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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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meinst du damit?“
    „Diese Unsterblichkeitsgeschichte.“
    „Wir sind nicht unsterblich.“ Alan lächelte. „Katherina ist nicht so wie ich. Aber sie ist vom Blut. Und sie ist mächtiger als ich. Sie lebt seit Jahrtausenden auf dieser Welt.“
    Er verspürte den Wunsch, nach ihrer Hand zu greifen, doch unterdrückte den Impuls. Ein zerbrechlicher Friede hing zwischen ihnen und er wagte nicht, das Gleichgewicht zu stören. Mit der Fußspitze stieß er einen Stein beiseite. Möwen kreisten über den Wellen.
    Abrupt blieb Eve stehen. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Woher weiß ich, dass du mich nicht aufs Kreuz legst?“ Der Wind trieb ihr widerspenstige kleine Locken in die Stirn. „Seit ein paar Tagen versuchen alle möglichen Leute, mich umzubringen. Zuerst Andrej Icoupov, dann dieser ...“, sie schnaubte, „Erzengel Gabriel, der gestern in meine Wohnung eingebrochen ist.“
    „Kain.“ Ein Frösteln überlief ihn, das nichts mit der kalten Luft zu tun hatte. „Sein Name ist Kain.“
    „Und nicht zu vergessen der verdammte Ring.“
    „Der Ring, den du Icoupov abgenommen hast.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn ohnehin nicht mehr. Jemand ist in mein Apartment eingestiegen und hat ihn gestohlen. Als ich Katherina gestern die Fotos gezeigt habe, ist sie ausgetickt. Dann tauchst du auf und ich kriege zufällig mit, dass der schwerreiche Mordechai Carnegie, der mit Icoupov Geschäfte gemacht hat, dein Vater ist. Du versprichst ihr, dass du alles aus mir heraus prügelst, was sie wissen will.“
    Alan wollte sie unterbrechen, doch mit einer Geste gebot sie ihm, zu schweigen.
    „Und dann, ein paar Stunden später, kommt ein Killertrupp in mein Haus, gibt sich als LAPD aus und versucht, mich umzubringen. Wie klingt das alles für dich?“
    „Es ist kompliziert.“
    „Kompliziert?“ Ihre Stimme vibrierte. „Ich weiß nicht, wie du da drin hängst, aber ich schwöre, dein Vertrauensvorschuss ist erschöpft.“
    Sie lächelte nicht. Sie stand dort, die Lippen zu einem blassen Strich gepresst, und wartete auf seine Rechtfertigung. Und Alan konnte nur daran denken, wie viel Licht sie in sein Dasein brachte. Wie lebendig er sich fühlte, wenn sie bei ihm war. Sie war nicht einfach ein Schmetterling, der ihm ein paar Stunden Freude schenkte, wieder wegflatterte und den er schnell vergaß. Sie war ein Geschenk. Eine Chance, ein Glücksfall, der einem nur ein oder zweimal im Leben begegnet. Er spürte es, mit jeder Faser. Und nun stand sie dort, eine Armlänge entfernt, und drohte, ihm zu entgleiten. Undenkbar, dass er das zulassen konnte. Seine Faust schloss sich um den Ring in seiner Jackentasche.
    „Ich werde dir alles erklären“, sagte er. „Alles, was es zu wissen gibt. Wenn du mir etwas versprichst.“
    Eve legte den Kopf schräg und wartete.
    „Versprich mir, dass du nicht deine Reputation als Journalistin riskierst und eine Story über Schattenläufer und gefallene Engel schreibst. Auch wenn es dir kein Mensch abkaufen würde, ich will nicht, dass Leute wie Katherina zu dem Schluss kommen, du wärst eine Bedrohung für unsere Art.“
    Er sah den Unwillen in ihren Augen aufflackern. Sie wollte etwas sagen, aber dieses Mal war er es, der weitersprach, bevor sie etwas erwidern konnte.
    „Denn wenn das passiert“, sagte er, „müsste ich sie bekämpfen, und das wäre ein Krieg, den wir beide nicht wollen.“
    Sie hob ihr Kinn. „Ich brauche keinen edlen Ritter, der meine Ehre verteidigt.“
    Alan ignorierte ihren Einwurf. „Versprichst du mir das?“
    Sie schwieg eine Zeitlang. Der Wind verwirbelte ihr Haar und zerrte am Kragen ihrer Jacke. „Ich schreibe über eine Mordserie“, sagte sie endlich. „Schattenläufer und gefallene Engel kommen in der Geschichte nicht vor.“ Ein winziges Lächeln fing sich in ihren Mundwinkeln, so kurz, dass Alan nicht sicher war, ob er es sich nur eingebildet hatte.
    Impulsiv streckte er seine Hand nach ihr aus. Eve zuckte nicht zurück. Sie erwiderte die Berührung nicht, doch sie ließ zu, dass er seinen Arm um ihre Schultern legte.
    „Katherina führt die Garde.“ Alan wich vor einer Welle zurück, die den Sand unter seinen Schuhen fortschwemmte. „Sie und Mordechai sind nie Freunde gewesen.“
    „Aber du bist ihr Freund?“ In Eves Stimme lag kein Angriff, nur sachliches Interesse.
    „Ich bin ihr gefolgt. Eine Zeitlang.“ Er wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ich habe in der Garde gekämpft.“
    „Aber jetzt nicht

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