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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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Vernissage. Ein paar mehr Fotos dieser Art kämen mir ganz recht. Vielleicht wird Henrik sich heute auch noch zur Verfügung stellen?“ Sie lachte und der Mann im Hintergrund stimmte in ihr Lachen ein.
    „Wie viel würde ich denn verdienen?“, fragte Ángel schnell und lehnte seine Stirn gegen die kühlende Scheibe. Egal, was er für diese Fotos tun musste, wenn er nur genug Geld bekam, wäre ihm alles recht.
    „Ach, daher weht der Wind? Darüber reden wir danach. Je nachdem, wie lange es dauert, bis ich die Fotos habe, die ich will.“
    „Ich werde gut sein. Es wird schnell gehen“, sagte er eilig.
    Valerie lachte. „Das befürchte ich.“
    Er wagte nicht zu fragen, was sie mit diesem seltsamen Satz nun wieder meinte. Er hatte schon Glück, dass sie immer noch Interesse an ihm hatte. Er würde Valerie vertrauen müssen … aber er hatte eh keine andere Wahl.

30.
    30.
     
    Als Wolfgang von einem seiner kleinen, unlukrativen Konzerte nach Hause kam, saß Ángel niedergeschlagen da und nähte eine aufgerissene Naht seines neuen Anzugs.
    „So ein Mistwetter draußen!“
    „Hm“, antwortete Ángel, ohne aufzusehen.
    „Soll ich den Champagner wieder wegschließen?“
    „Seit wann haben wir so was wie Champagner im Haus?“, fragte Ángel mit einem zynischen Unterton, den Wolfgang so noch nie bei ihm gehört hatte.
    „Ist wohl nicht so gut gelaufen, he?“
    „Weiß nicht, wird sich zeigen.“ Mehr sagte Ángel nicht. Er tat stattdessen so, als müsse er sich auf seine Arbeit konzentrieren.
    „Was ist los? Kann ich dir irgendwie helfen?“
    Der Junge hob den Blick und sah Wolfgang endlich an. In seinem Blick lag Schmerz und Enttäuschung. Wolfgangs Herz krampfte sich bei diesem Anblick zusammen. „Was ist passiert?“
    „Nichts, alles in bester Ordnung … aber vielleicht …“
    „Was? Sag schon!“ Sein Zögern und die offensichtliche Niedergeschlagenheit machten Wolfgang ganz nervös.
    „Könntest du …“, begann Ángel stockend, als bereite es ihm große Mühe, seine Bitte zu formulieren. „Könntest du mir etwas auf deinem Computer schreiben?“
    „Sicher. Kein Problem“, entgegnete Wolfgang erleichtert. Er wusste, dass Ángel Probleme beim Lesen und Verfassen offizieller Schreiben hatte. Das war kein Geheimnis mehr zwischen ihnen. Er hatte damals, als Ángel ihn um Hilfe bat, nicht gelacht und ihn auch nie mit diesem Makel aufgezogen. Mittlerweile sollte der Junge doch wissen, dass er ihm vertrauen konnte.
    Wolfgang startete den Computer, öffnete ein leeres Dokument und sah Ángel erwartungsvoll an. „Was soll ich schreiben?“
    Ángel ließ die Jacke auf seinen Schoß sinken, rieb mit der Handfläche über seine Stirn und begann zögernd zu diktieren: „Hiermit erlaube ich meinem Sohn, Ángel van Campen, der Künstlerin Valerie Jugan für jede Art von Fotos Model zu stehen.“
    Wolfgang hielt im Schreiben inne und sah ihn an. „Du brauchst eine Einverständniserklärung? Ich dachte, du wärst volljährig.“
    „Bin ich ja auch fast …“
    „Fast? Ich weiß ja nicht ...“ Wolfgang sah ihn zweifelnd an.
    „Es sind doch nur Fotos. Ist nichts weiter dabei – das sind doch deine eigenen Worte.“
    „Ja schon, aber da wusste ich auch nicht, wie alt du wirklich bist. Du bist siebzehn, oder?“ Wieder schüttelte er ungläubig den Kopf.
    „Und? Jetzt, wo du’s weißt, ändert sich plötzlich alles?“
    „Nein, natürlich nicht.“ Wolfgang starrte auf seine Finger, die über der Tastatur schwebten.
    „Bitte, dann tu mir den Gefallen. Es ist wichtig.“ Ángels flehenden Blick, halb verborgen unter den nassen Haaren, die sich schon wieder leicht zu ringeln begannen, konnte Wolfgang einfach nichts entgegensetzen. Er war sich in diesem Moment nicht sicher, ob er nicht vielleicht noch viel mehr tun würde, wenn Ángel ihn nur darum bat. Was war da schon so ein Schreiben …
    „An welchem Tag hast du eigentlich Geburtstag?“, fragte er ganz nebenbei.
    „Wozu willst du das wissen?“ Ángel sah ihn misstrauisch an.
    „Vielleicht, weil ich ja mit dir feiern will?“
    Ángel wendete sein Gesicht ab, so dass Wolfgang seine Mimik nicht mehr sehen konnte. „Ich habe meinen Geburtstag in den letzten Jahren nicht gefeiert und möchte daran auch jetzt nichts mehr ändern.“
    Wolfgang nickte leicht und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Kurze Zeit später reichte er Ángel die gewünschte Erklärung mit den Worten: „Im Prinzip bin ich ja zurzeit dein Erziehungsberechtigter.“ Er hatte den

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