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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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von Kains Blut und an die Wahrheit, die sich dahinter verbarg. Seine Finger schlossen sich um den Ring.
    „Was ist damit?“, fragte Eve. „Gehört er zu den britischen Kronjuwelen?“
    „Katherina glaubt, dass man ihn braucht, um den Engel wieder zu erwecken. Genau wie seine Brüder war er unsterblich. Er konnte nicht getötet werden. Also rissen seine Jäger ihm die Seele aus dem Körper und kerkerten sie ein. Ohne Seele blieb der Leib als leblose Hülle zurück.“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Und dieser Ring ...“
    „Ist ein Seelengefäß.“
    Eve runzelte die Stirn. „Du meinst, die Seele ist da drin? In diesem Stein?“
    „Hast du dich nicht gefragt, warum der Stein in einem Käfig steckt?“
    Ein seltsamer Ausdruck trat in ihre Augen, eine Mischung aus Abscheu und Faszination. „Kann ich ihn noch einmal sehen?“
    Alan ließ das Schmuckstück in ihre Handfläche fallen. Wie zufällig berührte er die Innenseite ihrer Finger. Eve hob den Ring ins Licht.
    „Unheimlich, findest du nicht? Was würde passieren, wenn der Opal zerbricht?“
    „Ich bezweifle, dass man ihn ohne weiteres zerbrechen kann.“
    Sie blieben vor einer Passage stehen, wo der Abhang so dicht ans Wasser reichte, dass man über einen Pfad schlüpfriger Steine balancieren musste, um auf die andere Seite zu gelangen. Eve gab ihm den Ring zurück.
    „Was soll ich jetzt tun?“, fragte sie. „Zur Polizei gehen?“
    Alan sah sie an. Er betrachtete ihre Lippen, ihre Nase, den Kranz dunkler Wimpern, die einen scharfen Kontrast zum Hellgrau ihrer Augen bildeten. In ihrem Augenwinkel haftete verlaufene Wimperntusche, eine Unvollkommenheit, die er faszinierend fand.
    „Du könntest mich küssen“, sagte er, „um Abbitte zu leisten für die bösen Absichten, die du mir unterstellt hast.“
    Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. Ihr Antlitz gab nichts preis. „Woher weiß ich, dass du die Wahrheit sagst?“
    „Du bist noch am Leben, oder?“
    Sie zuckte mit den Schultern.
    „Und was den Ring betrifft, nimm ihn ruhig.“ Er hielt ihn ihr hin. „Ich habe kein Interesse daran. Oder wirf ihn ins Meer. Vergrab ihn irgendwo hier im Sand. Eine Menge Leute sind hinter dem Ding her. Du wärst besser dran ohne ihn.“ Unwillkürlich lächelte er, als sie sich nicht regte. „Du dachtest, es geht mir um den Stein?“
    „Vielleicht? Fünfundzwanzig Millionen sind ein stolzer Preis. Und als Katherina sagte, die Statue würde nicht mehr als hunderttausend bringen ...“ Sie wandte den Blick ab. „Vergiss es.“
    „Ist das ein Schuldeingeständnis?“
    Ihre Lippen zitterten ein wenig. Mit einem raschen Schritt war er bei ihr. Er zog sie an sich, seine Finger glitten ihren Nacken hinauf und gruben sich in ihre Locken. Für einen Augenblick standen sie so, die Gesichter so nah beieinander, dass er ihren Atem auf seiner Wange spürte. Ihre Hände tanzten über seine Schultern und zerwühlten sein Haar, verbanden sich mit dem Wind. Sie zog ihn zu sich hinunter, bis ihre Lippen sich trafen.
    Es war ein hungriger Kuss. Hitze schwang darin, Verzweiflung und ein heftiges Ringen um Zärtlichkeit.
    Als sie ins Haus zurückkehrten, hing noch immer Kaffeeduft in der Küche.
    „Hast du Hunger?“, fragte Eve.
    „Ich habe Bagels mitgebracht“, erwiderte Alan. „Und Gebäck, wenn du willst.“
    Überraschung trat in ihren Blick.
    Er hob die Tüte hoch. „Ich konnte es dir vorhin nicht sagen. Du warst so beschäftigt damit, mir im Bad aufzulauern und mich niederzuschlagen.“
    „Ich dachte, du bist ein Einbrecher.“
    Alan öffnete der Reihe nach die Küchenschränke, fand Erdnussbutter und Honig. Er tauchte einen Finger in die dickflüssige, goldene Creme und hielt ihn ihr entgegen.
    „Ist der noch gut?“
    „Honig wird nicht schlecht.“
    Lächelnd hielt er ihren Blick fest. „Probier trotzdem.“
    Die Sonne brachte ihre Haut zum Leuchten. Mit ihren vom Wind zerzausten Locken, der Windjacke und den schmutzigen Jeans war sie die schönste Frau, die er jemals getroffen hatte. Sie konnte sich nicht mit der kalten Perfektion von Katherina messen, doch das war es gerade, was ihn verführte. Sie war spontan, nicht berechnend, zerbrechlich und warm.
    Eve gab das Lächeln zurück. Sie wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn und trat näher an ihn heran. Alan hob den Arm und malte eine glänzende Spur Honig auf ihre Lippen.
    Die Leichtigkeit verglühte in plötzlicher Hitze. Eve fing sein Handgelenk und leckte seinen Finger ab. Ihre Zähne fuhren

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