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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Leichtsinn!“
    „Wir dachten, der sicherste Ort sei an seinem Körper. Wir konnten den Ring nicht unbeaufsichtigt zurücklassen. Die Übergabe war erst in ein paar Tagen geplant...“
    „Und ihr habt mir nicht getraut“, fiel Mordechai ihm ins Wort. „Ihr hättet ihn in einem Tresor einschließen können.“
    Arkadins Gesicht nahm einen stoischen Ausdruck an. „Finden Sie die Schlampe, töten Sie sie, dann haben Sie Ihren Ring.“
    „Also gut“, knurrte Mordechai. Es kostete ihn all seine Willenskraft, nicht einfach einen Arm auszustrecken und Arkadins Kehle zu zerquetschen. „Wie heißt die Frau?“
    „Eve Hess“, erwiderte der Russe. „Sie ist Reporterin.“
    „Ist das sicher?“, fragte Ravin. „Oder nur eine Vermutung?“
    Arkadin fletschte die Zähne. „Sie ist die Frau, mit der sich Andrej gestern Nacht getroffen hat. Eine Kellnerin im Valhalla hat mir ihren Namen gegeben. Ich weiß, dass sie es war.“
    Ravin runzelte die Stirn. „Ist sie vom Blut?“
    „Keine Ahnung.“
    „Sie muss stark sein, wenn sie deinen Bruder so einfach erledigen konnte.“
    Mordechai verfolgte schweigend den Dialog. Ravin hatte Recht. Wenn es der Frau gelungen war, Andrej Icoupov aufzuschlitzen, musste man sie ernst nehmen.
    „Er muss doch gespürt haben, dass sie vom Blut ist“, sagte Ravin.
    „Ich habe nichts gespürt, als wir sie trafen“, erwiderte Arkadin. „Ich stand dicht neben ihr und habe es nicht gespürt.“
    Vielleicht war sie in der Lage, ihre Herkunft zu verschleiern. Mordechai selbst konnte das, und er wusste, dass auch Ravin dazu fähig war. Er konnte in einer Menge untertauchen, als wäre er nur ein einfacher Mensch. Allerdings erforderte es Erfahrung und ein hohes Maß an Selbstdisziplin, was nur wenige vom Blut aufbrachten. Aber selbst wenn ein weiterer machtvoller Schattenläufer in Los Angeles lebte, ohne dass er davon wusste, wie konnte das eine Frau sein?
    Arkadin sprach den Gedanken aus, bevor Mordechai es tat. „Es gibt keine weiblichen Schattenläufer.“
    „Mit Ausnahme von Katherina“, gab Ravin zurück. Obwohl er auf die Bemerkung des Russen antwortete, sah er Mordechai dabei an. „Aber sie ist eine Anomalie. Katherinas Herkunft liegt im Dunkeln. Es ist allgemein bekannt, dass aus einer Verbindung des Blutes mit einer menschlichen Frau keine weiblichen Kinder hervorgehen.“
    „Und was wäre“, fragte Mordechai bedächtig, „wenn nicht der Vater vom Blut ist, sondern die Mutter?“
    „Du weißt so gut wie ich, dass Katherina die Einzige ihrer Art ist.“ Ravin stockte. Dann schüttelte er den Kopf. „Unmöglich.“
    „Egal wer sie ist“, warf Arkadin ein, „sie muss gefunden und bestraft werden.“
    Mordechai nickte. Die Rachegelüste des Russen kümmerten ihn nicht. Aber der Ring, das war eine Katastrophe. Ob diese Frau wusste, was sie vom Finger des Toten gestohlen hatte? Erkannte sie die wahre Natur des Rings, oder hielt sie ihn nur für ein hübsches Schmuckstück?
    Er hoffte auf Letzteres und dass sie den Ring nur als Trophäe genommen hatte. In einer Sache stimmte er Arkadin zu. Die Frau musste gefunden und zur Strecke gebracht werden. Und er konnte nicht einfach irgendjemanden schicken, falls sie tatsächlich mit Katherina verbunden war. Falls sich ihre Kräfte aus der gleichen Anomalie speisten, musste er sie behandeln wie einen ebenbürtigen Feind.
    Er drehte sich zu Naveen um, der ein wenig abseits in einem Sessel saß und ihnen schweigend zuhörte. „Hast du die Identität des Brokers herausfinden können?“
    „Ja.“ Naveen richtete sich ein wenig in seinem Sitz auf. „Es gibt einen Anwalt in Boston, der besonders schwierige Fälle vermittelt. Man wendet sich an ihn, wenn das Opfer vom Blut ist.“ Der Inder lächelte. „Jedenfalls ist er der Mann, dem Giorgio de Vito einen siebenstelligen Betrag gezahlt hat, um Paul Lindsey zu töten.“
    Mordechai nickte. Die Idee war brillant. Elegant, einfach und von schlichter Schönheit.
    „Wir werden sie jagen“, sagte er über die Schulter zu Arkadin. „Wir rächen deinen Bruder, keine Sorge.“

    Eve drehte den Ring gegen das Licht. Der Opal war riesig, hatte die Farbe von Eis und funkelte mit unglaublichem Feuer. Der Reif selbst bestand aus Silber, das in den Vertiefungen schwarz angelaufen war. Eine kunstvolle Fassung hielt den Stein, geformt wie eine Kobra mit erhobenem Kopf. Archaische Ornamente bedeckten den Körper des Reptils, so fein ziseliert, dass Eve sie mit bloßem Auge kaum erkennen

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