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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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zugestimmt, aber ich nicht. Reiche, mächtige ältere Männer sind nichts, wofür man dankbar sein muss, wenn man Romantik liebt.« Sie musterte Luce, die die Füße des Königs langsam auf den Boden des Kleiderschranks herabließ. »Von welchem Teil der Ebenen kommst du, dass die Nachricht vom Verlöbnis des Königs dich nicht erreicht hat?« Lu Xin hatte Luce’ Maya-Kleidung bemerkt. Sie zupfte an dem Saum des kurzen braunen Rockes. »Haben sie dich eingestellt, um bei unserer Hochzeit aufzutreten? Bist du eine Art Tänzerin? Ein Clown?«
    »Nicht direkt.« Luce merkte, dass sie rot wurde, als sie sich den Rock tiefer über die Hüften zog. »Hör mal, wir können seine Leiche nicht einfach hierlassen. Irgendjemand wird es herausfinden. Ich meine, er ist schließlich der König. Und alles ist voller Blut.«
    Lu Xin griff in den Drachenschrank und holte eine dunkelrote Seidenrobe hervor. Dann ließ sie sich auf die Knie fallen und riss einen großen Streifen Stoff ab. Es war ein schönes, weiches Seidengewand, mit kleinen schwarzen Blüten, die um den Halsausschnitt gestickt waren. Aber Lu Xin zögerte nicht, damit das Blut vom Boden aufzuwischen. Sie riss eine zweite blaue Robe aus dem Schrank und warf sie Luce zu, damit sie ihr beim Aufwischen half.
    »In Ordnung«, sagte Luce. »Da ist aber immer noch dieses Messer.« Sie zeigte auf den glänzenden Jadedolch, der bis zum Heft mit dem Blut des Königs verschmiert war.
    Lu Xin ließ das Messer blitzschnell in einer Falte ihrer Robe verschwinden. Sie schaute zu Luce auf, als wolle sie sagen: Sonst noch was?
    »Was ist das dort drüben?« Luce zeigte auf etwas, das wie der obere Teil eines kleinen Schildkrötenpanzers aussah. Sie hatte es aus der Hand des Königs fallen sehen, als sie seinen Leichnam durch den Raum getragen hatten.
    Lu Xin warf den klatschnassen, blutbefleckten Lumpen weg und nahm den Panzer in ihre Hände. »Der Orakelknochen«, sagte sie leise. »Wichtiger als jeder König.«
    »Was ist das?«
    »Er birgt die Antworten des Herrn des Himmels.«
    Luce trat näher und kniete sich hin, um den Gegenstand zu betrachten, der eine solche Wirkung auf das Mädchen hatte. Der Orakelknochen war nichts weiter als ein Schildkrötenpanzer, aber er war poliert und makellos. Als Luce sich weiter vorbeugte, sah sie, dass jemand etwas mit weichen schwarzen Strichen auf die glatte Unterseite des Panzers geschrieben hatte:
    Ist Lu Xin mir treu oder liebt sie einen anderen?
    Frische Tränen stiegen in Lu Xins Augen auf, und die kühle Entschlossenheit, die sie Luce gegenüber an den Tag gelegt hatte, bekam einen Riss. »Er hat die Ahnen befragt«, flüsterte sie und schloss die Augen. »Sie müssen ihm von meinem Verrat erzählt haben. Ich – ich konnte nicht anders.«
    Daniel. Sie musste von Daniel sprechen. Eine geheime Liebe, die sie vor dem König verborgen hatte. Aber sie hatte sie nicht gut genug verbergen können.
    Luce verspürte tiefes Mitgefühl mit Lu Xin. Sie wusste mit jeder Faser ihrer Seele, wie das Mädchen sich fühlte. Sie teilten eine Liebe, die ihnen kein König nehmen konnte, eine Liebe, die niemand auslöschen konnte. Eine Liebe, die machtvoller war als die Natur.
    Sie nahm Lu Xin fest in den Arm.
    Und spürte, wie sie den Boden unter den Füßen verlor.
    Sie wollte es gar nicht tun! Aber ihr wurde bereits übel, ihr verschwamm alles vor den Augen, und sie sah sich selbst: fremd und wild und sich an ihre Vergangenheit klammernd, als ginge es um ihr Leben. Dann hörte der Raum auf, sich zu drehen. Luce war allein und hielt den Orakelknochen in der Hand. Es war getan. Sie war Lu Xin geworden.
    »Kaum verschwinde ich mal für drei Minuten, machst du schon 3D«, sagte Bill eingeschnappt und war wieder da. »Kann ein Gargoyle nicht mal eine schöne Tasse Jasmintee genießen, ohne bei seiner Rückkehr feststellen zu müssen, dass seine Schutzbefohlene sich ihr eigenes Grab geschaufelt hat? Hast du überhaupt daran gedacht, was passiert, wenn die Wachen an diese Tür klopfen?«
    Von der großen Bambustür im Hauptraum erklang ein scharfes Klopfen.
    Luce zuckte zusammen.
    Bill verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn man vom Teufel spricht«, bemerkte er. Dann rief er in einem hohen, affektierten Kreischen: »Oh, Bill! Hilf mir, Bill, was soll ich jetzt tun? Ich habe gar nicht daran gedacht, dir irgendwelche Fragen zu stellen, bevor ich mich in eine sehr dumme Situation gebracht habe, Bill!«
    Aber Luce brauchte Bill gar keine Fragen zu stellen. In

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