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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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dachte an ihre Unterhaltung mit Mark. „Ich könnte Schutzhaft bekommen, bis sie die Killer erwischt haben.“
    „Ich wäre lieber in deiner Nähe.“ Alans Hand wanderte hinab zu ihrem Bauch. „Und ich weiß, wie wir sie loswerden. Sie jagen dich wegen dem Ring.“
    „Du meinst, wenn sie wüssten, dass ich den Ring nicht mehr habe, würden sie mich in Ruhe lassen?“ Woher hatten ihre Verfolger überhaupt wissen können, dass sie Icoupov den Ring abgenommen hatte? Ihr Argwohn kehrte zurück. „Was ist mit deinem Vater? Vielleicht hat der eine rachsüchtige Ader?“
    Alan schüttelte den Kopf. „Darum kümmere ich mich.“
    Aus dem Augenwinkel registrierte sie eine Bewegung am Fenster. Sie richtete sich halb auf und entdeckte einen großen Nachtfalter, der vor der Scheibe flatterte. „Was ist also der Plan?“
    „Ich kann den Ring entweder Katherina oder Mordechai zuspielen. Ich sorge dafür, dass der andere weiß, dass sein Rivale das Ding in seiner Gewalt hat. Wer immer sonst noch hinter dem Ring her ist, wird es schnell genug erfahren.“ Er schwieg einen Moment. „Hast du irgendwelche Verpflichtungen für die kommenden Wochen?“
    Sie streifte sein Haar. „Ich muss den nächsten Artikel schreiben, aber das kann ich überall tun.“
    „Dann lass uns ein paar Tage verreisen. Sie werden damit beschäftigt sein, gegeneinander Krieg zu führen und dich darüber vergessen.“
    Verreisen, ja. Das klang wie ein Ausweg und wie ein Versprechen. Sie könnten nach Mexiko fahren, der Küste folgen. Sich in kleinen Fischerdörfern verstecken, Hotelzimmer mit einem brummenden Kühlschrank und Moskitonetzen und einem altmodischen Bad.
    „Klingt toll. Was ist mit dir und deinem Vater?“
    „Du meinst, wie loyal ich bin?“ Alan zuckte mit den Schultern. „Mordechai führt seine Kriege seit dreitausend Jahren. Er braucht mich nicht dafür.“

20
    U nmerklich war es Nacht geworden. Der Mond stand klar und voll am Himmel, als Alan ins Dunkel hinaustrat. An der Außenseite der Türscheibe klebten Dutzende von Nachtfaltern.
    Er blieb auf der Türschwelle stehen und blickte zurück zu Eve, die in der Diele stand, eine Decke um die Schultern geschlungen.
    „Geh endlich“, sagte sie mit halbem Lächeln. „Und bring Sandwiches mit, wenn du zurückkommst.“
    Sie hatten alle Möglichkeiten durchgesprochen und waren zu dem Schluss gekommen, dass es das Beste war, wenn sie hier zurückblieb und auf ihn wartete. Besser, als in ein Hotel zu gehen, oder ziellos durch die Stadt zu fahren mit einem Wagen, dessen Windschutzscheibe von Kugeln zerschmettert war. Besser, als ihn in Mordechais Höhle zu begleiten.
    Er stieß die Tür hinter sich zu. Die Motten stoben auseinander. Die Nacht war kalt und still. Baumkronen raschelten im Wind.
    Als ihn ein schwerer Schlag am Hinterkopf traf, war es zuerst Überraschung, die er empfand. Beim zweiten Hieb spürte er nicht einmal mehr Schmerz. Der Boden drehte sich ihm entgegen. Und dann war da gar nichts mehr.

    Kain ließ das Bleirohr sinken. Er hatte es von einer Baustelle gestohlen, zwei Blocks entfernt. Eine handliche Waffe war es, so lang wie sein Arm und am Ende gebogen.
    Befriedigung glättete die Wut, die tief in ihm brannte. Noch immer zitterte er, tief drinnen. Das Haus zu belauern, so viele Stunden, zu wissen, dass sie dort war, zusammen mit diesem Mann. Es hatte ihn zerfressen wie Säure. Und dennoch hatte er ausgeharrt, hatte sich Zurückhaltung aufgezwungen. Er wollte kein Risiko eingehen. Nicht, nachdem der letzte Zusammenstoß ihn beinahe das Leben gekostet hatte.
    Kain musterte den reglosen Körper. Er ließ das Rohr fallen und bückte sich, um ihm Hände und Füße mit Tape zu fesseln. Sein Blick wanderte hoch zur Tür, als er Schritte hörte. Und dennoch war er nicht vorbereitet auf den Schock, der ihn traf, als Eve die Tür aufriss.
    Er hatte ihr nachgespürt, sie von weitem betrachtet. Doch nun, wo sie so dicht vor ihm stand, konnte er sie riechen, ihre Angst, ihren Duft, die Süße ihrer Haut. Er fing Details auf, zerwühlte Locken, die Farbe dunkles Karamell. Ihre Augen weiteten sich.
    Dann war er bei ihr und hielt sie fest, bevor sie schreien konnte. Er drückte sie mit seinem Körper gegen die Mauer und presste ihr eine Hand auf den Mund. Schuldgefühle überschwemmten ihn, mischten sich in explodierende Lust, als sie sich unter ihm wand. In ihren Pupillen glitzerte Panik. Kain realisierte, dass er kurz davor stand, die Kontrolle zu verlieren. Es traf ihn wie ein

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