauf abgesehen hatte, Ole Greven hier zu treffen. Es war ihr viel mehr darum gegangen, sich nicht mit Nick Peckard treffen zu müssen.
    Es hatte sie ein wenig aus der Bahn geworfen, dass Nick plötzlich sein Kommen angekündigt hatte. Noch verwirrender war es gewesen, als sie ihm dann gestern tatsächlich gegenübergestanden hatte. Und das gemeinsame Frühstück war alles andere als entspannt gewesen. Was nicht daran

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