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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Lu Xins Kopf drang das Wissen in ihr Bewusstsein: Sie wusste, dass der Selbstmord eines beschissenen Königs nicht das einzige Ereignis dieses Tages sein würde Es würde noch etwas Größeres, Dunkleres, Blutigeres geschehen: ein gewaltiges Aufeinanderprallen von Armeen. Und wer da an die Tür klopfte, war der Rat des Königs, der darauf wartete, ihn in den Krieg zu geleiten. Er sollte die Truppen in die Schlacht führen.
    Aber der König war tot und in einen Kleiderschrank gestopft. Und Luce war in Lu Xins Körper, eingesperrt in die privaten Gemächer des Königs. Würde man sie hier allein vorfinden …
    »König Shang.« Ein schweres Klopfen hallte durch den Raum. »Wir warten auf Eure Befehle.«
    Luce stand vollkommen reglos da, wie erstarrt in Lu Xins Seidenrobe. Es gab keinen König Shang. Sein Selbstmord hatte der Dynastie den König geraubt, den Tempeln den Hohen Priester und der Armee den General – unmittelbar vor einer Schlacht, die der Erhaltung der Dynastie dienen sollte.
    »Na, wenn das kein ungünstiger Zeitpunkt für einen Königsmord ist«, ätzte Bill.
    »Was mache ich jetzt?« Luce wirbelte wieder zu dem Drachenschrank herum und zuckte innerlich zusammen, als sie zum König hineinspähte. Sein Hals war unnatürlich verdreht, und das Blut auf seiner Brust war zu einer rostbraunen Kruste getrocknet. Lu Xin hatte den König gehasst, als er noch gelebt hatte. Luce wusste jetzt, dass die Tränen, die sie geweint hatte, keine Tränen der Traurigkeit gewesen waren, sondern der Furcht vor dem, was aus De, ihrem Geliebten, werden würde.
    Bis vor drei Wochen hatte Lu Xin auf der Hirsefarm ihrer Familie an den Ufern des Flusses Huan gelebt. Als der König eines Nachmittags auf seinem glänzenden Streitwagen durch ihr Flusstal gekommen war, hatte er Lu Xin bei der Arbeit auf dem Feld gesehen. Sie gefiel ihm. Am nächsten Tag hatten zwei Soldaten vor ihrer Tür gestanden. Sie musste ihre Familie und ihr Zuhause verlassen. Sie musste De verlassen, den gut aussehenden jungen Fischer aus dem Nachbardorf.
    Vor dem Ruf des Königs hatte der junge Fischer Lu Xin gezeigt, wie er mit seinen beiden zahmen Kormoranen fischt. Er band ihnen ein Seil gerade so fest um den Hals, dass sie mehrere Fische im Maul fangen, aber nicht hinunterschlucken konnten. Während Lu Xin zugesehen hatte, wie De die Fische behutsam aus den Tiefen der Schnäbel dieser komischen Vögel hervorholte, hatte sie sich in ihn verliebt. Doch schon am nächsten Morgen hatte sie ihm Lebewohl sagen müssen. Für immer.
    Zumindest hatte sie das gedacht.
    Es waren neunzehn Sonnenuntergänge verstrichen, seit Lu Xin ihn das letzte Mal gesehen hatte, sieben Sonnenuntergänge, seit sie von daheim eine Schriftrolle mit schlechten Nachrichten empfangen hatte: De und einige andere Jungen von den benachbarten Bauernhöfen waren davongelaufen, um sich der Rebellenarmee anzuschließen, und kaum war er fort, hatten die Männer des Königs das Dorf auf der Suche nach den Deserteuren geplündert.
    Nun, da der König tot war, würden die Männer Shangs mit Lu Xin kein Erbarmen haben, und sie würde De niemals finden, würde nie wieder mit Daniel zusammen sein.
    Es sei denn, der Rat des Königs erfuhr gar nicht, dass der König tot war.
    Der Schrank war voll mit bunten, exotischen Gewändern, aber ein Gegenstand erregte ihre Aufmerksamkeit: ein großer, gewölbter Helm. Er war schwer und bestand größtenteils aus dicken Lederstreifen, die fest zusammengenäht waren. Die Stirn zierte eine glatte Bronzeplatte mit einem kunstvollen feuerspeienden Drachen, der in das Metall eingraviert worden war. Der Drache war das Tierkreiszeichen des Geburtsjahres des Königs.
    Bill kam auf sie zugeschwebt. »Was machst du mit dem Helm des Königs?«
    Luce setzte sich den Helm auf den Kopf und schob ihr schwarzes Haar darunter. Dann öffnete sie die andere Seite des Kleiderschranks, nervös und aufgeregt über ihren Fund.
    »Dasselbe, was ich mit der Rüstung des Königs machen werde«, erklärte sie und wuchtete einen Armvoll schwerer Teile aus dem Schrank. Sie zog eine weite Lederhose an, eine dicke Ledertunika, ein Paar Kettenhandschuhe, Lederschuhe, die sicher zu groß waren, aber sie musste sich mit ihnen begnügen, und einen Brustpanzer, der aus überlappenden Bronzeplatten bestand. Auf die Vorderseite der Tunika war der gleiche schwarze feuerspeiende Drache wie auf dem Helm aufgestickt. Es war kaum zu glauben, dass man unter dem Gewicht dieser Kleidung noch kämpfen konnte,

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