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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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wurde getötet.“
    Mordechai blieb stehen. „Was?“
    Naveens Gesicht verbarg jede Gefühlsregung hinter einer höflichen Maske. „Ich habe es Ihnen gesagt, Sir. Die beiden werden uns viel Ärger bereiten. Ist es das wert?“
    „Ja“, sagte Mordechai. „Das ist es.“

    Die Sonne schmerzte ihr in den Augen, als Eve die Lider öffnete. Sie umklammerte das Kissen und presste ihr Gesicht in den Stoff. Ihr Mund fühlte sich pelzig an, ihre Kehle geschwollen. Oh Gott.
    Ein paar entsetzliche Herzschläge lang konnte sie sich nicht erinnern, wie sie in ihr Apartment zurückgekommen war. Sie stützte sich auf die Ellbogen und starrte aus dem Fenster. Bilder der gestrigen Erlebnisse sickerten zurück in ihr Bewusstsein, zusammen mit nagenden Kopfschmerzen.
    Ihr fiel wieder ein, wie sie barfuß und im T-Shirt über die Straße gelaufen war. Zum Glück war der Concierge-Tisch unbesetzt gewesen, als sie sich durch das elegante Foyer des 717 zu den Fahrstühlen geschlichen hatte.
    Sie schlug die Bettdecke zurück und setzte sich auf. Ihr Blick glitt hinunter zu ihren schmutzigen Füßen und wieder hoch zum Laken. „Verdammt.“
    Mit zitternden Knien schleppte sie sich ins Bad. Sie drehte die Dusche auf und stellte sich unter den dampfenden Strahl. Die Hitze tat ihren Muskeln gut. Lange stand sie darunter, die Augen geschlossen, und ließ das Wasser auf ihre Schultern niederprasseln. Die Erlebnisse der letzten Nacht erschienen ihr noch unwirklicher als ihre erste Begegnung mit den Downtownkillern auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses.
    Sie dachte an Alan, der sie viel mehr faszinierte, als sie sich eingestehen wollte. Sie war so wütend auf ihn gewesen, nachdem er sie aus seiner Wohnung warf, obwohl sie sein Leben gerettet hatte. Doch gestern Nacht hatte er seine Schuld zurückgezahlt, und alles, was sie noch in sich fand, war leiser Groll, weil er ihre Wut zu kindischer Attitüde herabsetzte. Weil er sie ungerührt auf ihren Fragen sitzen ließ. Außerdem hatte er diese Art, sie anzusehen, so dass sie mitten im Satz abbrechen musste, weil sie vergaß, was sie hatte sagen wollen.
    Kopfschüttelnd stieg sie aus der Dusche und wickelte ein Handtuch um sich. Zum Teufel mit Alan Glaser und seinem verwirrenden, grünen Blick. Sie musste eine Story zu Papier bringen. Ja, er übte eine seltsame Anziehungskraft aus, aber sie konnte es sich nicht leisten, sich ausgerechnet jetzt von ihrer Arbeit ablenken zu lassen.
    Eve beugte sich vor und betrachtete ihren Hals im Spiegel. Die Haut an der Seite sah dünn und gerötet aus, wie frisches Narbengewebe. Das schockierte sie beinahe noch mehr als eine unversehrte Kehle. Es bewies, dass sie sichIcoupovs Biss nicht eingebildet hatte. Ebenso wenig wie die Messerwunde in Alans Seite. Sie hatte gesehen, wie tief die Klinge in seinem Fleisch steckte. Sie verstand es einfach nicht. Es überstieg ihren Horizont.

    „Es wird keinen Deal mehr geben“, brüllte Arkadin, „wenn Sie die Schlampe nicht finden und zur Rechenschaft ziehen!“
    Der Russe konnte kaum atmen vor Wut. Der Ausbruch des Mannes widerte Mordechai an. Arkadin Icoupov ließ sich gehen, ohne Rücksicht auf die Interessen seines Lehnsherrn. Er riskierte alles, nur weil er seine Emotionen nicht unter Kontrolle hatte. Mordechai würde so etwas in seinen eigenen Reihen niemals dulden. Er tauschte einen Blick mit Ravin und fand Bestätigung in den Augen seines Hauptmanns.
    „Du kannst den Deal nicht mehr stoppen“, sagte er schließlich. „Das Schiff ist unterwegs. Ich habe die erste Hälfte des Geldes überwiesen.“
    „Ich kann das alles noch aufhalten.“
    Arkadins Lider flackerten. Mordechai schluckte eine scharfe Erwiderung herunter. Es war müßig, sich mit Arkadin zu streiten. Er konnte diesen Mann mit einer Geste seines kleinen Fingers zerschmettern. Aber damit gefährdete er die Übergabe, und das war es nicht wert. In einem Winkel seines Herzens konnte er Arkadin sogar verstehen. Wild oder nicht, Andrej war sein Bruder.
    „Außerdem“, presste Arkadin hervor, „hat sie den Ring gestohlen.“
    Mordechai glaubte, einen eisigen Hauch in seinem Nacken zu spüren. „Wie bitte?“
    „Sie hat ihn genommen.“
    Die Kälte kroch sein Rückgrat hinunter. „Wie war das möglich?“
    Arkadin wich seinem Blick aus. „Andrej hat ihn immer bei sich getragen. Nachdem sie ihn getötet hat, muss sie ihn gestohlen haben.“
    Fassungslos starrte Mordechai ihn an. „Er hat den Ring mit auf die Jagd genommen? Was für ein

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