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Engelsgesicht

Engelsgesicht

Titel: Engelsgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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endlich strömen konnte, und hatte das Gefühl, dass sich seine Knöchel verdickten.
    »Die Hände bleiben gefesselt, Vater! Nicht dass du dir falsche Hoffnungen machst.«
    »Ich hätte es dir auch nicht zugetraut, Silvia.«
    »Das hört sich schon besser an. Selbst du lernst, wie ich hören kann. Sehr gut.«
    Sie stand auf und gab Diana ein Zeichen. »So, meine Liebe, du kannst mithelfen. Du hast ihn ja in dein Herz geschlossen und bist sogar freiwillig zu ihm gegangen. Was glaubst du, was Lisa dazu sagen wird? Das ist, als hättest du versucht, ihr Engelsgesicht zu zerstören. Ich bin gespannt.«
    »Nein, nein, Silvia. Du hast mir versprochen, nichts zu sagen. Das hast du doch.«
    »Es kommt darauf an, wie du dich verhältst. Kommst du etwas vom Weg ab, dann...« Sie lachte und schlug Diana auf die Schulter. »Und jetzt hilf mir, ihn aufzurichten. Er wird es allein nicht schaffen. Wir wollen auch nicht zu lange warten.«
    Vier Frauenhände verteilten sich an den Schultern des Pfarrers. Sehr sicher griffen sie zu, und in ihnen steckte auch die Kraft, den Körper anheben zu können.
    Lintock spürte den plötzlichen Ruck und in den nächsten Augenblicken nichts mehr. Die Welt um ihn herum war in einem Kreisel oder Sog untergegangen. Es war nichts mehr möglich. Er sah weder ein Oben noch ein Unten. Der Schwindel, dieses Abtauchen, das plötzliche Wegsein, der Wunsch, wieder bewusstlos zu werden, das alles ließ ihn vergessen, wo er sich befand. Hinzu kamen die Schmerzen, die seinen Kopf malträtierten. Er hatte es noch längst nicht überstanden. Der verdammte Schlag gegen den Kopf hatte bei ihm einiges durcheinander gebracht. Aber er merkte schon, dass er nicht in einer sitzenden Haltung blieb, sondern auf die Beine gezerrt wurde. Allein konnte er nicht stehen bleiben. Er wurde festgehalten. Er hörte auch die Stimmen um sich herum, ohne zu erfahren, was sie sprachen.
    Noch immer kam er sich vor wie auf dem schwankenden Floß, das durch wildes Wasser trieb. Die Stiche durchzuckten seinen gesamten Kopf, in dem sich ein dumpfes Gefühl ausgebreitet hatte.
    Jemand war von hinten dicht an Lintock herangetreten. Er spürte die Hände am Kragen des Hemds. »Ja, das Hemd!«, sagte Silvia. »Reiß es ihm vom Körper. Los, mach schon, Diana.«
    Die Angesprochene gehorchte. Sie wusste sehr gut, was sie ihrer Freundin schuldig war. Mit wenigen Rucken zerrte sie das Hemd aus dem Hosenbund, dann wanderten die Hände auf Lintock’s Brust zu, und mit den nächsten Rucken wurden die Knöpfe aufgefetzt, die wie kleine Perlen zur Seite sprangen.
    Der Pfarrer stand mit nacktem Oberkörper vor den Frauen. Er merkte auch den Wind, der über seine Haut strich, und erschauerte. Er öffnete auch die Augen, denn der Schwindel hatte nachgelassen. Jetzt tobten nur noch die Schmerzen durch seinen Kopf, die so stark waren, dass er das Gesicht verzog.
    Lintock riss sich nur mühsam zusammen. Am liebsten wäre er zusammengesunken, aber hinter ihm stand jemand, der ihn festhielt. Die Hände blieben weiterhin gefesselt. Er konnte nicht ausweichen. Er musste einfach nach vorn schauen, wo die Frauen einen Halbkreis aufgebaut hatten, bis auf eine, die ihn festhielt.
    Es musste Doris sein, denn sie sah er zwischen den anderen nicht. Seine eigene Tochter war ein Stück nach vorn gegangen. Das Rasiermesser hielt sie aufgeklappt in der Hand. Ihre Blicke tasteten dabei den Körper des Pfarrers ab. Es waren nicht die Blicke einer Tochter, die ihren Vater liebt. So wie sie schaute ein eiskaltes Luder, das unter Strom stand.
    Lintock konnte nicht mehr hinsehen. Er drehte den Kopf nach rechts und sah am Boden die Gefäße stehen, in denen sein Blut gesammelt werden sollte. Sie sahen aus wie übergroße Tassen und waren von innen nicht gesäubert worden, sodass an den Innenseiten noch Blut klebte.
    Der Pfarrer konnte das Zittern nicht unterdrücken. Wieder war ihm so kalt geworden. Er verkrampfte sich, obwohl noch nichts mit ihm geschehen war. Sein Puls raste, und dann hörte er den scharfen Ruf seiner Tochter.
    »Diana!«
    »Ja, ja...«
    »Nimm das Messer. Ich habe dich bestimmt, den Anfang zu machen. Du kennst die Gründe.«
    »Sicher!«
    »Dann los! Aber mach es richtig. Wir werden zuschauen. Einen Fehler, und wir werden uns dich vornehmen. Dann wirst du ausbluten, meine Teure, klar?«
    Dianas Antwort bestand aus einem Nicken. Sie wirkte überfordert. Der Blick irrte hin und her. Sie zitterte und hatte Mühe, die Klinge aus dem Griffholz zu ziehen.
    »Geh

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