Engelsflammen: Band 3 (German Edition)
vom Kopf und warf ihn auf den Sitz.
Ihr dunkles Haar wallte herab, die Haare fielen bis unter ihren bronzenen Brustpanzer. Dann konnte sie nur noch verschwommen sehen, da ihre Augen sich mit Tränen füllten.
»Lu Xin?« De nahm sie in die Arme. Ihre Nasen berührten sich sanft und sie lehnte ihre Wange an seine und fühlte sich warm und geborgen. Sie hob den Kopf und küsste den schönen Schwung seiner Lippen. Er reagierte hungrig auf ihren Kuss, und Luce sog jeden wunderbaren Augenblick in sich auf, spürte das Gewicht seines Körpers und verwünschte die schwere Rüstung zwischen ihnen.
»Du bist die Letzte, die ich hier erwartet habe«, sagte De leise.
»Ich könnte das Gleiche von dir sagen«, erwiderte sie. »Was machst du hier?«
»Als ich mich den Rebellen von Zhou angeschlossen habe, habe ich geschworen, den König zu töten und dich zurückzuholen.«
»Der König ist … oh, das spielt alles keine Rolle mehr«, flüsterte Luce, küsste seine Wangen und seine Lider und umfasste seinen Nacken.
»Nichts spielt eine Rolle«, bekräftigte De. »Nur dass ich mit dir zusammen bin.«
L uce dachte an sein leuchtendes Glühen in Chichén Itzá . Ihn in diesen anderen Leben zu sehen, an Orten und zu Zeiten, die so weit von daheim entfernt waren – jedes einzelne davon bestätigte nur, wie sehr sie ihn liebte. Das Band zwischen ihnen war unzerstörbar –, so, wie sie einander ansahen, wie einer die Gedanken des anderen lesen konnte, wie einer dem anderen das Gefühl gab, vollkommen zu sein, konnte es daran keinen Zweifel geben.
Aber wie konnte sie den Fluch vergessen, unter dem sie seit einer Ewigkeit litten? Und die Mission, auf der sie war, um diesen Fluch zu brechen? Sie war zu weit gekommen, um zu vergessen, dass es noch immer Hindernisse zu überwinden galt, bevor sie wirklich mit Daniel zusammen sein konnte.
Bisher hatte sie jedes Leben etwas gelehrt. Dieses Leben barg sicher seinen eigenen Schlüssel. Wenn sie nur gewusst hätte, wonach sie suchen sollte.
»Wir haben die Nachricht erhalten, dass der König hier eintreffen würde, um die Truppen dort unten zu führen«, erklärte De. »Die Rebellen hatten geplant, die Kavallerie des Königs in einen Hinterhalt zu locken.«
»Sie sind unterwegs«, erwiderte Luce und erinnerte sich an Huangs Anweisungen. »Sie werden jeden Moment hier sein.«
Daniel nickte. »Und wenn sie hier ankommen, werden die Rebellen von mir erwarten, dass ich kämpfe.«
Luce zuckte zusammen. Sie war bereits zweimal mit Daniel zusammen gewesen, als er sich für die Schlacht rüstete, und beide Male hatte es zu etwas geführt, das sie nie wieder sehen wollte. »Was soll ich tun, während du …«
»Ich werde nicht kämpfen, Lu Xin.«
»Was?«
»Dies ist nicht unser Krieg. Das war er nie. Wir können bleiben und anderer Leute Schlachten schlagen, oder wir können das tun, was wir immer getan haben und uns füreinander entscheiden und gegen alles andere. Verstehst du, was ich meine?«
»Ja«, flüsterte sie. Lu Xin verstand die tiefere Bedeutung von Des Worten nicht, aber Luce war sich fast sicher, dass sie es begriff – dass Daniel sie liebte, dass sie ihn liebte und dass sie sich dafür entschieden, zusammen zu sein.
»Sie werden uns nicht so ohne Weiteres gehen lassen. Die Rebellen werden mich wegen Fahnenflucht töten.« Er setzte ihr den Helm wieder auf den Kopf. »Du wirst ebenfalls kämpfen müssen, um hier wegzukommen.«
»Was?«, flüsterte sie. »Ich kann nicht kämpfen. Ich kann dieses Ding kaum heben« – sie deutete auf die Hellebarde. »Ich kann nicht …«
»Doch«, unterbrach er sie und vermittelte ihr mit diesem einen Wort eine tiefe Bedeutung. »Du kannst.«
Der Wagen füllte sich mit Licht. Für einen Moment da chte Luce, dies sei der Moment, in dem ihre Welt in Fl ammen aufgehen würde, in dem Lu Xin sterben würde, in dem ihre Seele in die Dunkelheit verbannt werden würde.
Doch das geschah nicht. Das Leuchten kam aus Des Brust. Es war das Leuchten von Daniels Seele. Es war nicht so stark oder so strahlend, wie es bei dem Maya-Opfer gewesen war, aber es war genauso atemberaubend. Es erinnerte Luce an das Leuchten ihrer eigenen Seele, als sie Lu Xin das erste Mal gesehen hatte. Vielleicht lernte sie, die Welt wirklich so zu sehen, wie sie war. Vielleicht verblassten schließlich doch ihre Illusionen.
»In Ordnung«, sagte sie und stopfte sich ihr langes Haar wieder unter den Helm. »Gehen wir.«
Sie teilten die Vorhänge. Vor ihnen wartete ein
Weitere Kostenlose Bücher