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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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mehr?“
    Alan schüttelte den Kopf. „Das waren andere Zeiten.“
    Zeiten, in denen er sein Schwert an jeden verkauft hatte, der bereit war, seinen Preis zu zahlen. Auch gegen den Willen seines Vaters. Vor allem gegen den Willen seines Vaters.
    „Mordechai hat eine exzessive Leidenschaft für Ahnenforschung. Er ist davon überzeugt, dass die alten Legenden auf einem wahren Kern gründen. Die Abstammung von gefallenen Engeln.“
    „Oh“, murmelte Eve, „diese Geschichte.“
    Ihr Körper so dicht neben seinem hüllte ihn in einen Mantel aus Wohlbehagen.
    „Mein Vater ist der Obsession verfallen, den Leib eines Engels zu finden und ihn ins Leben zurückzurufen. Er erhofft sich ...“ Alan stockte, dann schüttelte er den Kopf. „Ich weiß nicht, was er erwartet. Vielleicht eine Form von spiritueller Erleuchtung. Er ist müde von der Welt. All die Jahrhunderte, die kommen und gehen. Offenbar hat er endlich die Hülle eines Vorfahren ausfindig gemacht. Katherina glaubt, dass sich der Engel entweder bereits in seinem Besitz befindet, oder auf dem Weg zu ihm ist.“ Er machte eine Pause. „Sie erwähnte, dass du ihr Bilder gezeigt hast, von einer Statue.“
    „Die ich auf Icoupovs iPhone gefunden habe. Die Statue und den Ring“, sagte Eve.
    „Katherina glaubt, dass es der Körper ist. Keine Statue, sondern ein Relikt.“
    „Du meinst, wie eine Mumie?“
    „Wie ein Körper in einem Eisschrank, der viertausend Jahre überdauert.“
    „Und dein Vater will ihn wiederbeleben?“ Sie runzelte die Stirn. „Ist das so eine Art Voodoozauber?“
    „Soweit ich weiß, muss man keinen weißen Hahn opfern.“
    „Ich hoffe, auch keine Jungfrau oder sowas.“
    Sie lachten beide, doch die Fröhlichkeit war nicht mehr als ein Flackern.
    „Glaubst du daran?“, fragte Eve.
    Alan zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Katherina nimmt das alles sehr ernst. Sie sagt, es sei schon einmal gelungen, ein solches Geschöpf zu erwecken. Der Engel hat Verwüstungen von biblischem Ausmaß angerichtet. Sie brauchten eine Armee, um ihn wieder zu fangen.“
    „Ich habe es gehört.“ Eve wandte ihm den Kopf zu. „Was hat das mit den Morden zu tun? Und mit dem Typen, der mich jagt? Und diesen Männern letzte Nacht, im 717? Ich weiß erst seit gestern von diesem verdammten Engel, und niemand außer dir weiß, dass ich es weiß.“
    Alan bückte sich, hob eine Muschel auf. „Die Icoupov-Brüder sind Unterhändler des Mannes, der meinem Vater den Körper verkauft. Aber das weißt du selbst. Du hast sie ja aufgestöbert.“ Er fuhr mit dem Daumen über die geriffelte Oberfläche. „Ich glaube nicht, dass Andrej dich aus einem bestimmten Grund zur Strecke bringen wollte.“
    „Du meinst, ich war zufällig greifbar, als ihn der Blutdurst übermannte. Also nichts Persönliches, nicht dass ich da was missverstehe.“
    Ihr säuerlicher Tonfall reizte Alan zum Lächeln. „Zweifellos war er entzückt von dir.“
    Sie schnaubte.
    „Ich vermute, dass du dann, nachdem du ihm diesen Ring abgenommen hast, die Aufmerksamkeit anderer Spieler auf dich gelenkt hast.“
    „Wie die von Erzengel Gabriel? Wer ist der Kerl?“
    „Wie ich schon sagte, sein Name ist Kain.“ Alan ließ den Stein fallen. „Er war hinter dem Ring her.“ Mit einer raschen Bewegung griff er in die Jackentasche. Er blieb stehen und zog das Schmuckstück heraus. Der Opal schimmerte auf seiner Handfläche wie eine glasige Träne.
    Überraschung glitt über Eves Gesicht und gefror zu einer argwöhnischen Miene. Sie musterte den Ring wie ein giftiges Insekt.
    „Woher hast du ihn?“
    „Ich habe ihn Kain abgenommen.“ Plötzlich schlug alles über ihm zusammen. Die Sorge um Eve, der Hass auf den blondgelockten Killer, die Erschütterungen der vergangenen Nacht. „Für ein paar Stunden dachte ich, ich würde zu spät kommen.“ Seine Kehle verengte sich. „Ich dachte, er hätte dich erwischt.“
    Das Misstrauen schwand nicht aus ihrem Blick. „Hast du ihn ...“ Sie stockte. „Ich meine, ist er tot?“
    „Ich weiß es nicht.“ Tatsächlich bezweifelte er es. Kain war stark. Vielleicht hatte er ihn geschwächt, vielleicht eine Zeitlang außer Gefecht gesetzt. Doch Kain würde zurückkehren, und wenn nicht für Eve, dann um seiner selbst willen. In der letzten Nacht war
er
das Ziel gewesen, nicht Eve.
    „Ich weiß nicht einmal, was er eigentlich will. Er ist neu in der Stadt. Niemand kennt ihn.“
    Alan dachte an den elektrisierenden Geschmack

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