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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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etwas zu zerstören, das sie nie mehr reparieren konnte.
    „Ich denke, du lügst. Genauso, wie du die Bullen angelogen hast. Nur im Gegensatz zu denen bin ich dein Freund.“ Er beugte sich vor. „Ich mache mir Sorgen um dich und will dir helfen. Aber du ziehst dich zurück, verschließt dich und versuchst das alles allein zu lösen. Ich finde das verletzend, verstehst du?“
    Sie nickte nur. In ihrem Kopf kreiste Leere. Dann formten die Worte sich wie von selbst auf ihren Lippen. Plötzlich war es ganz leicht. „Ich kenne den Mann“, sagte sie. „Der Typ ist ein Killer. Er hätte mich beinahe erwischt, letzte Nacht. Und jetzt weiß er, wo ich wohne.“

    Alan stahl einen der beiden Polizeiwagen, die vor der Halle parkten. Ein paar Blocks entfernt ließ er das Fahrzeug stehen und brach einen alten Nissan Pickup auf.
    Er legte die Pistole des Polizisten auf den Beifahrersitz und schloss die Zündung kurz. Erst ein paar Straßen weiter, vor der Auffahrt auf den Pasadena Freeway, schaltete er die Scheinwerfer ein.
    Während er im dünnen Verkehr zurückfuhr nach Downtown L.A., dachte er, dass er die drei Cops, die er getötet hatte, nicht einmal kannte. Er unterdrückte das aufwallende Schuldgefühl und presste es zu einem Klumpen Bitterkeit zusammen. Kein Krieg ohne Opfer, pflegte Mordechai zu sagen. Was war das für ein verdammter Krieg, bei dem er nicht einmal wusste, wer gegen wen kämpfte?
    Alan suchte nach seinem Telefon und stellte fest, dass er es verloren hatte. Vielleicht bei seinem Sturz die Böschung hinunter oder vorher, bei seinem Kampf mit Kain. Er konnte Eve nicht anrufen. Seine Hand krampfte sich fester um den Ring.
    Kain.
    Wer zur Hölle war dieser Mann? Und warum hatte er ihm aufgelauert? Alan zog den Dolch aus der Scheide. Eine Hand am Lenkrad, betrachtete er die Klinge im Halbdunkel. Blut bedeckte den Stahl. Kains Blut. Der Geruch hatte an Intensität verloren, weil das Blut geronnen war. Dennoch spannten sich Alans Sinne. Was war es, das sie miteinander verband?
Spürst du es auch?
, hatte Kain ihn gefragt.
Wie nah wir uns sind?
    Einem Impuls folgend legte Alan die Klinge an die Lippen und kostete davon. Auf den Schock, der auf die Berührung folgte, war er nicht gefasst. Eine Explosion schoss durch seine Nerven, ein Feuerball an Eindrücken. Der Dolch entglitt seinen Fingern. Fast verlor er die Kontrolle über das Lenkrad. Der Wagen schlingerte über zwei Spuren, ein Hupkonzert brach aus. Wie ein Ertrinkender schnappte er nach Luft.
    In diesem Moment verstand er alles. Er verstand, was diejenigen trieb, die zuließen, dass Blutdurst ihr Leben kontrollierte. Er verstand, was es hieß, die Seele eines Opfers zu schmecken.
    Schließlich fing er sich. Er keuchte, sein Puls raste wie nach einem schnellen Lauf. Es waren keine Bilder, keine klar umrissenen Gedanken. Aber die Essenz hatte er gefühlt, ein Konzentrat aus Begierden, Ängsten, Sehnsucht und Schmerz. Vor allem Schmerz, ein vernarbter Panzer.
    Er verstand nun, was Kain gemeint hatte. Ein Blick in den Spiegel war es gewesen, ein schwarzes, verzerrtes Bild. Es brannte sich in sein Bewusstsein, ein Wissen, vor dem ihm graute. Verwandtes Blut. Langsam sank es tiefer. Und sog die Farben aus seiner Welt.

    „Willst du heute Nacht bei mir schlafen?“, fragte Felipe.
    Eve blickte vom Laptop auf. Sie hatte den Computer in Felipes Apartment geholt, zusammen mit ein paar Unterlagen, einer Decke und dem schnurlosen Telefon, das erstaunlicherweise auch durch die Wand noch funktionierte.
    „Das wäre toll. Tut mir leid, dass ich deine Wohnung okkupiere.“
    Er zog eine Grimasse. „Wir akzeptieren Mastercard, Visa und Ballettkarten.“
    Sie lächelte. Ihr Blick glitt zurück zur E-Mail an Greg, die sie gerade tippte. „Ich habe den Artikel fertig.“
    „Enthüllst du die Namen der Mörder?“
    „Ja.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Und den ihres großzügigen Gastgebers. Ich habe die Bestätigung von Homeland Security. Mordechai Carnegie hat die Einladung unterschrieben.“
    „Und da wunderst du dich, dass er dir einen Killer auf den Hals schickt?“ Eve sah, dass er einen Witz hatte machen wollen, doch die Fröhlichkeit erstarb in der gleichen Sekunde. „Und Mark wollte dir nicht helfen?“
    Eve schnaubte. „Er hat mir Schutzhaft angeboten.“
    Felipe legte seine Zeitung beiseite und stand auf. Er wühlte in einer Schublade, hob schließlich einen Schlüsselbund hoch.
    „Wenn du für ein paar Tage untertauchen willst, also so richtig

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