Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
Vom Netzwerk:
Namenszug Van Campen mit einer schwungvollen Schrift unter das Blatt gesetzt.

31.
    31.
     
    Martin war aufgeregt.
    Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er war, während er wartete, wirklich total nervös. Und zwar wegen einem Kerl. Er konnte es selber nicht fassen. Doch die hektischen Reaktionen, die sein Körper zeigte, bewiesen es ihm eindeutig, so dass er es nicht mehr leugnen konnte. Ungeduldig trat er von einem Bein aufs andere und war nicht in der Lage, still zu stehen. Auch konnte er sich nicht auf die belanglosen Gespräche seiner Freunde konzentrieren. Immer wieder schweifte sein Blick suchend über die versammelten Besucher, die darauf warteten, in die Konzerthalle eingelassen zu werden.
    Er würde doch kommen? Hoffentlich wusste er zu schätzen, dass ihm eine Wheat-Karte, die auf dem Schwarzmarkt mittlerweile den dreifachen Wert ihres Preises erreicht hatte, einfach so geschenkt worden war. Er konnte sie nicht einfach verfallen und ihn wie einen Depp warten lassen.
    Was war überhaupt los mit ihm, dass er hier wie ein Schuljunge an seinem ersten Schultag herumzappelte? Er war hier, um Spaß zu haben und Musik zu hören, nicht, um sich Gedanken zu machen. Erst recht nicht über einen Kerl. Genervt warf er sein langes Haar zurück.
    „Wenn du in den Ketten von Jemand hängen bleibst, werde ich dir nicht helfen.“ Karin machte sich gerade über den geflochtenen Ziegenbart eines jungen Mannes lustig, an dessen Ende eine schwarze Perle glänzte. Alle lachten. Auch Martin zwang seine Aufmerksamkeit auf seine Freunde zurück und konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken. Das Gesicht von Leopold, dessen Ziegenbart seit Monaten sein ganzer Stolz war, sah wirklich zum schießen aus.
    „Dir werd ich das Lästern schon austreiben“, rief Leopold gerade und machte einen Schritt auf Karin zu.
    Diese versteckte sich schutzsuchend hinter Martins Rücken. Ihre Finger umklammerten seine Schultern. „Marty, rette mich! Poldi will mich schlagen!”
    „Vielleicht hast du’s ja verdient?”, antwortete Martin, stellte aber trotzdem seinen Fuß, der in hohen schnallenbedeckten Stiefeln steckte, provokativ einen halben Meter zur Seite und sagte betont cool: „Du kommst hier nicht vorbei, Poldi!“
    „Kein Problem. Sie gehört dir. Mit einem Weib, das Haare auf den Zähne hat, würde ich eh nie was anfangen.“
    „Die Frage ist doch eher, ob ich mit dir was anfangen würde“, konterte Karin und lugte, während sie sich immer noch an Martin festhielt, grinsend hinter dessen Schulter hervor.
    „Das sah beim Beltane Fest aber ganz anders aus. Oder was hast du dafür ne Ausrede?“
    „Wir kennen die Ausrede“, rief Mark und erhob seine Hände wie ein Dirigent, der den Einsatz angab. Der Chor um Martin herum grölte einstimmig: „Met, Met, Karin säuft Met.“ - „Und verträgt ihn nicht.“
    „Das war ein Opfer an die Göttin“, giftete Karin zurück. „Alles, was ich an dem Abend getan habe, war ein Opfer, nichts weiter, Poldi!“
    „Ja klar, Karin. Ich fand es genau so schön wie du …“
    Allmählich bewegte sich die wartende Menschenmenge auf den Eingang der Konzerthalle zu. Auch Martins Gruppe setzte sich langsam in Bewegung.
    „Ich glaube, du kannst mich jetzt wieder loslassen. Die Gefahr ist vorbei“, sagte Martin und sah auf Karin hinunter. Er warf noch einen letzten suchenden Blick in die Runde, bevor er seiner Gruppe folgte. Karin, die einen kurzen Lackmini trug, unter dem die Abschlüsse ihrer halterlosen Strümpfe hervorlugten, drehte sich noch einmal zu ihm um. „Ja, ich trinke Met. Haben wir doch alle gemacht, oder?“
    „Da hast du wohl recht. An solchen Abenden ist das Moto doch eh: Wer sich nicht am Boden festhalten muss, ist noch nicht richtig besoffen.“
    „Dich habe ich aber nicht dabei erwischt, dass du dich irgendwo festhalten musstest“, bemerkte Karin und fügte leise hinzu: „Noch nicht einmal an einem Mädchen.“
    „Ich bin einiges gewöhnt, aber das mit dem Mädchen kann man ja nachholen. Ich bin da offen“, konterte Martin.
    Karin sah ihm in die Augen und strich sich aufreizend mit der Hand über ihre Taille, die von einer eng geschnürten Korsage betont war. „So ist das also? Gefällt dir eigentlich mein Outfit?“
    „Nicht übel“, antwortete Martin neutral. Was tat Karin hier eigentlich? Machte sie ihn hier etwa an?
    „Kennst du eigentlich schon mein neues Piercing? Ich könnte es dir nachher mal zeigen“, sagte sie schelmisch.
    „Ich hab auch ein neues

Weitere Kostenlose Bücher