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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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er. „Nie gehört.“
    Eve biss sich auf die Unterlippe. „Scheint eine große Nummer in der Unterwelt zu sein. Die Icoupovs handeln einen Deal mit ihm aus. Ich glaube, es geht um Kunstschmuggel.“
    „Eve, du solltest das nicht tun. Diese Leute sind gefährlich. Wenn du ihren Weg kreuzt, spielst du mit deinem Leben.“
    „Und wer bist du, dass du mir das sagst?“ Hinter dem spöttischen Ton verbarg sich Verletzlichkeit. „Meine Mutter?“
    „Wenn es nach deiner Mutter ginge, wärst du mit diesem Icoupov gar nicht erst in Berührung gekommen.“
    Schlagartig verhärtete sich ihr Gesicht. „Lass meine Mutter da raus“, knurrte sie.
    Alan hob die Hände. „Schon gut.“
    Ihre Aggression fiel so jäh in sich zusammen, wie sie aufgeflammt war. Ihre Lider senkten sich. Dann straffte sie die Schultern und stand auf.
    „Ich weiß nicht, was hier vorgeht“, sagte sie. „Ich bin dir jedenfalls dankbar, dass du ...“ Ihre Hand glitt zu ihrem Hals, tastete nach der Wunde, von der nicht mehr als eine feine Narbe geblieben war. „Ich schätze, er hätte mich umgebracht, wenn du nicht gewesen wärst.“
    Alan nickte. Ihm fiel auf, wie lang und schmal ihre Finger waren. Sie trug ihre Nägel kurz geschnitten. Sein Blick glitt am T-Shirt hinunter, das ihr lose auf den Schultern hing, wie ein zu weites Kleid, und ihre kleinen Brüste kaschierte. Der Saum endete auf halber Höhe ihrer Oberschenkel. Er betrachtete ihre Beine, schlank und glatt. Ihre Haut war sehr hell. Er unterdrückte den Impuls, seine Hand auszustrecken und diese Haut zu berühren. Dafür war jetzt wirklich nicht der richtige Moment.
    „Ich werde gehen“, sagte sie.
    „Barfuß?“
    Eve zuckte mit den Schultern. „Es ist ja nur über die Straße.“
    Sie bückte sich nach ihrer Handtasche. Alan dachte an die Fotos auf ihrem Handy. Aber was zeigten die schon? Eine Leiche mit durchschnittener Kehle. Nichts Außergewöhnliches. Nichts, was seinen Vater belastete. Sie wusste nichts.
    „Und du bist sicher, dass du mir nicht etwas sagen willst, das ... meinen Artikel in die richtige Richtung lenkt?“
    „Versuch nicht, mich zu erpressen, Eve.“
    „Das tue ich nicht.“
    Ihre Lider flackerten. Eine Lüge. Die Luft im Raum fühlte sich plötzlich klamm an. Und er versuchte nicht, sie aufzuhalten, als sie nach der Türklinke griff.

9
    O bgleich von perfekter Schönheit, gaben die Züge das Geschlecht des Wesens nicht preis. Gesicht und Schultern glänzten fahl, wie aus Alabaster geschnitten. Mordechai beugte sich vor, um einen Fleck zu studieren, der ein Bildfehler sein konnte oder eine kleine Narbe auf der Haut. Das Foto war nicht so groß, wie er es sich gewünscht hätte. Nicht fein genug aufgelöst, um Details zu erkennen.
    Aber es genügte. Es nährte eine tiefe, schmerzhafte Sehnsucht, die aus Leere geboren war und tausend Jahren Einsamkeit. Mehr als alles andere verlangte es ihn danach, diese Sehnsucht zu stillen. Dies war der Preis am Ende seiner Suche. Und er war nahe.
    „Asâêl“, flüsterte er. Er lauschte dem Klang der Silben, als könnten sie allein das Wesen beseelen. „Asâêl.“ So nahe.
    Hinter der Fenstergalerie ging rot die Sonne auf. Schritte rissen ihn aus seiner Konzentration. Naveen, der sich zögernd näherte.
    Sein Sekretär besaß einen feinen Sinn für seine Stimmungen. Naveen störte ihn nicht ohne wichtigen Grund, wenn er in sich selbst versunken war wie in diesem Moment.
    „Arkadin Icoupov möchte Sie sprechen.“ Die Finger des Inders rieben nervös über eine Naht an der Hose. „Unverzüglich. Er besteht darauf.“
    „Er besteht darauf?“
    Wer war dieser Mann, der es wagte, sich so aufzuführen? Sein Bruder und er hatten ihm bereits genug Ärger eingebrockt. Inzwischen sehnte Mordechai den Tag herbei, an dem er die beiden in ein Flugzeug zurück nach Moskau setzen konnte. Die Brüder erregten zu viel Aufmerksamkeit. Sie zogen Probleme an. Noch schützte er sie, aber seine Geduld ging zu Ende. Er hatte keine Lust, sich in einen Krieg mit Katherinas Garde zu stürzen, nur weil diese zwei Wilden ihren Blutdurst nicht unter Kontrolle hielten. Aber bald war der Handel vollzogen. Dann konnte er sich ihrer entledigen.
    Er drehte sich um. „Wo ist er?“
    „Mit Ravin in der Bibliothek im achten Stock.“ Der Inder hob eine Augenbraue, eine indignierte kleine Geste. „Er kocht vor Wut. Wir konnten ihn kaum beruhigen.“
    „Was ist geschehen?“, fragte Mordechai, während er neben Naveen zum Fahrstuhl ging.
    „Andrej

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