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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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aus. Die Klinge schnitt durch den Stoff seines Shirts, verletzte ihn aber nicht. Icoupov zog den Dolch zurück und stieß ein zweites Mal zu. Er zielte auf Alans Unterleib. Alan blockte die Waffe mit einem Unterarm, mit der anderen Hand langte er nach Icoupovs Schulter.
    Der Zusammenprall brachte sie beide aus dem Gleichgewicht. Sie taumelten, umklammerten einander, gingen gemeinsam zu Boden. Alan krachte mit dem Rücken auf den Asphalt. Er bekam das Handgelenk seines Gegners zu packen und verdrehte es brutal. Icoupov gab die Waffe nicht auf, sondern versuchte sich zu befreien, während er zugleich eine Reihe von Treffern gegen Alans Nieren landete. Alans Muskeln versteiften sich vor Schmerz. Keuchend verstärkte er seinen Druck. Er ballte die freie Hand zur Faust und hieb sie Icoupov ins Gesicht. Die Nase des Russen brach unter dem Aufprall, die Ringe rissen ihm die Haut auf. Icoupov knurrte. Es war ein tiefer, barbarischer Laut. Das menschliche Blut, das seinen Metabolismus stimulierte, machte ihn zu einem furchterregenden Kämpfer. Die Droge schärfte seine Reflexe, erhöhte seine Muskelkraft. Icoupovs Finger schossen hoch zu Alans Kehle. Scharfe Nägel gruben sich ihm in die Haut. Alan keuchte, als der Russe ihm die Luftzufuhr abschnitt. Während er mit einer Hand weiter das Messer niederhielt, versuchte er mit der anderen, den Griff um seinen Hals zu lösen.
    Für ein paar Augenblicke schien es, als wären ihre Kräfte ausgeglichen. Alan hielt den Russen in Schach, schaffte es aber nicht, einen Vorteil zu erkämpfen. Zugleich begann sein Bewusstsein auszusetzen, eine Folge des Sauerstoffmangels im Gehirn. Blut hämmerte in seinen Schläfen, seine Sicht verschwamm. Am Rand seines Sichtfelds flackerte Schwärze.
    Ihm blieb keine Wahl. Er gab den Griff um Icoupovs Waffenhand auf, um seine Kehle zu befreien und brach die Umklammerung mit einem wütenden Ruck. Schwindel überflutete ihn, als er plötzlich wieder atmen konnte.
    Einen Herzschlag später begrub Icoupov seine Klinge tief in Alans Fleisch.

    „Was ist mit den Piers?“, fragte Kain. „Wie sind die gesichert?“
    „Kameras“, entgegnete Chris. „Radar, Scheinwerfer, alle möglichen Sensoren. Wir kriegen jede Möwe auf den Bildschirm. Das Gelände wird mit Hunden patrouilliert.“
    Seine Stimme klang flach und gleichförmig. Er saß gegen den Betonpfeiler gelehnt und starrte zu Boden. Die Transformation hatte seinen Widerstand gebrochen. Vielleicht war es die Vorstellung, dass Kain seine Wunden, die sich unter unsagbaren Schmerzen geschlossen hatten, wieder aufreißen und damit den Heilungsprozess erneut initiieren könnte.
    „Keine Schwachpunkte?“
    Chris schüttelte den Kopf. „Das Anwesen ist besser bewacht als Fort Knox. Vergiss es. Du kommst da nicht rein, wenn Ravin es nicht will.“
    Ravin. Der Name hallte wie ein Donnerschlag in Kains Erinnerung. Ravin, Vaters Schwert und Schild und seine rechte Hand. Ravin, der Mann fürs Grobe.
    „Mordechai kann sich nicht Tag und Nacht hinter seinen Mauern verschanzen, oder? Er muss das Anwesen ab und zu verlassen.“
    „Manchmal.“
    „Wann?“
    „Wir wissen es nicht.“ Chris zögerte. „Nicht vorher. Niemand weiß, wann er ausgeht.“
    Kain richtete die Desert Eagle gegen Chris’ Knie. Er legte den Sicherungshebel zurück. Das Knacken klang überlaut in die Stille.
    „Nicht!“ Seine Stimme überschlug sich. „Bitte. Ich sage die Wahrheit.“
    Kain spürte, dass der Mann nicht log. Chris hatte Angst. Seine Angst überlagerte alles andere. Loyalität, Trotz, den Wunsch nach Vergeltung. Mehr als die Konsequenzen seines Verrats fürchtete Chris die neuerliche Transformation.
    „Woher weißt du dann, dass er das Haus verlässt?“, fragte Kain.
    Chris starrte unter gesenkten Wimpern hervor auf die Pistole. „Unsere Leute machen Witze, dass der Boss nur ein Mythos ist. Niemand bekommt ihn zu Gesicht. Jedenfalls niemand, der nicht zum inneren Kreis gehört. Wir sehen manchmal, wie drei gepanzerte Limousinen die Garage verlassen. Sie fahren im Konvoi. Und keiner weiß, in welchem Fahrzeug sich Mordechai befindet.“
    Kain ließ frustriert die Waffe sinken. Mordechai aufzuspüren war leicht gewesen. Doch er verbarrikadierte sich in seiner Festung aus schwarzem Glas und hatte den Burggraben in Brand gesteckt.
    „Wie komme ich in dieses Haus?“
    „Mit einer Armee“, sagte Chris.

    Schlieren trübten ihren Blick.
    Einen schrecklichen Moment wusste Eve nicht, wo sie sich befand. Sie wollte sich

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