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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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geplant.
    ‚Details?’‚ schrieb er zurück.
    Er schlenderte den schmalen Weg hinunter, folgte dem Verlauf des Zauns, der das Hafengelände begrenzte. Ein Jogger kam ihm entgegen und rief ihm einen Gruß zu. Nach einer weiteren halben Meile bog der Pfad seitlich ab und mündete in einen Damm, der eine kleine Lagune abtrennte. Das Wasser auf der anderen Seite schimmerte ölig. Möwen kreisten über dem Tümpel. Die Luft roch nach Salz und Maschinendiesel.
    Kain genoss die Sonne auf seiner Haut. Sie dämpfte die Müdigkeit zu erträglicher Schwere. Wieder klappte er sein Handy auf, um Vitalis Antwort zu lesen. ‚Eve Hess. 717 West Olympic Boulevard, Downtown Los Angeles.‘

    Eve lauschte dem Rufton und kämpfte gleichzeitig gegen das Bedürfnis, die Leitung zu unterbrechen. Aber nein, sie würde das jetzt durchziehen. Sie hatte es begonnen, sie würde es zu Ende bringen.
    „Hallo?“, meldete sich eine männliche Stimme.
    Eve zuckte zusammen, dann straffte sie ihre Schultern. Sie hatten einander nackt und blutüberströmt gesehen. Zum Teufel also mit der Schamhaftigkeit.
    „Alan?“
    „Wer ist da?“
    „Ich bin es. Eve. Du entsinnst dich, die Verrückte im roten Kleid?“
    „Das ich in den Müllschlucker geworfen habe. Ja, ich erinnere mich.“ Da war es wieder, dieses Timbre, das ihr schon in der Galerie eine Gänsehaut bereitet hatte. Sie hätte schwören können, dass er lächelte.
    „Woher hast du meine Telefonnummer?“
    „Ich habe deine Galeristin angerufen und gesagt, ich hätte noch ein paar Fragen zur Ausstellung.“
    „Katherina ist zu leichtgläubig. Wie geht es dir?“
    „Gut.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. Später Nachmittag. „Störe ich?“
    „Nein.“ Jetzt lachte er. „Eigentlich bin ich froh, deine Stimme zu hören.“
    Eve errötete. Sie betrachtete den Bildschirm ihres Laptops, auf dem ein Ladebalken den Fortschritt des Kopiervorgangs anzeigte. Andrejs Emails, seine Fotos, sein Adressbuch.
    „Tut mir leid, dass ich gestern Nacht einfach so gegangen bin“, sagte sie. „Wollen wir noch mal anfangen?“
    Sie presste sich das Wasserglas gegen die Wangen, um die Haut abzukühlen. Was für ein Glück, dass Alan sie nicht sehen konnte.
    „Was hattest du im Sinn?“
    „Wir könnten essen gehen.“
    Er schwieg.
    „Ich stelle auch keine unbequemen Fragen“, heuchelte sie. „Ich verspreche es.“ Komm schon, Baby. Sie wollte sich lieber nicht die Folgen für ihr Ego vorstellen, wenn er ablehnte. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass seine Antwort wichtig für sie war. Dass es viel mehr bedeutete als nur eine Informationsquelle, bei der ihre Überredungskünste versagten.
    „Wann?“, fragte er endlich.
    „Morgen abend gegen sieben?“ Sie hasste sich für das Zittern in ihrer Stimme. „Ich lade dich ein.“
    „Einverstanden. Dann hole ich dich ab.“
    Eine völlig unvernünftige Euphorie überflutete Eve. Sie legte das Telefon zurück auf den Tisch und atmete tief durch. Als sie Alans Telefonnummer in der Galerie Petrowska erfragt hatte, hatte sie sich selbst versichert, dass es ihr um Recherche ging. Alan Glaser wusste mehr über die Downtownkiller, als er zugab, und dann waren da noch die anderen Ungereimtheiten. Mit Charme und Hartnäckigkeit würde sie ihn dazu bringen, sein Wissen mit ihr zu teilen.
    Doch diese Überlegungen wichen nun einem Prickeln, das absolut nichts mit professionellen Motiven zu tun hatte.
    Eve wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit, bevor sie an Felipes Apartment klingelte. Er öffnete sofort und er war vollständig angekleidet. Sie lächelte defensiv.
    „Ich habe extra gewartet“, sagte sie, „um dich ausschlafen zu lassen.“
    Felipe zog die Tür ganz auf. „Willst du reinkommen?“ Er war wesentlich freundlicher als noch vor ein paar Stunden. Sie legte einen Stoß bedruckter A4-Blätter auf dem Küchentresen ab.
    „Andrejs gesammelte Korrespondenz.“
    „Oh.“ Felipe strich mit dem Daumen über die Seitenränder.
    Sie angelte ein Glas aus seinem Schrank und goss sich Wasser ein. „Hör mal, wenn du das für mich machst, werde ich dich immer lieben.“
    „Das tust du doch sowieso.“
    „Ich besorge uns Karten für die Schwanensee-Aufführung im Dorothy Chandler Pavillon.“
    Sein Mundwinkel zuckte.
    „Grand Circle, erste Reihe.“ Vergnügt schlug sie ihm auf den Arm. „Jetzt hab ich dich, oder?“
    „Das wäre ein Liebesbeweis.“ Er hob eine Augenbraue. „Wieso hast du so gute Laune?“
    „Ich habe ein Date.“
    „Mit deinem

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