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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kroehn
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bekannte ihren Verrat. »Dein Wort wird nie an Samuels Bild heranreichen. Samuel zog seinen Nutzen aus dir. Jetzt braucht er dich nicht mehr. Du denkst, du hast hier alles groß gemacht? Du denkst, du kannst mit Susanna einen Keil zwischen mich und Samuel treiben? Sei kein Narr, Grothusen! Ich habe Samuel begleitet, als du noch bei deinen stinkenden Fischen geschwommen bist! Ich habe ihn in diese Welt geführt! Und ich habe dieser Welt erzählt, dass wir dich, Simon Grothusen, hier nicht mehr brauchen, dass du der Verursacher allen Übels bist und dass es gut wäre, würdest du verschwinden!«
    Sie stand auf gleicher Augenhöhe mit ihm und fragte sich kurz, wer zuerst den Blick vom anderen wenden würde. Grothusen starrte sie unverwandt an.
    »Das hast du nicht getan!«, brachte er hervor.
    »Du hättest nicht versuchen sollen, mir meine Liebe madig zu machen! Du hättest dir nicht anmaßen sollen, der zu sein, der mich von Samuel forttreibt!«
    Sein Gesicht verlosch, indessen er nach den bösesten Worten suchte, die er ihr sagen und mit denen er ihren schändlichen Verrat heimzahlen konnte.
    »Weißt du was, Lena«, zischte er erstickt. »Weißt du was... Du magst bei Samuel gelernt haben, dich zu waschen. Du magst dich bei Samuel sauber fühlen und denken, du wärst dem Dreck entkommen. Aber zwischen den Beinen, dort wo du Lust empfindest – dort stinkst du nach Fisch.«
    Laut begann Samuel hinter ihnen zu lachen. Es klang krächzend, denn sein Mund war der Töne entwöhnt. Dennoch hörte er nicht auf zu kichern, zu grölen, zu wiehern. Er neigte seinen Kopf so weit nach vorne dabei, dass das verfilzte Haar sein Gesicht bedeckte.
    Betretene Stille.
    »Oho! Wie ihr da steht und euch anglotzt!«, schrie er kreischend. »Wie dem einen ein Lichtlein aufgeht, was die andere getan hat! Wie Lenchen unsern Meister des Wortes verpetzt – und wie jenem wohl nichts anderes übrig bleiben wird, als seine Sachen zu packen, heimlich zu fliehen und sich hierzulande nicht wieder blicken zu lassen. Es könnte ja sein, dass man ihn ansonsten verhaftet! Zum Totlachen ist’s!«
    Sie drehten sich beide gleichzeitig nach ihm um.
    »O nein!«, zischte Grothusen. »Du wirst mich nicht verjagen, Samuel! Du wagst es nicht, mich fortzuschicken, auf dass dein guter Ruf gewahrt bleibt!«
    »Und ob er das wird!«, rief Lena dazwischen. »Wir haben dich nie gebraucht! Geh endlich! Hau einfach ab!«
    »Oho!«, Samuel wollte sich ausschütten vor Lachen. Er trat zwischen die beiden, und die Blicke der vielen, die auf ihn gerichtet waren, schmerzten ihn nicht wie früher.
    »Wenn denn der Doktor fliehen sollte«, meinte er lachend, »weil du ihn verraten hast, Lenchen, wenn er denn hier nicht bleiben kann, weil man ihn der schändlichen Untaten zeiht, so mögen wir ihn zumindest eine Nacht noch halten. Es sei ihm ein Abschiedsgeschenk gemacht. Ich will ein Bild malen, das ihm als Dank bestimmt ist, ein ganz besonderes Bild, das größte und schönste Bild, das ich jemals malte. Wie anders sollte ich unsern Doktor für seine treuen Dienste entschädigen?«
    Er lachte Tränen. Grothusens Blick flackerte.
    »Was redest du da?«, stieß er ärgerlich aus.
    Samuel entwich ihnen beiden.
    »Armselige Kreaturen!«, rief er über die Schulter. »Während ihr euch streitet, liegt Susanna Bringsheim oben in meiner Kammer und gebiert ihr Kind! Dies, meine ich, sollte Grund sein, den bösen Streit für Augenblicke zu vergessen. Wir wollen uns versammeln, auf dass ich den wahrhaftigsten Engel male, den je ein menschliches Auge erschaute und der die Menschen zum Beben und Weinen und Schreien verführt!«
    Verstört blickte Lena Samuel nach. Grothusen sah sie ein letztes Mal an und wollte ihr hernach nie wieder in die Augen blicken.
    »Und ich dachte, du wolltest verhindern, dass dem Kind solches geschieht«, zischte er verächtlich.

Die nackte Lena überreicht mir das Bild.
    Es ist, als richte sich nun, da sie es abgibt, der Fokus des Schicksals von ihr auf mich. Sie wird entlassen – und leichter.
    »Ich weiß nicht, was Grothusen damit meinte«, habe ich ihr unschuldig erklärt. »Aber er gab mir eine Bitte an Euch mit. Ihr möget Euch ausziehen, sagte er. Nichts weiter. Nur, dass Ihr Euch nackt zu zeigen habt. Wisst Ihr, Lena, was es damit auf sich haben könnte?«
    Sie hat nicht geantwortet, sondern lange gezaudert.
    Nicht prompt und zügellos hat sie sodann begonnen, ihre Bluse zu öffnen. Die Entkleidung bis hin zum Überreichen des Bildes ging langsam

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