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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Wagen vom Parkplatz lenkte.
    Margot kannte die Namen der Straßen nicht, die sie entlangfuhren. Doch an die einspurige Brücke erinnerte sie sich, bei der man wie an einer Baustelle immer warten musste, bis die Fahrt darüber freigegeben wurde. Auch das alte Rathaus erkannte sie. Und stellte wieder einmal fest, dass ihr die Backsteinarchitektur gut gefiel.
    Wenig später parkte Malte Idler den Wagen unmittelbar vor dem Geschäft des Juweliers.
    Der Motor war noch nicht abgestellt, da öffnete sich auch schon die Eingangstür zu dem offensichtlich nicht sehr großen Laden. Im Türrahmen stand ein grauhaariger Mann im Anzug mit Fliege.
    Ole Greven ging auf ihn zu: »Salomon Tramer?«
    Der Mann nickte. »Sehr nett, dass Sie es heute noch einrichten konnten.«
    Ole machte alle Anwesenden miteinander bekannt, dann betraten Sie den Verkaufsraum.
    Margot sah sich um. Der Raum war rund vierzig Quadratmeter groß. Vitrinen zogen sich die Wände entlang. Rund die Hälfte der Ware bestand aus Uhren. Von der Firma Rolex wusste auch Margot, dass sie zum hochpreisigen Segment gehörte. Aus den Augenwinkeln entdeckte sie den großen Bruder ihrer Damenversion der Tissot PR 100. Die war zwar auch nicht billig, aber mit ihrem Gehalt bezahlbar.
    Die Vitrinen waren wie die Verkaufstheke aus dunklem, glänzend lackiertem Holz gefertigt und passten so ausgezeichnet zum Gentleman-Auftreten des Inhabers. Für Margots Geschmack war der Raum zu wuchtig. Aber sie musste sich hier ja nicht wohlfühlen.
    Der Juwelier war hinter den Tresen getreten.
    Ole gab Margot ein Zeichen, mit dem er sie aufforderte, ihre Fragen zu stellen. Schließlich ging es hier um ihren Fall. Zumindest so, wie es aussah.
    »Herr Tramer, wir ermitteln in einem Mordfall, der sich in Darmstadt ereignet hat.«
    »Ah, in der Stadt des Jugendstils. In der der Hochzeitsturm derzeit hinter einem Gerüst versteckt wird.«
    »Sie kennen Darmstadt?«
    »Nun, da ich mich sehr für die Kunst des Jugendstils interessiere, komme ich an Darmstadt nicht vorbei. Vor allem das Jugendstilmuseum mag ich sehr.«
    Margot kannte das Museum. Rainer und ihr Vater hatten sie einmal dorthin geschleppt. Mit der Kunst konnte sie sich nicht wirklich anfreunden. Die filigranen Plastiken von Bernhard Hoetger waren ihr jedoch im Gedächtnis geblieben.
    »Wir suchen in diesem Zusammenhang eine junge Frau. Sie ist vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, hat langes blondes, vielleicht zu einem Zopf gebundenes Haar. Sie wurde zweimal gesehen, wie sie Ihren Laden betreten hat. Einmal allein und zwei Tage später in Begleitung eines Mannes. Das war …«
    »… in der Woche, bevor wir in Urlaub gefahren sind. Am Montag.« Samuel Tramer sah auf einen Wandkalender, der gleichzeitig Werbung für Glashütte-Uhren machte. »Montag, den achten. Ich erinnere mich gut an die Dame. Und ich muss gestehen, dass es mich nicht erstaunt, dass Sie sich nach ihr erkundigen. Ich hatte gleich so ein ungutes Gefühl.«
    »Können Sie uns erzählen, was sie von Ihnen wollte?«
    »Einen Moment«, sagte Salomon Tramer. Dezent von einer Vitrine verdeckt, stand ein flacher Computermonitor. Die Tastatur und die Maus waren unsichtbar für den Kunden etwas tiefer hinter der Theke platziert. Salomon Tramer tippte etwas ein, dann sagte er: »Wenn Sie einfach um die Theke herumkommen würden, bitte.«
    Die Beamten taten, wie ihnen geheißen. Alle Augenpaare richteten sich auf den Bildschirm. Darauf war ein Schmuckstück zu sehen. Ein fein ziselierter goldener Armreif mit Rubinen. Tramer klickte auf eine Maustaste, es folgte ein weiteres Bild. Das zum Armreif passende Collier. Dann klickte Tramer schneller durch die Bilder.
    »Es waren insgesamt vierundzwanzig Stücke, die diese Dame mitgebracht hatte und hier vor mir ausbreitete. Sie hatte sie in einer billigen Schmuckschatulle aufbewahrt. Die Schatulle war neu. Sah nach Ein-Euro-Shop aus.« Die Stimme des Juweliers konnte seinen Ekel nicht verbergen, als er das Wort aussprach. »Der Schmuck passte nicht zur Schatulle. Oder eher umgekehrt.«
    »Was wollte die Dame von Ihnen? Nannte sie einen Namen?«
    »Sie nannte sich Irina Lambert und sagte, sie wohne bei Oldenburg. Sie hatte einen starken slawischen Akzent. Ich tippe auf Russisch, aber polnische oder tschechische Muttersprache ist auch möglich. Sie erzählte etwas von einer Erbschaft – sie hätte die Stücke aus dem Tresor eines Onkels ausgeliehen. Und der ganze Schmuck müsste in zwei Tagen abends wieder dort liegen, sonst hätte sie

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