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Engelsgesicht

Engelsgesicht

Titel: Engelsgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu stellen getraut hatte. »Willst du wirklich sterben, Vater, oder noch weiterhin am Leben bleiben?«
    Lintock schüttelte den Kopf. Er glaubte, sich verhört zu haben. »Was hast du gesagt? Sterben? Ich... ich... soll sterben?«
    »Nein – eigentlich nicht. Oder doch, wenn du gewissen Mächten in die Quere kommst.«
    »Mächten?«, flüsterte er.
    »Ja, Mächten!«, höhnte sie zurück. »Starke Mächte. Sehr starke sogar. Getauft mit Blut. Blutmächte, wenn du so willst. Ich an deiner Stelle würde es mir überlegen.«
    Der Pfarrer wollte es noch immer nicht wahrhaben.«Hast du eigentlich vergessen, dass ich noch immer dein Vater bin?«
    »Nein, habe ich nicht. Aber...«
    »Ich lasse kein Aber gelten!«, schrie er.
    »Nicht mehr, hast du verstanden? Das ist vorbei. Endgültig. Ich gehöre weder zu dir noch zu meiner Mutter. Ich gehöre einer anderen, und mit ihr werde ich den Weg gehen.«
    Der Pfarrer hatte allmählich das Gefühl, etwas Klarheit zu bekommen. Das ganze Benehmen seiner Tochter deutete auf einen bestimmten Beweis hin. »Bist du etwa in einer Sekte? Bist du, meine Tochter, in deren Fänge geraten?«
    »Quatsch!«
    »Doch. So muss es sein. Wer als normaler Mensch lässt sich schon derartige Verletzungen beibringen? Das muss einfach so gewesen sein. Du steckst mitten in einer verdammten Sekte. Das ist... das... kann ich nicht zulassen. Ich werde dafür sorgen, dass man dich behandelt, Silvia. Du musst zu einem Kollegen von mir gehen, der zugleich als Sektenberater seinen Dienst tut. Er, du und ich, wir schaffen es gemeinsam. Wir fangen mit dir und Diana an. Ich schwöre dir, dass ich die Dinge ändern werde. Ich lasse nicht zu, dass jemand wie du mir aus den Fängen gerät. Das glaube mal.«
    Silvia hatte zugehört, ohne etwas zu sagen. Auch als ihr Vater nicht mehr sprach, schwieg sie. Sie kniete sich auf das Bett und schaute in die Augen des Pfarrers.
    Er schaffte es, dem Blick standzuhalten. Und er hatte dabei den Eindruck, tief in den Schächten der Pupillen etwas Böses lauern zu sehen. Das machte ihm klar, dass ihm Silvia endgültig entglitten war und es schwer sein würde, sie wieder in die normale Welt zurückzuholen.
    Sie schüttelte den Kopf. Sie lächelte sogar – und lenkte ihren Vater damit bewusst ab. Er konnte nicht reagieren, denn alles ging blitzschnell. Als er die Arme hochriss, war es schon zu spät. Da klatschte die Decke nicht nur gegen sein Gesicht, sie senkte sich auch über seinen Kopf hinweg, und so stand er im Dunkeln. Unbeweglich zunächst, denn er hatte einen Schock bekommen.
    Silvia wollte die Gelegenheit nutzen. Ihr Vater konnte nichts sehen, das war ihr Glück. Sie sprang aus dem Bett und griff zugleich nach einer kleinen Statue, die nicht weit entfernt stand. Es war ein Bär aus Stein, der wie von selbst in die rechte Hand hineinrutschte.
    Mit dem Gegenstand in der Hand fuhr sie herum. Sie riss den Arm hoch und sah, dass ihr Vater versuchte, sich von der langen Decke zu befreien. Er stellte sich dabei etwas ungeschickt an, und deshalb hing die Decke noch über seinem Kopf. Deutlich zeichnete er sich ab.
    Silvia schlug zu!
    Sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass es sich dabei um ihren Vater handelte. Hier musste einfach gehandelt werden.
    Der Pfarrer schaffte es nicht mehr, sich rechtzeitig genug zu befreien. Der harte Gegenstand erwischte seinen Kopf. Ein dumpf klingender Laut war zu hören, möglicherweise auch ein Schrei, dann zuckte die Gestalt noch einmal und sackte zusammen.
    Neben dem Bett blieb sie liegen. Unter der Decke rührte sich nichts mehr.
    Silvia Lintock atmete einige Male tief durch. In ihr war nicht die geringste Spur von Bedauern vorhanden. Ihr Vater hatte sich uneinsichtig gezeigt und sich damit selbst alles verstellt. Aus diesem Grunde würde sein weiteres Schicksal anders aussehen, als er es sich vorgestellt hatte.
    Silvia konnte nur nichts allein entscheiden. Sie musste abwarten. Die Nacht würde erst vergehen. Dann musste Lisa Bescheid wissen. Vielleicht konnte sie auch sein Blut gebrauchen. Möglich war alles.
    Wichtig war nur, dass ihr Vater noch lebte, denn mit einem Toten konnte Lisa nichts anfangen. Er blutete nicht mehr. Bei ihr musste das Blut frisch und dampfend sein, wie sie einmal gesagt hatte.
    Sie pfiff leise durch die gespitzten Lippen, als sie sich bückte und die Decke von der Gestalt wegzog. Sie befürchtete, zu fest zugeschlagen zu haben, aber das konnte sie vergessen. Ihr Vater lebte. Er war nicht tot. Trotz der

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